" Globalisierung ist durch Entwicklungen gekennzeichnet, die epochalen Charakter haben: Das erste Merkmal ist, dass seit dem Fall der Mauer und der Öffnung Osteuropas ein größerer Austausch stattfindet zwischen Staaten, und zwar zwischen Staaten mit unterschiedlichen Lohnniveaus, unterschiedlichen Produktionsstandards und Sozialstandards. Und das führt dazu, dass eine große Turbulenz in das System kommt. Die Entwicklung, die relativ zeitgleich stattgefunden hat, ist, dass durch die Kommunikationstechnologien eine starke Vernetzung stattfindet und diejenigen, die vernetzt sind, unmittelbar sich über Dinge informieren können, die auf der Welt stattfinden, und das führt dazu, dass mehr Beschleunigung und Unsicherheit in das System kommt, und das führt dazu, dass von den Individuen immer weniger vorausgesagt werden können, steuerbar sind."
Dass Globalisierung zu einem schnellen sozialen und ökonomischen Wandel führt, dass Unsicherheit und Planungsungewissheiten damit zunehmen, kann man jeden Tag dem Politik- und Wirtschaftsteil der Zeitungen entnehmen. Ob und wie sich aber die Lebens- und Erwerbsverläufe jedes Einzelnen dadurch ändern, das ist erstmals durch die internationale Studie "Globalife" näher untersucht worden. Gibt es Gewinner und Verlierer des Globalisierungsprozesses? Haben veränderte Arbeitsbedingungen Auswirkungen auf die individuelle Lebensplanung?
Wer angesichts von Firmenschließungen und Massenentlassungen meint, die Menschen würden zunehmend in eine Art 'Jobhopping' gedrängt, der irrt - zumindest in Deutschland. Die Patchwork-Karriere, in der Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit einander ablösen, ist hier nach wie vor wenig verbreitet. Die Globalife-Studie zeigt vielmehr, dass gerade Männer in der Mitte der Karriere zu den nach wie vor gut geschützten "Insidern" des Arbeitsmarktes gehören; dies gilt für viele Länder Europas - mit Ausnahme der postsozialistischen Länder des ehemaligen Ostblocks. Bis auf Randgruppen von Ungelernten und ethnischen Minderheiten verlaufen die Erwerbskarrieren von Männern zwischen Anfang 30 bis Mitte 50 recht stabil. Der Leiter der Studie, Professor Dr. Hans-Peter Blossfeld, fasst zusammen:
" Das ist interessant, weil wenn man heute die Zeitung liest, könnte man ja denken, dass jeder sich vollkommen flexibilisiert, von einem Job zum anderen springt, so Jobhopping existiert und diese ganzen Karrieren zusammenbrechen und das ist für einen Teil der Männer nicht der Fall. Also wenn man die Etablierungsphase so bis 55 ansieht, dann sieht man dass in den letzten Jahrzehnten sich an der Höhe der Mobilität sich nichts verändert hat."
Berufliche Unsicherheiten werden also nicht breit auf alle Bevölkerungsgruppen verteilt. Sie werden vielmehr "kanalisiert". Beim Erwerbseinstieg von jungen Erwachsenen wie auch beim Erwerbsausstieg von älteren Arbeitnehmern versuchen Firmen Kosten zu reduzieren, indem sie die Arbeitsverhältnisse in diesen Phasen flexibilisieren. Frau Dr. Karin Kurz erforschte innerhalb der Studie dieses Phänomen:
" Deutschland ähnlich wie Italien, Spanien etwa, hat einen so genannten Insider/Outsider-Arbeitsmarkt, das heißt,die, die Arbeitsplätze haben, sind relativ gut gesichert, und diejenigen, die reinkommen, tragen dann sozusagen die Kosten, wenn der Arbeitsmarkt angespannt ist. Also da wird sozusagen an den Rändern flexibilisiert, am Einstieg oder Ausstieg, die Sache Frühverrentung. Insofern sind da auch Befristungen attraktiv."
