Archiv


Verkabelte Träume

LON-Works ist ein international gängiges und offenes System für Gebäudeautomatisierung. Offen heißt, dass man Geräte und Komponenten verschiedener Hersteller miteinander verbinden kann und somit nicht an ein System oder eine Firma gebunden ist. In München tagt heute und morgen die deutsche LON-Nutzer Organisation.

    von Wolfgang Nitschke

    Im Grunde ist die Sache ganz einfach – im Haus – ob es ein Einfamilienhaus oder ein 20stöckiges Bürogebäude ist, läuft ein Kabel durch alle Räume. Der so genannte BUS. Dieser verbindet alle technischen Einrichtungen miteinander. Das Gerät, welches in der Heizung im Keller die Heizungsventile öffnet oder schließt bis hin zum Sensor, der im obersten Stockwerk die Temperatur erfasst – alles wird so miteinander vernetzt. Dirk Dronia, von der "TAC GmbH Control Systems"

    Jeder Teilnehmer – egal, welche Funktion er im Gebäude übernimmt, hat eine gleichberechtigte Kommunikation. Alles bildet zusammen eine Einheit und man reduziert das Ganze nicht auf die Kommunikation an sich, sondern alles wirkt miteinander. Wir haben ein interoperabeles System. Alles beginnt beim Lichtschalter und endet bei der Wärmemengenzählung im Keller, das geht bis zur Regelung und Steuerung von Lüftungsanlagen. All diese Komponenten kommunizieren über ein Netzwerk und sind in der Lage miteinander Daten auszutauschen und sind in der Lage das an übergeordnete Systeme für Gebäudemanagementaufgaben zu übergeben.

    Solche Systeme kosten natürlich zunächst einmal Geld – doch für Bürogebäude rechnet sich die Automatisierung, denn im Unterhalt werden Kosten eingespart. Beispielsweise erkennt ein intelligentes Haus, ob Menschen im Raum sind oder nicht und passt dem jeweiligen Zustand die Beleuchtung oder die Temperatur an. Brennt die Sonne in ein Büro, wird automatisch ein Rollladen vor den Fenstern heruntergefahren, der die Hitze abhält und Energie für die Klimaanlage spart – aber trotzdem Tageslicht in den Raum lässt.

    Natürlich kann aber der Mensch ins System eingreifen – und nach wie vor das Licht ein oder ausschalten. Dafür benötigt er aber heute noch eigene Steuergeräte. Das jedoch soll schon bald anders werden.

    Das heißt: Nicht nur die technische Gebäudeausrüstung wird ,miteinander vernetzt, sondern wir verknüpfen das Ganze mit der klassischen EDV-Technik, die im Gebäude vorhanden ist. Das Szenario ist so, dass der Raumnutzer über seinen PC Zugriff auf seine Raumfunktionen hat. Ere öffnet ein Programm und stellt seine Lichtverhältnisse ein, kriegt Informationen über die Außentemperatur, damit er weiß es ist glatt draußen – diese Vernetzungen wird es in der Zukunft geben.

    Das wäre natürlich auch zu Hause recht praktisch, doch noch rechnet sich die Gebäudeautomatisierung für Einfamilienhäuser nicht. In Asien gibt es zwar schon intelligente Waschmaschinen, die den Kundendienst automatisch bestellen, wenn sie kaputt sind und auch der Kühlschrank, der selber feststellt, welche Lebensmittel fehlen, ist schon auf dem Markt – aber all diese Geräte sind halt noch viel zu teuer. Die Lösung soll eine neue Generation von Chips bringen, Jürgen Hertel von Ecolon:

    Was Sie hier sehen ist die dritte Generation PowerlineChip also der gesamte Neuron-Chip, das herz der Technologie inklusive der Anschlusstechnologie an das normale 230 Volt-Energienetz. So ein Ding kann man in jeden Kühlschrank, in jede Friteuse einbauen und dann sind die alle miteinander vernetzt. Das sind ungefähr 4*8 Millimeter und da ist eine ungeheuer komplexe Technologie drin – Millionen von Gates, die hier drin sind, um diese Leistung zu erbringen.

    Möglich wird das intelligente Privathaus zu erschwinglichem Preis also schon sehr bald sein. Problematisch an der "Gebäudetechnik mit Zukunft", wie sie die LON-Nutzer gerne nennen, ist aber, dass die private Bauwirtschaft immer 10-15 Jahre hinter der Technologie herhinkt.