Gaza-Krieg
Vereinte Nationen: Alle Bewohner im Gazastreifen von Hungersnot bedroht

Angesichts des Krieges im Gazastreifen sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen mittlerweile alle Bewohner des Palästinensergebiets von einer Hungersnot bedroht. Der Sprecher des UNO-Büros für humanitäre Angelegenheiten, Laerke, sagte, es gelangten so gut wie keine verzehrfertigen Nahrungsmittel in das Gebiet.

    Rafah: Das Bild zeigt Palästinenser nach der Entgegennahme von humanitärer Hilfe aus einer Hilfsgüterverteilungsstelle der von den USA unterstützten Gaza Humanitarian Foundation (GHF) in Rafah im südlichen Gazastreifen.
    Nach Angaben der UNO leiden Palästinenser im Gazastreifen unter Hunger. (Rizek Abdeljawad / XinHua / dpa / Rizek Abdeljawad)
    Lediglich einige hundert Lastwagen mit Lebensmitteln hätten überhaupt die Genehmigung erhalten, bis zur Grenze zum Gazastreifen zu fahren, hieß es. Aufgrund bürokratischer und sicherheitstechnischer Hindernisse sei es praktisch unmöglich, die Hilfsgüter sicher in die Region zu bringen, sagte Laerke.
    Israel hatte seine Blockade für Lieferungen der UNO nach gut elf Wochen aufgegeben. Die umstrittene private Organisation Gaza Humanitarian Foundation begann diese Woche mit der Verteilung von Gütern. Am Dienstag kam es zu Tumulten, als Tausende Palästinenser zu den Lagern eilten.

    Frankreich droht mit Sanktionen

    Frankreichs Präsident Macron stellte angesichts des Gaza-Kriegs Sanktionen gegen Israel in Aussicht. Sollte sich die Situation im Gazastreifen nicht zeitnah verbessern, brauche es eine härtere Haltung der Europäer, sagte Macron am Rande eines Besuchs in Singapur. Immer wieder verstoße Israel in seinem Kampf gegen die Terrorgruppe Hamas gegen Menschenrechte.
    Der rechtsextreme israelische Sicherheitsminister Ben-Gvir forderte hingegen, die Militäroffensive mit voller Härte fortzuführen. Es sei an der Zeit, die Hamas zu vernichten und bis zum letzten Mann zu töten, schrieb Ben-Gvir auf Telegram.

    Debatte über Waffenlieferungen an Israel

    Die Mehrheit der EU-Länder hatte vor anderthalb Wochen beschlossen, wegen der katastrophalen Lage im Gazastreifen ihr Kooperationsabkommen mit Israel zu überprüfen. Auch Bundeskanzler Merz hatte sich zuletzt kritisch über das Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza geäußert und gesagt, dies erscheine ihm nicht zwingend notwendig für die Verteidigung des Existenzrechts Israels. Zu möglichen Konsequenzen hatte sich Merz jedoch nicht geäußert.
    Die Grünen-Vorsitzende Brantner forderte unterdessen Konsequenzen für Waffenlieferungen an Israel. Bundeskanzler Merz müsse nach seiner Kritik an der israelischen Regierung Taten folgen lassen, sagte Brantner dem Magazin "Spiegel". Es dürften keine deutschen Waffen völkerrechtswidrig im Gazastreifen eingesetzt werden. Einen kompletten Lieferstopp lehnte Brantner jedoch ab. Zudem forderte die Grünen-Chefin Sanktionen gegen israelische Minister, die Siedlungspolitik förderten. Verteidigungsminister Katz und Verkehrsminister Smotrich hatten zuvor die Errichtung von 22 neuen Siedlungen im besetzten Westjordanland angekündigt.
    Diese Nachricht wurde am 30.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.