Bei den über 55-Jährigen ist zu verzeichnen, dass diese zunehmend vom Arbeitsmarkt verdrängt werden - in Deutschland übrigens mehr als in anderen Ländern. Sie sind schlichtweg zu teuer - und oftmals entsprechen ihre beruflichen Qualifikationen nicht mehr den Erfordernissen der Gegenwart. Und berufliche Weiterbildungsmaßnahmen, so kalkulieren Firmen nüchtern, rechnen sich ein paar Jahre vor der Pensionierung nicht mehr. Doch trotz dieser Destabilisierung von Erwerbskarrieren lässt sich, laut Globalife-Studie, im Lebensstandard der über 55-Jährigen keine wesentliche Verschlechterung feststellen. Von Firmen gewährte Abfindungen wie auch großzügige staatliche Leistungen kompensieren den frühen Berufsausstieg, freilich mit den bekannten negativen Konsequenzen für die öffentlichen Rentensysteme.
" Bei gleichzeitigen rasanteren sozialen und ökonomischen Wandeln führt das dazu, dass es bei diesen älteren Arbeitnehmer zu einer Veraltung kommt, dass die Qualifikationen obsolet werden und dass dann ein Problem entsteht, weil diese Arbeitskräfte relativ teuer sind, weil sie Karriere gemacht haben und sie dann auf der anderen Seite mit den neuen Technologien nicht zurechtkommen, und dann haben die Arbeitgeber natürlich das Bedürfnis, diese Arbeitskräfte loszuwerden, und zur Lösung dieses Problems ist diese Frühverrentung ... und dann auf die jungen qualifizierten Kräfte zurückzugreifen und hier sozusagen ein Austausch stattfindet."
Die wirklichen Verlierer des Globalisierungsprozesses findet man der Globalife-Studie zufolge unter denen, die in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen. Junge Menschen sind beim Start in das Berufsleben mit zunehmenden Unsicherheiten konfrontiert. In dieser Gruppe lässt sich eine starke Zunahme prekärer Formen von Beschäftigung feststellen: zeitliche befristete Arbeiten, Teilzeitarbeit, riskante Selbständigkeiten, Praktikum statt Beruf, solche offenen Beschäftigungsverhältnisse sind - mit Ausnahme von Irland - in allen Ländern Europas wie auch in den USA zu beobachten.
" Es ist in den beiden letzten Jahrzehnten seit den 80er Jahren deutlich schwieriger geworden für Jugendliche, eine Beschäftigung zu bekommen. Und das andere ist, dass Befristungen deutlich wahrscheinlicher wurden und sie sind schlicht ein ganz praktisches Mittel für Arbeitgeber, den Berufseinstieg zu flexibilisieren, also flexibler zu sein, dass sie Arbeitskräfte aufnehmen können."
Gerade die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse bei jungen Erwachsenen hat aber eine fatale Konsequenz. Durch die verspätete berufliche Sicherung werden langfristige Entscheidungen wie Ehe und erst recht Familiengründung immer weiter verzögert. Für Kinder gibt es zunehmend weniger Raum in der Lebensplanung. Mit einer Einschränkung allerdings: Während Männer in ungesicherten Existenzverhältnissen die Familien- und Kinderfrage hinausschieben, fliehen insbesondere unqualifizierte Frauen vor beruflicher Unsicherheit in die traditionelle Rolle als Mutter und Hausfrau. Jedenfalls entsteht, wie Hans Peter Blossfeld meint, ein Dilemma zwischen geforderter beruflicher "Flexibilität" und demographisch erwünschter "Fertilität". Kurz gesagt, berufliche Unsicherheit passt nicht zu langfristigen, stabilen Bindungen.
" Das Problem ist, dass die, die drin sind, die haben feste Verträge, da kann man nicht viel ändern, ... so dass man eine Lösung findet, gerade die Berufseinsteiger mit diesen neuen Verträgen zu konfrontieren und das dient dazu, dass heute, wenn die Jugendlichen das Bildungssystem verlassen, so ein Moratorium von vier bis fünf Jahren entsteht, in dem die Berufseinsteiger konfrontiert werden mit Teilzeitarbeit, mit befristeten Verträgen, mit Praktika, und das führt dazu, weil die ja eigentlich in der Phase sind, was aufzubauen, eine Familie zu gründen, zu heiraten, dass es einen Konflikt gibt zwischen der Flexibilisierung der Arbeitsmärkte, das will man politisch, man will aber gleichzeitig auch eine höhere Fertilität, aber hier gibt's ein Dilemma."
