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Verhaltenskodex für nachhaltigen Kaffeeanbau

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Deutsche Kaffee-Verband haben aus diesem Grund Anfang 2003 eine Initiative ins Leben gerufen, die die Arbeitsbedingungen der Produzenten verbessern und gleichzeitig die Umwelt schützen soll. Was dabei herausgekommen ist, ist ein Verhaltenskodex für nachhaltigen Kaffeeanbau. Der Verhaltenskodex für die Kaffeewirtschaft soll die Situation in den Anbaugebieten umfassend verbessern. Bessere Preise seien nur ein Aspekt, betont die Geschäftsführerin des Deutschen Kaffeeverbands, Cornel Kurt.

Von Thomas Mösch |
    Das Entscheidende an diesem Verhaltenskodex, dem Common Code, den wir hier entwickelt haben, ist weniger abhängig von Preisen, sondern das Ziel ist, mehr Nachhaltigkeit in den Kaffeesektor zu bekommen; das heißt nicht eindimensional, sondern unter sozialen Aspekten, Umweltaspekten und auf marktwirtschaftlicher Basis langfristig mehr Nachhaltigkeit in dem Sektor zu etablieren.

    Mitmachen in dem neuen System kann jeder, der ein paar Grundregeln befolgt. Geächtet werden unter anderem bestimmte schlimme Formen von Kinderarbeit, Zwangsarbeit in jeder Form, das Roden von Urwäldern, der Einsatz von international verbotenen Pestiziden und unmoralische Geschäftspraktiken.
    Ausgehend von dieser Basis regelt der Kodex dann das Verfahren, wie die Produzenten ihre Methoden in Richtung nachhaltiger Produktion verbessern können. Ein Ziel ist zum Beispiel ein sparsamer Umgang mit Wasser, erklärt Cornel Kurt.

    Einmal ist es so, dass in einigen Ursprungsländern Bewässerung stattfindet. Die Problematik ist dort, eine Balance zu erhalten, dass nicht mehr Wasser entnommen wird als dem System zurückgeführt wird. Eine andere Thematik ist, dass für die nasse Aufbereitung von Kaffee sehr viel Wasser benötigt wird, um den Kaffee zu waschen und für den Verarbeitungsprozess. Es gibt aber inzwischen sehr viele neue Technologien, Entwicklungen, Erkenntnisse, die es möglich machen, dort einzusparen.

    Am Ende soll dann kein verschmutztes Wasser mehr in die Umwelt gelangen. Der Kaffeeverband und das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit als Mitinitiator des Projekts setzen darauf, dass viele Verbesserungen nicht nur die Produktion effizienter machen, sondern die Lebensqualität in den Anbaugebieten verbessern.
    Davon überzeugt ist auch Manoel Bertone vom Nationalen Kaffeerat Brasiliens, der die Produktionsgenossenschaften des größten Kaffee-Exportlandes vertritt. Der Verhaltenskodex könne besonders in den ärmsten Kaffeeländern in Afrika und Asien helfen, erläutert Bertone am Beispiel Kinderarbeit.

    Damit die Kinder nicht arbeiten, sondern zur Schule gehen, brauchen sie Schulen. Die Kaffeebauern können schwerlich Schulen bauen, das ist eigentlich Sache der Regierung. Wir müssen also die Politik insgesamt ändern, damit mehr Geld in diese Institutionen fließt.

    Der Verhaltenskodex werde den Druck in Richtung einer anderen Politik im Interesse der Kaffeebauern verstärken, ist Bertone überzeugt. Details sollen zunächst in Pilotprojekten entwickelt werden. Später sollen dann unabhängige Institutionen garantieren, dass die Beteiligten ihren Verpflichtungen auch tatsächlich nachkommen.

    Das Funktionieren dieser Initiative soll aber vor allem die Vielzahl an Mitgliedern garantieren. Schon heute sind Verbände von Kaffeebauern aus vielen Ländern mit dabei, außerdem große Verarbeiter und Händler wie die Neumann-Gruppe, Tchibo oder Nestle sowie Nichtregierungsorganisationen wie Greenpeace, FIAN und mehrere Gewerkschaften.
    Warum Handel und Industrie mitmachen, erklärt Kaffeverbands-Geschäftsführerin Kurt so:

    Es ist so, dass der Verbraucher nicht nur einen gut schmeckenden Kaffee haben will, sondern dass meine Mitglieder auch das Gefühl haben, der Verbraucher möchte generell ein Produkt haben, bei dem er das Gefühl hat, das Produkt ist unter vernünftigen Rahmenbedingungen produziert worden. Das ist sicher ein ganz entscheidender Aspekt, der Firmen motiviert hieran teilzunehmen. Auch der Qualitätsaspekt spielt eine Rolle, weil nachhaltige Produktion auch Rohstoff sichert.

    An der Verpackung im Laden wird der Verbraucher wohl trotzdem nicht erkennen können, ob der Kaffee nach den Prinzipen des Verhaltenskodexes hergestellt wurde. An ein Siegel sei bisher nicht gedacht, berichtet Cornel Kurt.