Donnerstag, 18. April 2024

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Verhalten bei Olympia-Siegerehrung
Gold-Gewinner Harting erklärt seine Faxen

Erst holte Diskuswerfer Christoph Harting in Rio olympisches Gold, dann alberte er bei der Siegerehrung herum. Bei Sportlern, Funktionären und Fans sorgte er damit für Empörung. Nun springt Gregor Gysi für ihn in die Bresche - und Harting selbst erklärt, wie er sich auf dem Treppchen gefühlt hat.

14.08.2016
    Diskuswerfer Christoph Harting in Rio bei der Verleihung der Goldmedaille.
    Diskuswerfer Christoph Harting in Rio bei der Verleihung der Goldmedaille. (picture alliance / dpa/ Bernd Thissen)
    Als bei der Siegehrung am Samstag in Rio die deutsche Fahne für Christoph Harting hochgezogen wurde, benahm sich der neue Olympiasieger im Diskuswerfen nach Ansicht vieler völlig daneben: Er verschränkte die Arme vor der Brust, schunkelte, pfiff vor sich hin und machte Faxen. Sportler, Sportfunktionäre und Fans warfen ihm anschließend Respektlosigkeit und Arroganz vor. Im Interview mit der ARD sagte der 25-Jährige am Sonntag dazu: "Du bist auch noch halb im Wettkampfmodus, du bist im Kopf eigentlich völlig woanders, du bist hormon-technisch völlig übersteuert. Damit umzugehen ist natürlich eine Kunst für sich." Darauf, Olympiasieger zu werden, könne man sich nicht vorbereiten. "Ich meine, die haben die Hymne nur für mich gespielt. Es war unfassbar", so Harting. "Stillstehen war nicht so meins, deswegen ist das vielleicht falsch angekommen."
    Hartings Vater, Gregor Gysi und die Hertha springen ihm bei
    Auch Hartings Vater Gert erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Das ist Christoph und seine Art, Erfolge zu feiern." Verständnis kommt auch von Politikern wie Gregor Gysi. Der ehemalige Fraktionschef der Linken im Bundestag findet es gut, "dass solche jungen Repräsentanten unseres Landes im 21. Jahrhundert nicht mehr an Stechschritt und Pickelhaube erinnern". Anstatt Harting zu kritisieren, solle man sich über seine sportliche Meisterleistung freuen.
    Der Fußball-Bundesligist Hertha BSC verwies auf Twitter auf die Eigenarten der Hauptstädter.
    Sturm der Entrüstung
    Am Samstag hatte noch die Kritik an Hartings Verhalten überwogen. Hartings Trainer Torsten Lönnfors sagte der "Bild"-Zeitung: "Keine Ahnung, was das sollte, ich verstehe es nicht. Christoph muss aufpassen, dass er jetzt nicht frei dreht." Weitspringer Sebastian Beyer schrieb auf seiner Facebook-Seite, er schäme sich für dieses Verhalten.
    Auch der Delegationsleiter der deutschen Olympiamannschaft in Rio, Michael Vesper, kritisierte: "Was Christoph Harting bei der Siegerehrung gezeigt hat, war nicht gut." Die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, Dagmar Freitag, betonte, man dürfe erwarten, dass sich bei Olympischen Spielen "die Athletinnen und Athleten auch als Repräsentanten unseres Landes erweisen". Dazu zähle ein entsprechendes Auftreten und ein adäquater Umgang mit den Medien. Schnellfeuerpistolen-Bundestrainer Detlef Glenz bezeichnete Hartings Verhalten als "absolutes No go" und erklärte, er bringe seinen Schützlingen schon im Juniorenalter bei, sich bei Siegerehrungen gebührend zu verhalten. Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands, Clemens Prokop, sagte über den Diskuswerfer: "Seine sportliche Leistung war großartig, aber sein Verhalten bei der Siegerehrung ist unwürdig gewesen."
    Ein Teil der Kritk bezog sich auch auf Hartings Wortkargheit gegenüber der Presse. Dem ZDF verweigerte er ein Interview. Dem ARD-Hörfunk sagte er: "Ich bin kein Medienmensch, ich bin keine Kunstfigur, ich bin Sportler und lasse meine Leistung sprechen."
    (nin/ach)