Zweischneidig stellt sich die Situation von erwerbstätigen Frauen im Zeitalter der Globalisierung dar. Denn einerseits führt die Schaffung neuer flexibler Beschäftigungsverhältnisse zu einer besseren beruflichen Integration von Frauen. Andererseits aber gehören auch Frauen zu den "Außenseitern" des Arbeitsmarktes, da sie überproportional in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen zu finden sind. In keinem der untersuchten 17 Länder hat die Beschäftigungssicherheit von Frauen in den letzten Jahren zugenommen. Nur in Dänemark, Schweden und den Niederlanden blieb ihr Erwerbsverlauf zumindest stabil. Gerade in Ländern, in denen nur unzureichende Möglichkeiten der Kleinkinderbetreuung bestehen - in Deutschland etwa, aber auch in Italien oder Spanien - stehen Frauen der Tendenz nach vor der problematischen Alternative: Familie und flexibles, unsicheres Beschäftigungsverhältnis mit wenig Karrieremöglichkeiten oder Berufskarriere und Kinderlosigkeit.
" Die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, das ist ein weiteres Problem, und man kann sagen, einerseits wenn der Einstieg in die Beschäftigung schwierig ist und dann gerade hochqualifizierte Frauen, bei denen ist es schon so, dass wenn sie unsichere Beschäftigungsverhältnisse haben, Familiengründung aufschieben, aber dann wenn sie im Beruf stehen, feste Stelle haben, gesichertes Einkommen dann stellt sich das Problem, dass die Rahmenbedingung relativ schlecht sind, um die Berufstätigkeit aufrecht zu erhalten."
Gibt es ein Fazit der Globalife-Studie? Der rasche ökonomische Wandel im Zeitalter der Globalisierung führt zu zunehmender Unsicherheit. Die Firmen geben diese Unsicherheit an die Schwächeren weiter, an die Arbeitnehmer, besonders an jene, die auf dem Arbeitsmarkt noch ungefestigt sind. Und zunehmend wichtiger werden auf dem Arbeitsmarkt individuelle Kennzeichen wie Alter, ethnische Herkunft und vor allem - Bildung. Denn dass die unqualifizierten, ungelernten, bildungsfernen Schichten zunehmend mehr zu den Verlierern der Globalisierung zählen, das zeigt sich durchgängig in allen untersuchten Ländern.
" Zu den wesentlichen individuellen Merkmalen zählt auch Bildung und derjenige, der Jugendliche oder Berufseinsteiger, der heute Schwierigkeiten hat, wird zwar auch Schwierigkeiten haben, wenn er qualifiziert ist, aber weniger, als wenn er unqualifiziert ist. Und man kann das durchgängig sehen, wenn man sich die Berufskarrieren anguckt, dann stellt man fest, dass die qualifizierteren mehr Aufstiege haben und weniger Abstiege. Man stellt es auch fest bei den Verrentungsprozessen, das ist ein ganz wesentliches Merkmal. Wir leben ja in einer Wissensgesellschaft und das bedeutet, dass Bildung eine größere Bedeutung erhält."
Dass Globalisierung zu einem schnellen sozialen und ökonomischen Wandel führt, dass Unsicherheit und Planungsungewissheiten damit zunehmen, kann man jeden Tag dem Politik- und Wirtschaftsteil der Zeitungen entnehmen. Ob und wie sich aber die Lebens- und Erwerbsverläufe jedes Einzelnen dadurch ändern, das ist erstmals durch die internationale Studie "Globalife" näher untersucht worden. Gibt es Gewinner und Verlierer des Globalisierungsprozesses? Haben veränderte Arbeitsbedingungen Auswirkungen auf die individuelle Lebensplanung?
Wer angesichts von Firmenschließungen und Massenentlassungen meint, die Menschen würden zunehmend in eine Art 'Jobhopping' gedrängt, der irrt - zumindest in Deutschland. Die Patchwork-Karriere, in der Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit einander ablösen, ist hier nach wie vor wenig verbreitet. Die Globalife-Studie zeigt vielmehr, dass gerade Männer in der Mitte der Karriere zu den nach wie vor gut geschützten "Insidern" des Arbeitsmarktes gehören; dies gilt für viele Länder Europas - mit Ausnahme der postsozialistischen Länder des ehemaligen Ostblocks. Bis auf Randgruppen von Ungelernten und ethnischen Minderheiten verlaufen die Erwerbskarrieren von Männern zwischen Anfang 30 bis Mitte 50 recht stabil. Der Leiter der Studie, Professor Dr. Hans-Peter Blossfeld, fasst zusammen:
" Das ist interessant, weil wenn man heute die Zeitung liest, könnte man ja denken, dass jeder sich vollkommen flexibilisiert, von einem Job zum anderen springt, so Jobhopping existiert und diese ganzen Karrieren zusammenbrechen und das ist für einen Teil der Männer nicht der Fall. Also wenn man die Etablierungsphase so bis 55 ansieht, dann sieht man dass in den letzten Jahrzehnten sich an der Höhe der Mobilität sich nichts verändert hat."
