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Verhandlungen in Paris
Wo es beim Weltklimavertrag noch hakt

Seit fast zwei Wochen feilschen und streiten die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz in Paris. Am Ende soll ein Weltklimavertrag herauskommen, der die Emissionen von Treibhausgasen begrenzen soll. Zwar gibt es bereits Fortschritte, dennoch besteht noch erheblicher Diskussionsbedarf.

Von Georg Ehring |
    Staats- und Regierungschefs beim Gruppenfoto für den Pariser Weltklimagipfel
    Staats- und Regierungschefs beim Gruppenfoto für den Pariser Weltklimagipfel (picture-alliance / dpa)
    Der Klimagipfel in Paris geht wie fast alle seine Vorgänger in die Verlängerung. Ein von Frankreichs Außenminister Laurent Fabius am Donnerstabend vorgelegter Entwurf eines Vertragstextes brachte zwar erheblich mehr Klarheit, doch es besteht weiter großer Diskussionsbedarf. Immerhin: Es gibt viel weniger Stellen in dem Text, in denen mehrere Alternativ-Formulierungen zur Auswahl gestellt werden
    Lord Nicholas Stern, Chef des Grantham Research Institute in London:
    "In Bezug auf den Text selbst haben wir in den vergangenen Wochen gute Fortschritte gemacht. Wenn Sie es als Maßstab nehmen wollen – in den letzten Tagen ist die Zahl der Klammerausdrücke von rund 350 auf 50 geschrumpft. Das ist ein Maßstab für den Fortschritt bei der Suche nach einem Abkommen."
    Wirtschaftliche Vorteile durch Klimaschutz
    Stern hatte im Jahr 2006 in einer viel beachteten Studie dargelegt, dass Klimaschutz der Welt wirtschaftliche Vorteile bringt, die die Kosten überwiegen. Der jetzt auf dem Tisch liegende Vertragsentwurf könne der Wirtschaft den Weg in die Zukunft weisen, sagte er heute.
    "Im Grunde geht es darum, dass wir sehen, wo der Weg uns hinführt. Und da hat sich etwas geändert: Die Menschen sehen, dass der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft die Wachstumsgeschichte der Zukunft ist."
    Allerdings gibt es anscheinend noch erheblichen Diskussionsbedarf bei den Delegierten. In dem Text heißt es, die Erderwärmung solle auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden, und die Weltgemeinschaft solle sich anstrengen, sie sogar unter eineinhalb Grad zu halten. Der Text erkennt ausdrücklich an, dass die Klimaziele mit den derzeit geplanten Maßnahmen zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes nicht erreicht werden. Deshalb sind Nachbesserungen vorgesehen, die einzelnen Länder sollen alle fünf Jahre neue Klimaziele einreichen – die ersten Gespräche darüber sollen bereits stattfinden, bevor der Vertrag im Jahr 2020 in Kraft tritt.
    Entwicklungsländer sollen ab 2020 mit zunächst jährlich 100 Milliarden Dollar unterstützt werden. Wenn diese Summe später erhöht wird, sollen sich nicht nur die Industrieländer daran beteiligen, sondern auch Schwellenländer – Letztere auf freiwilliger Basis. Die Aufteilung der Pflichten zum Klimaschutz zwischen Industrie- und Entwicklungsländern ist nach wie vor der zentrale Streitpunkt bei dem Gipfel. Die Reaktionen auf den neuesten Entwurf fielen unterschiedlich aus. Edward Cameron von der Wirtschaftsvereinigung "We mean business", die für ehrgeizigen Klimaschutz eintritt, zeigte sich optimistisch.
    "Wir haben hier, wenn es so bleibt, das Herzstück der Architektur einer neuen Ordnung. Und das ist sehr wichtig. Es sieht so aus, als ob das Ziel, mit dem die meisten Länder hierher gekommen sind, auf dem Tisch liegt."
    Umweltverbände fürchten dagegen, dass ein Vertrag nicht weit genug gehen könnte. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland erklärte, der Text sei nur noch ein Schatten seiner selbst. Martin Kaiser von Greenpeace beurteilt ihn so:
    "Der neue Text ist weit weg von einem kompletten Vertragstext, so wie wir ihn sehen müssen, um die Welt unter zwei Grad oder sogar unter 1,5 Grad, wie es ja jetzt auch heißt, zu stabilisieren. Gerade die Formulierung des Langfristziels ist unklar und wir würden uns wünschen, dass klar drin steht, dass wir raus müssen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas bis Mitte des Jahrhunderts spätestens und reingehen in 100 Prozent Erneuerbare."
    Die eigentliche Arbeit beginnt nach der Konferenz
    Den ganzen Tag über gibt es in Paris Beratungen der Umweltminister aus knapp 200 Staaten hinter verschlossenen Türen. Vermittler sollen Einzelfragen klären, die nach wie vor offen sind. Die eigentliche Arbeit beginne nach dem Ende der Konferenz, erwartet Kaiser.
    "Was müssen sie eigentlich in den nächsten fünf bis zehn Jahren mehr tun, um uns auf einen Pfad zu bringen, der es dann hinterher sehr viel leichter macht, die Umstellung der gesamten Energiewirtschaft hinzubekommen."
    Mehr zum Thema finden Sie auch auf unserem Portal Klimagipfel 2015.