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Verkehrspolitik
NRW – das Land der kaputten Straßen

Die künftigen Großkoalitionäre haben sich auf höhere Ausgaben für die Sanierung von Straßen verständigt. Doch reicht das aus? In Nordrhein-Westfalen ist die Verkehrsinfrastruktur besonders marode.

Von Laura Schneider-Mombaur | 19.11.2013
    Bremsen, rote Rücklichter, Schritt fahren, bremsen. Eine Fahrt über die Autobahnen von Nordrhein-Westfalen gleicht oft einer Reise entlang einer Vielfalt möglichst unterschiedlicher Verkehrsbehinderungen. Dabei sind es nicht einmal die schlechten Straßen selbst, die den Verkehrsfluss dauerhaft ins Stocken bringen. Dr. Roman Suthold, Leiter Verkehr und Umwelt vom ADAC, sieht in NRW vor allem in den maroden Brücken ein Hauptproblem:
    "Wir haben allein 23 Autobahnbrücken, die nur noch eingeschränkt passierbar sind in Nordrhein-Westfalen – gerade für den Lkw-Verkehr ein großes Problem. Also das sind Brücken, die schon so marode sind, dass sie nicht mehr voll funktionstüchtig sind. Insgesamt kann man sagen, dass ein Drittel alle Brücken nur noch mit der Note ausreichend oder schlechter bewertet worden sind in der Vergangenheit. Da ist einiges an Investitionsbedarf, wenn wir das Straßennetz, das Autobahnnetz in Zukunft erhalten wollen.“
    Da ist zum Beispiel die Leverkusener Brücke im Kölner Norden. Hier war die Statik der Brücke so gefährdet, dass sie im Herbst 2012 zeitweise komplett gesperrt werden musste. Jetzt wird sie mit Geschwindigkeitsbeschränkungen künstlich am Leben erhalten. Derzeit gibt es in NRW rund 350 Brücken, die geprüft und langfristig ersetzt werden müssen.
    Staus und lange Umwege sind für die Autofahrer dann Alltag. Aber nicht nur Altlasten sind ein Problem. Auch neu eingesetzte Materialien wie der Flüsterasphalt, der eigentlich in dicht besiedelten Gebieten längerfristig für Ruhe sorgen soll, verfallen schneller, als gedacht.
    "Das Problem ist, dass dieser Flüsterasphalt nicht so lange hält, wie man erhofft hat. Man ist davon ausgegangen, dass so ein Flüsterasphalt ungefähr zehn Jahre im Einsatz sein kann und wir haben jetzt schon die ersten Probleme, bei dem, der schon so drei bis vier Jahre liegt. Beispielsweise an der A3 in Oberhausen. Dass man den durch neuen ersetzen muss, was natürlich unterm Strich sehr teuer wird.“
    Eine zusätzliche Investition von bundesweit vier Milliarden Euro käme da genau richtig, meint Dr. Roman Suthold, Leiter Verkehr und Umwelt vom ADAC.
    "Die im Raum stehenden vier Milliarden Euro zusätzlich … wenn man diese Mittel wirklich zusätzlich zu den bestehenden,… die liegen bei fünf Milliarden Euro im Jahr auf Bundesebene. Wenn diese vier Milliarden zusätzlich einsetzen würden, pro Jahr in den nächsten 15 Jahren, dann würden wir schon eigentlich relativ viel Geld zur Verfügung haben auf Bundesebene.“
    Dabei wird in Zukunft vor allem der Ausbau von Straßen eine wichtige Rolle spielen. Während man sich in der Vergangenheit prestigeträchtig um die Einweihung neuer Autobahnabschnitte gekümmert hat, steht jetzt vor allem der Erhalt der Straßen im Fokus. Wie Union und SPD die Mehr-Investitionen von vier Milliarden Euro allerdings finanzieren wollen, ist bisher ungeklärt. Auch was die Mehrausgaben für NRW bedeuten würden - dazu wollte sich das Verkehrsministerium vorerst nicht äußern. Für eine Einschätzung sei es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, sagte ein Sprecher. Dann heißt es wohl vorerst einmal warten. Warten? Ach, warten, das kennen wir ja schon.