Was dem Schutz der Künstler dienen sollte, die digitale Rechteverwaltung DRM, ist unter Musikliebhabern und Nutzern von MP3-Spielern zu einem Reizwort geworden. DRM ist so gut wie tot, glaubt der Medientechnologe Professor Karlheinz Brandenburg von der TU Ilmenau:
"Es ist auf jeden Fall ziemlich am Krankenbett, nachdem das große Experiment, vor dem auch die Musiklabels lange Zeit so Angst hatten, jetzt tatsächlich eingeläutet ist - nämlich dass es so genannten Premium-Content, also wirklich beste Qualität und aktuelle Musik, auch ohne Schutz durch DRM zu kaufen gibt."
Brandenburg, auch Leiter des örtlichen Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie, gilt als Erfinder der Audiodatenkompression. Ohne Datenreduktion gäbe es keine unbegrenzten Musik-Downloads und auch kein Bedürfnis, diese zu regulieren. Aber es geht auch ohne DRM – und besser sogar. Im Nachbarland Österreich, wo die Musik-Szene relativ überschaubar ist, hat der Verantwortliche für das MICA-Kommunikationszentrum für aktuelle Musik einen aktuellen Trend auf dem Musikmarkt erkannt, …
"… dass das Superstarmodell im Verschwinden begriffen ist. Hatten wir früher Spitzenverkäufe von Erfolgsalben im Bereich von zehn Millionen Stück, so liegen wir jetzt bei vier Millionen, Tendenz sinkend. Gleichzeitig teilen sich mehrere Künstler Chart-Platzierungen in einem Jahr. Das alles spricht für eine Fragmentierung der Märkte. Ein Grund dafür wird eben in den veränderten Vertriebsstrukturen über die Musik im Internet gesehen."
Das Online-Musik-Geschäft nimmt weiterhin rapide zu, sagt Peter Rantasa, und viele Künstler vermarkten direkt im Internet und DRM-frei. Einige der großen Rock-Megastars hatten DRM schon immer abgelehnt. Im Musikland Großbritannien hat sich die Fragmentierung in kleinste Musikverlage schon seit den Siebzigern angekündigt und entwickelt – damals noch ohne schnelles Internet und ohne die heutigen riesigen und billigen Speichervolumen.
"Dann war auch von Anfang an relativ schnell klar, dass die kleinen Independent Labels mit ihren eigenen Shops auf Schutzmaßnahmen wie Digital Rights Management und ähnliches verzichtet haben, weil ihnen bewusst war, dass sie damit auf Kundenablehnung stoßen, während die Großen sehr lange darauf gesetzt haben. Das verändert sich jetzt auch gerade, aber das ist ein Indikator dafür, dass die kleinen Labels sehr schnell in den neuen Vertriebsstrukturen und -wegen neue Chancen zu besseren Marktanteilen gesehen haben."
Milliardenfach verbreitet sind MP3-Spieler. Die freie Nutzbarkeit der Musikdateien erzwingt nun die Abkehr von DRM. Karlheinz Brandenburg beschreibt den rapiden Zerfall der Digitalen Rechteverwaltung:
"Das ging über die letzten Monate immer stückchenweise, zunächst mit der Ankündigung von Apple, von einem der Major Labels, Content in höhere Bitrate und zu höheren Preisen, aber dann ohne DRM zu verkaufen - dann weitere Ankündigungen auch von einem weiteren Label, das Ganze testweise zu machen für ein Jahr. Das letzte war hier in Deutschland, dass die Deutsche Grammophon klassische Musik als MP3 auch ohne Kopierschutz im engeren Sinn anbieten will."
Dass Musikliebhaber DRM strikt ablehnen, hat gute Gründe, sagt Brandenburg.
"Das bedeutet eben, dass ich bei den Geräten aufpassen muss, dass Musik, die ich bei der einen Quelle kaufe, bei bestimmten Geräten abspielbar ist, auf anderen nicht. Dass ich eventuell Probleme habe, Musik von einem Computer zum anderen zu übertragen, dass sie dann vielleicht nicht mehr abspielbar ist, also Stichwort Benutzbarkeit, Usability. Da haben heute DRM-Systeme ein Riesenproblem."
Der Ilmenauer Forscher sieht zwei Hauptprobleme: die Usabiliy, die Nutzbarkeit. Musikkäufer seien mit DRM überfordert. Und dass sich die Industrie nicht frühzeitig auf einen diskreten, einheitlichen Standard geeinigt habe: Für das Open Source-Produkt OMG – auch OMA genannt - sei der Zug eventuell noch nicht abgefahren. Es authentifiziert Aufnahme- und Abspiel-Hardware, es verwaltet die Rechte, und es lasse sich frei und komfortabel in wav- und MP3-Dateien verwandeln.
"Ich würde auch OMA nach wie vor nicht als aus dem Rennen sehen. Das ist ein offener Standard, wo schon viel geredet worden ist, ob der zu teuer ist, aber offene Standards sind, denke ich, ganz wesentlich für die Zukunft, um eben auch die einfache Benutzbarkeit irgendwann zu erreichen. Wenn DRM, dann muss es so beschaffen sein, dass es a) standardisiert ist, also überall dasselbe verwendet wird, und b) so funktioniert, dass all die Leute, die legal Musik kaufen, und die bei sich verwenden wollen, nicht eingeschränkt werden, keinerlei Nachteile davon haben. Dann wär's gut, aber davon sind wir meilenweit entfernt. Vielleicht sehen wir in fünf oder zehn Jahren wieder neue Ideen, wie DRM doch sinnvoll eingesetzt werden kann, und es steht wieder auf von den Toten."
