In Sizilien stand der Tag der Arbeit seit jeher unter einem schlechten Stern.
Seit 66 Jahren wird auf dem Bergpass Portella della Ginestra bei Palermo der 11 Opfer des 1. Mai 1947 gedacht. Damals waren feiernde Landarbeiter von einer Mafiabande im Auftrag von Politikern und Großgrundbesitzern mit Maschinenpistolen beschossen worden. Gestern sah man vor allem junge Leute am Gedenkstein der unschuldigen Opfer. Sogar junge Kommunisten, wie Mauro, der mit einem Spruchband gegen die neue Regierung protestierte.
"Der Kampf für die Emanzipation der Ausgebeuteten, der Bauern, und der Arbeiterklasse wurde verraten von denen, die sie einst repräsentiert haben. Die Mittelinkspartei regiert jetzt mit der Rechten von Berlusconi unter dem Diktat der Europäischen Zentralbank. "
Junge Italiener zwischen 16 und 24 Jahren sind besonders
hart von der Krise und dem daraus entstehenden Mangel an Arbeit betroffen. Sie stellen fast 40 Prozent der drei Millionen Arbeitslosen. Zu ihnen gehört Francesco aus Palermo
"Die Arbeitslosigkeit nimmt sogar zu, man findet absolut keinen Job und niemand schafft neue Arbeitsplätze. "
Seiner Freundin Carlotta geht es nicht besser:
"Uns bleibt als einziger Ausweg, immer weiter zu studieren. Die Uni ist so eine Art Parkplatz, wo es aber immer enger wird. Es bleibt einem nichts anderes übrig als mit 25 immer noch zu Hause zu leben, versorgt von den Eltern wie ein Wickelkind und zu hoffen, dass irgend mal ein Wunder geschieht."
Viele von Carlottas Freunden warten nur noch passiv darauf, dass etwas passiert, andere werden sogar depressiv. Andernorts führt der Mangel an Arbeit auch zu Tragödien wie die Schüsse vor dem Regierungsgebäude in Rom am vergangenen Samstag. Was den Nachwuchskommunisten Mauro nicht wundert.
"Wenn diejenigen, die schon viel haben, immer mehr scheffeln und dafür jene, die schon arm sind, immer weniger, dann führt das natürlich zu sozialen Spannungen."
Der Applaus galt den gloriosen Arbeitskämpfen der Vergangenheit
Trauriges Gedenken auch in Perugia, tausend Kilometer nördlich von Palermo. Und Abschied vom Klassenkampf. Arbeitnehmer und Arbeitgeber gingen gestern in Umbrien zum ersten Mal gemeinsam am Tag der Arbeit auf die Straße, nachdem Anfang März ein Pleite gegangener Kleinunternehmer erst zwei Angestellte der Regionalbehörde und dann sich selbst erschossen hatte, weil ihm ein dringend benötigter Zuschuss verweigert worden war. Solidarität mit allen Opfern der schlimmsten Krise seit Jahrzehnten sei jetzt gefordert, so einer der Teilnehmer an der Demo.
"Ich glaube, in der Arbeitswelt müssen wir künftig alle zusammenhalten, denn die vielen Probleme betreffen gleichermaßen beide Seiten."
Feuriger denn je klangen die Reden der Gewerkschaftsvertreter, die das Gespenst der um sich greifenden Armut durch zunehmende Arbeitslosigkeit beschworen, wie die Vertreterin der Landarbeiter Stefania Croggi.
"Wir brauchen dringend neue legale Arbeitsplätze, nicht die Schwarzarbeit, die Menschen oft zu Sklaven macht. Und wir müssen gegen Steuerhinterziehung und die Mafia vorgehen, damit das Land wieder auf die Beine kommt und das Gespenst der Armut verschwindet."
Kaum mehr als die üblichen Parolen – aber keine zündende Idee, wie die Krise zu meistern wäre. Auch von der neuen Regierung erwarten die meisten nicht viel. Unter den Arbeitern, den Arbeitslosen und den von der Pleite bedrohten Unternehmern machen sich Skepsis und Hoffnungslosigkeit breit. So galt der Applaus weniger den Rednern auf der Bühne als den Opfern glorioser Arbeitskämpfe der Vergangenheit.
