Wagner: Das ist die Geschichte von zwei Männern, der eine ist ein Holocaust-Überlebender, der andere ist ein Deutscher mit einer sehr intensiven, familiengebundenen Nazi-Vergangenheitsgeschichte. Die beiden treffen sich in New York 1993. Der Deutsche besteht darauf, die Geschichte dieses Holocaust-Überlebenden zu hören, weil sie ihn auf Grund der eigenen Familiengeschichte plagt. Die Geschichte dieses jüdischen Holocaust-Überlebenden geht zurück in das Jahr 1939, der Ausbruch des zweiten Weltkrieges, und da wird dann die Geschichte dieses kleinen neunjährigen, jüdisch-polnischen Buben erzählt. Zwei Geschichtsstränge werden miteinander verbunden. Zielpunkt ist die Entwicklung auch hin zu dem Dialog.
Noltze: Herr Wagner, das Ganze ist Teil Ihrer Arbeit an etwas, dass Sie Post-Holocaust-Dialog nennen und in dem es um den Dialog zwischen Nachkommen der Täter und Opfer des Holocaust geht.
Wagner: Richtig.
Noltze: Ist eine Oper das richtige Medium für diese schwierige, heikle Auseinandersetzung?
Wagner: Die Musik ist sogar das privilegierte Medium, denn Sie wissen ja, dass viele Dinge auch gerade eben nicht verbal formuliert werden können. Gerade die Musik, wo es um den emotionalen Bereich geht, da ist genau die Musik die Dimension, wozu Worte gar nicht mehr ausreichen.
Noltze: Wer ist die Komponistin, wer ist Janice Hamer?
Wagner: Die Komponistin ist Janice Hamer. Janice Hamer ist eine amerikanische Komponistin, selbst hat sie auch einen zusagend amerikanischen-jüdischen Background. Sie ist in Amerika aufgewachsen und das Thema überhaupt des Dialoges kam bei ihr sehr viel später, Ende der 80er Jahre, und daraus hat sich dann der Dialog entwickelt und daraus hat sich dann auch das ganze Projekt entwickelt.
Noltze: Bei der Kontaktaufnahme zu dieser Komponistin soll Hitlers persönliche Schallplattensammlung eine Rolle gespielt haben.
Wagner: In der Tat ist das so. Janice Hamer hat im November 1992, eben nachdem sie diese Sendung, auch meine kritische Sendung über das Nicht-Aufarbeiten auch in vielen Familien der Nazizeit gehört hatte, hat sie mich angeschrieben und hat eben auch ihre Geschichte erzählt, dass eben ein Onkel von ihr, der hatte auf dem Berghof, ja, eine Schallplatten, eine Wagner-Schallplattensammlung von Hitler mit nach Amerika gebracht. Allein diese Geschichte, die dann auch durch Traudl Jung, die letzte Sekretärin von Hitler, auch bestätigt wurde, war eigentlich unter anderem einer der Gründe, na, da haben wir also die Musik von Wagner und von dem Onkel Berghof. Die Verbindung plötzlich mit Hitler war natürlich dann schon sehr intensiv.
Noltze: Wird Wagner-Musik, werden diese Hitler-Schallplatten bei der Oper auch eine Rolle spielen?
Wagner: Nein, die spielen dann keine Rolle. Es geht dann schon sehr, sehr konzentriert um die wirklich Entwicklung des Dialogs schon auch immer noch. Es würde auch die erste Generation, also diese Veränderung, dass er dann am Schluss, dieser Judah, tatsächlich bereit ist, sich auf ein Gespräch mit Deutschen auch, mit den sensiblen Deutschen zum Thema einzulassen, das ist auch das ganz wesentliche Anliegen dieses Musiktheaterstücks.
Noltze: Trotzdem muss man ja fragen und man weiß, dass bei Ihnen dieses Thema Post-Holocuast-Dialog sehr stark mit der eigenen Familiengeschichte verbunden ist, spätestens seit Sie ein sehr kritisches Buch über Ihren Vater veröffentlicht haben...
Wagner: Nein, das ist nicht über den Vater, nein, das ist - das wäre eine unfaire Reduzierung, wollen wir es doch einmal sehr deutlich sagen. Die Frage in deutschen Familien bleibt doch immer dieselbe: Vater, Mutter, Großvater, Großmutter, was hast du zwischen 1933 und 1945 gesagt? Und ich möchte auch nicht immer ständig so isoliert werden als der Extremfall.
Noltze: Man weiß halt sehr gut, was die Wagners zwischen 1933 und 1945 gemacht haben.
Wagner: Ja, natürlich, aber ich glaube schon, ich habe ja auch bei meinen 90 Lesungen in Deutschland alleine, habe ich ja auch viele Menschen erreicht, die gesagt haben, mein Gott, ja, im Grunde gäbe es bei mir ja auch sehr viel aufzuarbeiten. Also, die Unfähigkeit zu Kommunizieren ist ja dann auch parallel zur Unfähigkeit zu trauern. Und darum geht es schon auch. Also, nicht nur um den Fall Gottfried Wagner. Genau mit dem Opernprojekt gehe ich eben weg vom Persönlichen und zwar zum Allgemeinen. Das heißt, die Figur heißt ja Manfred und das eröffnet ja für mich auch die Möglichkeit der Kommunikation mit sensiblen Deutschen, die sich der Problematik bewusst sind, für die das auch noch weiterhin - für die Erziehung der nächsten Generation.