Berufliche Unsicherheiten werden also nicht breit auf alle Bevölkerungsgruppen verteilt. Sie werden vielmehr "kanalisiert". Beim Erwerbseinstieg von jungen Erwachsenen wie auch beim Erwerbsausstieg von älteren Arbeitnehmern versuchen Firmen Kosten zu reduzieren, indem sie die Arbeitsverhältnisse in diesen Phasen flexibilisieren. Frau Dr. Karin Kurz erforschte innerhalb der Studie dieses Phänomen:
" Deutschland ähnlich wie Italien, Spanien etwa, hat einen so genannten Insider/Outsider-Arbeitsmarkt, das heißt,die, die Arbeitsplätze haben, sind relativ gut gesichert, und diejenigen, die reinkommen, tragen dann sozusagen die Kosten, wenn der Arbeitsmarkt angespannt ist. Also da wird sozusagen an den Rändern flexibilisiert, am Einstieg oder Ausstieg, die Sache Frühverrentung. Insofern sind da auch Befristungen attraktiv."
Bei den über 55-Jährigen ist zu verzeichnen, dass diese zunehmend vom Arbeitsmarkt verdrängt werden - in Deutschland übrigens mehr als in anderen Ländern. Sie sind schlichtweg zu teuer - und oftmals entsprechen ihre beruflichen Qualifikationen nicht mehr den Erfordernissen der Gegenwart. Und berufliche Weiterbildungsmaßnahmen, so kalkulieren Firmen nüchtern, rechnen sich ein paar Jahre vor der Pensionierung nicht mehr. Doch trotz dieser Destabilisierung von Erwerbskarrieren lässt sich, laut Globalife-Studie, im Lebensstandard der über 55-Jährigen keine wesentliche Verschlechterung feststellen. Von Firmen gewährte Abfindungen wie auch großzügige staatliche Leistungen kompensieren den frühen Berufsausstieg, freilich mit den bekannten negativen Konsequenzen für die öffentlichen Rentensysteme.
" Bei gleichzeitigen rasanteren sozialen und ökonomischen Wandeln führt das dazu, dass es bei diesen älteren Arbeitnehmer zu einer Veraltung kommt, dass die Qualifikationen obsolet werden und dass dann ein Problem entsteht, weil diese Arbeitskräfte relativ teuer sind, weil sie Karriere gemacht haben und sie dann auf der anderen Seite mit den neuen Technologien nicht zurechtkommen, und dann haben die Arbeitgeber natürlich das Bedürfnis, diese Arbeitskräfte loszuwerden, und zur Lösung dieses Problems ist diese Frühverrentung ... und dann auf die jungen qualifizierten Kräfte zurückzugreifen und hier sozusagen ein Austausch stattfindet."
Die wirklichen Verlierer des Globalisierungsprozesses findet man der Globalife-Studie zufolge unter denen, die in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen. Junge Menschen sind beim Start in das Berufsleben mit zunehmenden Unsicherheiten konfrontiert. In dieser Gruppe lässt sich eine starke Zunahme prekärer Formen von Beschäftigung feststellen: zeitliche befristete Arbeiten, Teilzeitarbeit, riskante Selbständigkeiten, Praktikum statt Beruf, solche offenen Beschäftigungsverhältnisse sind - mit Ausnahme von Irland - in allen Ländern Europas wie auch in den USA zu beobachten.
" Es ist in den beiden letzten Jahrzehnten seit den 80er Jahren deutlich schwieriger geworden für Jugendliche, eine Beschäftigung zu bekommen. Und das andere ist, dass Befristungen deutlich wahrscheinlicher wurden und sie sind schlicht ein ganz praktisches Mittel für Arbeitgeber, den Berufseinstieg zu flexibilisieren, also flexibler zu sein, dass sie Arbeitskräfte aufnehmen können."