"Es ist auf jeden Fall ziemlich am Krankenbett, nachdem das große Experiment, vor dem auch die Musiklabels lange Zeit so Angst hatten, jetzt tatsächlich eingeläutet ist - nämlich dass es so genannten Premium-Content, also wirklich beste Qualität und aktuelle Musik, auch ohne Schutz durch DRM zu kaufen gibt."
Brandenburg, auch Leiter des örtlichen Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie, gilt als Erfinder der Audiodatenkompression. Ohne Datenreduktion gäbe es keine unbegrenzten Musik-Downloads und auch kein Bedürfnis, diese zu regulieren. Aber es geht auch ohne DRM – und besser sogar. Im Nachbarland Österreich, wo die Musik-Szene relativ überschaubar ist, hat der Verantwortliche für das MICA-Kommunikationszentrum für aktuelle Musik einen aktuellen Trend auf dem Musikmarkt erkannt, …
"… dass das Superstarmodell im Verschwinden begriffen ist. Hatten wir früher Spitzenverkäufe von Erfolgsalben im Bereich von zehn Millionen Stück, so liegen wir jetzt bei vier Millionen, Tendenz sinkend. Gleichzeitig teilen sich mehrere Künstler Chart-Platzierungen in einem Jahr. Das alles spricht für eine Fragmentierung der Märkte. Ein Grund dafür wird eben in den veränderten Vertriebsstrukturen über die Musik im Internet gesehen."
Das Online-Musik-Geschäft nimmt weiterhin rapide zu, sagt Peter Rantasa, und viele Künstler vermarkten direkt im Internet und DRM-frei. Einige der großen Rock-Megastars hatten DRM schon immer abgelehnt. Im Musikland Großbritannien hat sich die Fragmentierung in kleinste Musikverlage schon seit den Siebzigern angekündigt und entwickelt – damals noch ohne schnelles Internet und ohne die heutigen riesigen und billigen Speichervolumen.
"Dann war auch von Anfang an relativ schnell klar, dass die kleinen Independent Labels mit ihren eigenen Shops auf Schutzmaßnahmen wie Digital Rights Management und ähnliches verzichtet haben, weil ihnen bewusst war, dass sie damit auf Kundenablehnung stoßen, während die Großen sehr lange darauf gesetzt haben. Das verändert sich jetzt auch gerade, aber das ist ein Indikator dafür, dass die kleinen Labels sehr schnell in den neuen Vertriebsstrukturen und -wegen neue Chancen zu besseren Marktanteilen gesehen haben."
Milliardenfach verbreitet sind MP3-Spieler. Die freie Nutzbarkeit der Musikdateien erzwingt nun die Abkehr von DRM. Karlheinz Brandenburg beschreibt den rapiden Zerfall der Digitalen Rechteverwaltung:
"Das ging über die letzten Monate immer stückchenweise, zunächst mit der Ankündigung von Apple, von einem der Major Labels, Content in höhere Bitrate und zu höheren Preisen, aber dann ohne DRM zu verkaufen - dann weitere Ankündigungen auch von einem weiteren Label, das Ganze testweise zu machen für ein Jahr. Das letzte war hier in Deutschland, dass die Deutsche Grammophon klassische Musik als MP3 auch ohne Kopierschutz im engeren Sinn anbieten will."
Dass Musikliebhaber DRM strikt ablehnen, hat gute Gründe, sagt Brandenburg.
"Das bedeutet eben, dass ich bei den Geräten aufpassen muss, dass Musik, die ich bei der einen Quelle kaufe, bei bestimmten Geräten abspielbar ist, auf anderen nicht. Dass ich eventuell Probleme habe, Musik von einem Computer zum anderen zu übertragen, dass sie dann vielleicht nicht mehr abspielbar ist, also Stichwort Benutzbarkeit, Usability. Da haben heute DRM-Systeme ein Riesenproblem."
Der Ilmenauer Forscher sieht zwei Hauptprobleme: die Usabiliy, die Nutzbarkeit. Musikkäufer seien mit DRM überfordert. Und dass sich die Industrie nicht frühzeitig auf einen diskreten, einheitlichen Standard geeinigt habe: Für das Open Source-Produkt OMG – auch OMA genannt - sei der Zug eventuell noch nicht abgefahren. Es authentifiziert Aufnahme- und Abspiel-Hardware, es verwaltet die Rechte, und es lasse sich frei und komfortabel in wav- und MP3-Dateien verwandeln.
"Ich würde auch OMA nach wie vor nicht als aus dem Rennen sehen. Das ist ein offener Standard, wo schon viel geredet worden ist, ob der zu teuer ist, aber offene Standards sind, denke ich, ganz wesentlich für die Zukunft, um eben auch die einfache Benutzbarkeit irgendwann zu erreichen. Wenn DRM, dann muss es so beschaffen sein, dass es a) standardisiert ist, also überall dasselbe verwendet wird, und b) so funktioniert, dass all die Leute, die legal Musik kaufen, und die bei sich verwenden wollen, nicht eingeschränkt werden, keinerlei Nachteile davon haben. Dann wär's gut, aber davon sind wir meilenweit entfernt. Vielleicht sehen wir in fünf oder zehn Jahren wieder neue Ideen, wie DRM doch sinnvoll eingesetzt werden kann, und es steht wieder auf von den Toten."