Noltze: Normalerweise wird eine Oper geschrieben, fertig geschrieben und dann vorgestellt. Was bringt die Vorstellung vor der Fertigstellung?
Wagner: Die Oper ist mehr oder minder fertig und für uns ist das Feedback, auch der Deutschen, ja, wir wollen immer wieder auch hören, wie das auf sie wirkt und selbstverständlich als Kommunikation. Und Kommunikation heißt ja auch ständig ein Lernprozess durch und mit dem Publikum.
Noltze: Herr Wagner, das Ganze ist Teil Ihrer Arbeit an etwas, dass Sie Post-Holocaust-Dialog nennen und in dem es um den Dialog zwischen Nachkommen der Täter und Opfer des Holocaust geht.
Wagner: Richtig.
Noltze: Ist eine Oper das richtige Medium für diese schwierige, heikle Auseinandersetzung?
Wagner: Die Musik ist sogar das privilegierte Medium, denn Sie wissen ja, dass viele Dinge auch gerade eben nicht verbal formuliert werden können. Gerade die Musik, wo es um den emotionalen Bereich geht, da ist genau die Musik die Dimension, wozu Worte gar nicht mehr ausreichen.
Noltze: Wer ist die Komponistin, wer ist Janice Hamer?
Wagner: Die Komponistin ist Janice Hamer. Janice Hamer ist eine amerikanische Komponistin, selbst hat sie auch einen zusagend amerikanischen-jüdischen Background. Sie ist in Amerika aufgewachsen und das Thema überhaupt des Dialoges kam bei ihr sehr viel später, Ende der 80er Jahre, und daraus hat sich dann der Dialog entwickelt und daraus hat sich dann auch das ganze Projekt entwickelt.
Noltze: Bei der Kontaktaufnahme zu dieser Komponistin soll Hitlers persönliche Schallplattensammlung eine Rolle gespielt haben.
Wagner: In der Tat ist das so. Janice Hamer hat im November 1992, eben nachdem sie diese Sendung, auch meine kritische Sendung über das Nicht-Aufarbeiten auch in vielen Familien der Nazizeit gehört hatte, hat sie mich angeschrieben und hat eben auch ihre Geschichte erzählt, dass eben ein Onkel von ihr, der hatte auf dem Berghof, ja, eine Schallplatten, eine Wagner-Schallplattensammlung von Hitler mit nach Amerika gebracht. Allein diese Geschichte, die dann auch durch Traudl Jung, die letzte Sekretärin von Hitler, auch bestätigt wurde, war eigentlich unter anderem einer der Gründe, na, da haben wir also die Musik von Wagner und von dem Onkel Berghof. Die Verbindung plötzlich mit Hitler war natürlich dann schon sehr intensiv.
Noltze: Wird Wagner-Musik, werden diese Hitler-Schallplatten bei der Oper auch eine Rolle spielen?
Wagner: Nein, die spielen dann keine Rolle. Es geht dann schon sehr, sehr konzentriert um die wirklich Entwicklung des Dialogs schon auch immer noch. Es würde auch die erste Generation, also diese Veränderung, dass er dann am Schluss, dieser Judah, tatsächlich bereit ist, sich auf ein Gespräch mit Deutschen auch, mit den sensiblen Deutschen zum Thema einzulassen, das ist auch das ganz wesentliche Anliegen dieses Musiktheaterstücks.
Noltze: Trotzdem muss man ja fragen und man weiß, dass bei Ihnen dieses Thema Post-Holocuast-Dialog sehr stark mit der eigenen Familiengeschichte verbunden ist, spätestens seit Sie ein sehr kritisches Buch über Ihren Vater veröffentlicht haben...
Wagner: Nein, das ist nicht über den Vater, nein, das ist - das wäre eine unfaire Reduzierung, wollen wir es doch einmal sehr deutlich sagen. Die Frage in deutschen Familien bleibt doch immer dieselbe: Vater, Mutter, Großvater, Großmutter, was hast du zwischen 1933 und 1945 gesagt? Und ich möchte auch nicht immer ständig so isoliert werden als der Extremfall.
Noltze: Man weiß halt sehr gut, was die Wagners zwischen 1933 und 1945 gemacht haben.
Wagner: Ja, natürlich, aber ich glaube schon, ich habe ja auch bei meinen 90 Lesungen in Deutschland alleine, habe ich ja auch viele Menschen erreicht, die gesagt haben, mein Gott, ja, im Grunde gäbe es bei mir ja auch sehr viel aufzuarbeiten. Also, die Unfähigkeit zu Kommunizieren ist ja dann auch parallel zur Unfähigkeit zu trauern. Und darum geht es schon auch. Also, nicht nur um den Fall Gottfried Wagner. Genau mit dem Opernprojekt gehe ich eben weg vom Persönlichen und zwar zum Allgemeinen. Das heißt, die Figur heißt ja Manfred und das eröffnet ja für mich auch die Möglichkeit der Kommunikation mit sensiblen Deutschen, die sich der Problematik bewusst sind, für die das auch noch weiterhin - für die Erziehung der nächsten Generation.
Noltze: Normalerweise wird eine Oper geschrieben, fertig geschrieben und dann vorgestellt. Was bringt die Vorstellung vor der Fertigstellung?
Wagner: Die Oper ist mehr oder minder fertig und für uns ist das Feedback, auch der Deutschen, ja, wir wollen immer wieder auch hören, wie das auf sie wirkt und selbstverständlich als Kommunikation. Und Kommunikation heißt ja auch ständig ein Lernprozess durch und mit dem Publikum.