Seit 66 Jahren wird auf dem Bergpass Portella della Ginestra bei Palermo der 11 Opfer des 1. Mai 1947 gedacht. Damals waren feiernde Landarbeiter von einer Mafiabande im Auftrag von Politikern und Großgrundbesitzern mit Maschinenpistolen beschossen worden. Gestern sah man vor allem junge Leute am Gedenkstein der unschuldigen Opfer. Sogar junge Kommunisten, wie Mauro, der mit einem Spruchband gegen die neue Regierung protestierte.
"Der Kampf für die Emanzipation der Ausgebeuteten, der Bauern, und der Arbeiterklasse wurde verraten von denen, die sie einst repräsentiert haben. Die Mittelinkspartei regiert jetzt mit der Rechten von Berlusconi unter dem Diktat der Europäischen Zentralbank. "
Junge Italiener zwischen 16 und 24 Jahren sind besonders
hart von der Krise und dem daraus entstehenden Mangel an Arbeit betroffen. Sie stellen fast 40 Prozent der drei Millionen Arbeitslosen. Zu ihnen gehört Francesco aus Palermo
"Die Arbeitslosigkeit nimmt sogar zu, man findet absolut keinen Job und niemand schafft neue Arbeitsplätze. "
Seiner Freundin Carlotta geht es nicht besser:
"Uns bleibt als einziger Ausweg, immer weiter zu studieren. Die Uni ist so eine Art Parkplatz, wo es aber immer enger wird. Es bleibt einem nichts anderes übrig als mit 25 immer noch zu Hause zu leben, versorgt von den Eltern wie ein Wickelkind und zu hoffen, dass irgend mal ein Wunder geschieht."
Viele von Carlottas Freunden warten nur noch passiv darauf, dass etwas passiert, andere werden sogar depressiv. Andernorts führt der Mangel an Arbeit auch zu Tragödien wie die Schüsse vor dem Regierungsgebäude in Rom am vergangenen Samstag. Was den Nachwuchskommunisten Mauro nicht wundert.
"Wenn diejenigen, die schon viel haben, immer mehr scheffeln und dafür jene, die schon arm sind, immer weniger, dann führt das natürlich zu sozialen Spannungen."
Der Applaus galt den gloriosen Arbeitskämpfen der Vergangenheit
Trauriges Gedenken auch in Perugia, tausend Kilometer nördlich von Palermo. Und Abschied vom Klassenkampf. Arbeitnehmer und Arbeitgeber gingen gestern in Umbrien zum ersten Mal gemeinsam am Tag der Arbeit auf die Straße, nachdem Anfang März ein Pleite gegangener Kleinunternehmer erst zwei Angestellte der Regionalbehörde und dann sich selbst erschossen hatte, weil ihm ein dringend benötigter Zuschuss verweigert worden war. Solidarität mit allen Opfern der schlimmsten Krise seit Jahrzehnten sei jetzt gefordert, so einer der Teilnehmer an der Demo.
"Ich glaube, in der Arbeitswelt müssen wir künftig alle zusammenhalten, denn die vielen Probleme betreffen gleichermaßen beide Seiten."
Feuriger denn je klangen die Reden der Gewerkschaftsvertreter, die das Gespenst der um sich greifenden Armut durch zunehmende Arbeitslosigkeit beschworen, wie die Vertreterin der Landarbeiter Stefania Croggi.
"Wir brauchen dringend neue legale Arbeitsplätze, nicht die Schwarzarbeit, die Menschen oft zu Sklaven macht. Und wir müssen gegen Steuerhinterziehung und die Mafia vorgehen, damit das Land wieder auf die Beine kommt und das Gespenst der Armut verschwindet."
Kaum mehr als die üblichen Parolen – aber keine zündende Idee, wie die Krise zu meistern wäre. Auch von der neuen Regierung erwarten die meisten nicht viel. Unter den Arbeitern, den Arbeitslosen und den von der Pleite bedrohten Unternehmern machen sich Skepsis und Hoffnungslosigkeit breit. So galt der Applaus weniger den Rednern auf der Bühne als den Opfern glorioser Arbeitskämpfe der Vergangenheit.