Gerade die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse bei jungen Erwachsenen hat aber eine fatale Konsequenz. Durch die verspätete berufliche Sicherung werden langfristige Entscheidungen wie Ehe und erst recht Familiengründung immer weiter verzögert. Für Kinder gibt es zunehmend weniger Raum in der Lebensplanung. Mit einer Einschränkung allerdings: Während Männer in ungesicherten Existenzverhältnissen die Familien- und Kinderfrage hinausschieben, fliehen insbesondere unqualifizierte Frauen vor beruflicher Unsicherheit in die traditionelle Rolle als Mutter und Hausfrau. Jedenfalls entsteht, wie Hans Peter Blossfeld meint, ein Dilemma zwischen geforderter beruflicher "Flexibilität" und demographisch erwünschter "Fertilität". Kurz gesagt, berufliche Unsicherheit passt nicht zu langfristigen, stabilen Bindungen.
" Das Problem ist, dass die, die drin sind, die haben feste Verträge, da kann man nicht viel ändern, ... so dass man eine Lösung findet, gerade die Berufseinsteiger mit diesen neuen Verträgen zu konfrontieren und das dient dazu, dass heute, wenn die Jugendlichen das Bildungssystem verlassen, so ein Moratorium von vier bis fünf Jahren entsteht, in dem die Berufseinsteiger konfrontiert werden mit Teilzeitarbeit, mit befristeten Verträgen, mit Praktika, und das führt dazu, weil die ja eigentlich in der Phase sind, was aufzubauen, eine Familie zu gründen, zu heiraten, dass es einen Konflikt gibt zwischen der Flexibilisierung der Arbeitsmärkte, das will man politisch, man will aber gleichzeitig auch eine höhere Fertilität, aber hier gibt's ein Dilemma."
Zweischneidig stellt sich die Situation von erwerbstätigen Frauen im Zeitalter der Globalisierung dar. Denn einerseits führt die Schaffung neuer flexibler Beschäftigungsverhältnisse zu einer besseren beruflichen Integration von Frauen. Andererseits aber gehören auch Frauen zu den "Außenseitern" des Arbeitsmarktes, da sie überproportional in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen zu finden sind. In keinem der untersuchten 17 Länder hat die Beschäftigungssicherheit von Frauen in den letzten Jahren zugenommen. Nur in Dänemark, Schweden und den Niederlanden blieb ihr Erwerbsverlauf zumindest stabil. Gerade in Ländern, in denen nur unzureichende Möglichkeiten der Kleinkinderbetreuung bestehen - in Deutschland etwa, aber auch in Italien oder Spanien - stehen Frauen der Tendenz nach vor der problematischen Alternative: Familie und flexibles, unsicheres Beschäftigungsverhältnis mit wenig Karrieremöglichkeiten oder Berufskarriere und Kinderlosigkeit.
" Die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, das ist ein weiteres Problem, und man kann sagen, einerseits wenn der Einstieg in die Beschäftigung schwierig ist und dann gerade hochqualifizierte Frauen, bei denen ist es schon so, dass wenn sie unsichere Beschäftigungsverhältnisse haben, Familiengründung aufschieben, aber dann wenn sie im Beruf stehen, feste Stelle haben, gesichertes Einkommen dann stellt sich das Problem, dass die Rahmenbedingung relativ schlecht sind, um die Berufstätigkeit aufrecht zu erhalten."
Gibt es ein Fazit der Globalife-Studie? Der rasche ökonomische Wandel im Zeitalter der Globalisierung führt zu zunehmender Unsicherheit. Die Firmen geben diese Unsicherheit an die Schwächeren weiter, an die Arbeitnehmer, besonders an jene, die auf dem Arbeitsmarkt noch ungefestigt sind. Und zunehmend wichtiger werden auf dem Arbeitsmarkt individuelle Kennzeichen wie Alter, ethnische Herkunft und vor allem - Bildung. Denn dass die unqualifizierten, ungelernten, bildungsfernen Schichten zunehmend mehr zu den Verlierern der Globalisierung zählen, das zeigt sich durchgängig in allen untersuchten Ländern.
" Zu den wesentlichen individuellen Merkmalen zählt auch Bildung und derjenige, der Jugendliche oder Berufseinsteiger, der heute Schwierigkeiten hat, wird zwar auch Schwierigkeiten haben, wenn er qualifiziert ist, aber weniger, als wenn er unqualifiziert ist. Und man kann das durchgängig sehen, wenn man sich die Berufskarrieren anguckt, dann stellt man fest, dass die qualifizierteren mehr Aufstiege haben und weniger Abstiege. Man stellt es auch fest bei den Verrentungsprozessen, das ist ein ganz wesentliches Merkmal. Wir leben ja in einer Wissensgesellschaft und das bedeutet, dass Bildung eine größere Bedeutung erhält."