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Verkleinerung als Strategie bei Sony

Gesundsanieren mit einem strikten Sparkurs: Das ist die Strategie des neuen Sony-Chefs Hirai. Das Geschäft mit Fernsehern läuft miserabel und auch das Handy von Sony Ericcson hat nur einen Marktanteil von zwei Prozent. 10.000 Stellen sollen abgebaut werden.

Von Felix Lincke |
    Sony hat ein höllisches Jahr hinter sich: Der Verlust allein aus dem am 31. März abgelaufenen Geschäftsjahr wird mit der Rekordsumme von 520 Milliarden Yen angegeben, das sind umgerechnet fast fünf Milliarden Euro netto. Das ist doppelt so viel, wie zunächst angenommen wurde. 2011 war nicht das erste Jahr mit Verlusten, aber das peinlichste. Die weltweite Datenbank der Spielekonsole Playstation, mit der man sich in das Internet einloggen kann, wurde gehackt: Namen, Adressen mit Geburtsdatum bis hin zu Kreditkartendaten von 77 Millionen Nutzern waren gefährdet. Peter Schaar, der Bundesbeauftrage für den Datenschutz, kennt keinen schlimmeren Datenklau als bei Sony:

    "Das ist schon einer der größten bekannt gewordenen Hacking-Vorfälle der letzten Jahre. Mehr als 70 Millionen Betroffene. Das hat es bisher meines Wissens zumindest in diesem Bereich noch nicht gegeben."

    Der neue Sony-Chef Kasuo Hirai, der zum 1. April den Vorstand führt, musste sich öffentlich entschuldigen für das Leck in der zentralen Datenbank, das lange nicht bemerkt wurde.

    "Hallo, ich heiße Kasuo Hirai, als Erstes möchte ich mich aufrichtig entschuldigen für die Schwierigkeiten, die wir ihnen bereitet haben."

    Heute verspricht Hirai, er werde Sony verändern und wiederbeleben mit einem strikten Sanierungskurs. 10.000 Arbeitsplätze werden gestrichen noch im laufenden Geschäftsjahr bis Ende März 2013. Das seit Jahren defizitäre Geschäft mit Fernsehgeräten soll endlich in Ordnung gebracht werden. Die Bereiche Digital Imaging, Spiele und Mobilfunk sollen mehr Umsatz machen und 85 Prozent des Betriebsgewinns erwirtschaften. Bei der Handysparte, die Sony aus einem Joint Venture mit Ericsson heraus entwickelte, beträgt der Marktanteil magere zwei Prozent. Der Konkurrent Apple scheint hier übermächtig zu sein. Sony-Ericsson-Chef Bert Nordberg setzt wie die anderen Apple-Konkurrenten seine Hoffnung auf das Android-System von Google:

    "Ich muss Ihnen nichts über den Erfolg von Android erzählen. Jetzt zeigt es sich, dass es richtig war, auf eine offene Plattform zu setzen."

    Neu ist die Ankündigung von Sony, in die Medizintechnik einzusteigen und andere neue Geschäftsfelder zu erschließen. Solche Ankündigungen muss man aber nicht überbewerten, es gibt viele ehrgeizige Projekte, wie etwa den Einstieg in das Internetfernsehen in den USA:

    "Der japanische Elektronikriese will die großen amerikanischen Fernsehsender auch übers Internet verbreiten. Dieser Schritt macht Sinn, denn in jedem Fernseher, jeder Settop-Box und jedem DVD- oder Blue Ray-Player steckt ein kleiner Computer. Viele der heutigen Geräte kann man ans Internet anschließen und darüber auch Videos aus dem Web, zum Beispiel von der Video-Plattform Youtube anschauen."

    Seit Jahren verspricht Sony eine neue Managementstruktur mit einfacheren Entscheidungsprozessen, um Innovationen schneller voranzutreiben. Vielleicht gelingt es dem neuen Chef Hirai, dieses Versprechen einzulösen.