Typisch! Die Stadtreinigung war immer noch nicht da. Und jetzt quellen die Tonnen hier im Hinterhof komplett über. Alle. Die Restmülltonne, die Papiertonne, die gelbe Tonne und der Glascontainer.
Alles voll. Auch mit Stopfen, Pressen, Draufhauen - nix zu machen. Nur der Kompostbehälter ist leer. Ha. Aber nicht mehr lange.
Da kommt meine Abfalltüte jetzt rein! Jawohl. Ihr Kompostgehalt geht zwar gegen null und besteht genau gesagt aus zwei Bananenschalen - aber was soll ich machen? Soll ich als Single oben in meiner Küche vergammeltes Gemüse horten bis der Eimer voll ist und es in meiner Wohnung stinkt wie unterm Gullydeckel? Oder soll ich für jeden Pfirsichkern extra vier Stockwerke runtersteigen und dann wieder hoch, bloß damit alles korrekt entsorgt ist? Also ehrlich!
So. Weg mit dem Müllbeutel. Weiß ja keiner, dass es meiner ist. Jetzt wandern meine zerrissenen Strumpfhosen, meine schmutzigen Tempotaschentücher, mein kaputter Filzstift und die zerknüllten Schweinebauchanzeigen von Penny eben auf die verkehrte Deponie.
Natürlich würde ich lieber Papier auf Papier, Glas auf Glas und Kompost auf Kompost häufen, wie es sich gehört. Aber was voll ist, ist voll. Hab ich etwa die Pampers in die Papiertonne da geschmissen? Nee! Das waren die mit dem Baby aus dem zweiten Stock. Und den großen Lampenschirm hab ich auch nicht unter den Restmüll gemogelt, sodass da jetzt kein Platz mehr ist für meine Tüte. Ich hab hier nicht alles zugemüllt!
Moment mal! Der Müllberg wächst! Die Deponieflächen sind knapp. Das Recycling klappt nicht immer! Die Müllverbrennung ist aufwendig. Die Wertstoffnutzung ist teuer. Es gibt Wichtigeres als den Müll korrekt zu trennen. Du solltest Müll vermeiden!
Mann! Mein Gewissen ist aber streng heute. Junge, Junge. Wie soll ich das denn hinkriegen mit dem Müllvermeiden. Kann mir das mal einer sagen - wo doch im Supermarkt rein gar nichts Unverpacktes mehr zu finden ist!
Also gut: Ich treff' mich mit Franziska Müller von der deutschen Umwelthilfe. Sie ist Diplomingenieurin für Abfallwirtschaft und kann mir sicher helfen. Erste Station ist das Kurzwarenregal. Denn ich brauche Knöpfe. An einer Präsentationswand sind alle Artikel in kleinen Plastikquadern auf Pappe eingeschweißt und hängen auf winzigen Kunststoffbügeln an langen Haken nebeneinander
Ich nehme eines dieser Plastikcontainerchen mit weißen Knöpfen vom Haken. Franziska Müllers Miene sagt: Nein, lieber nicht.
"Natürlich wär 's schön, wenn man auch so kleine Sachen, wie jetzt hier die Knöpfe, einzeln kaufen könnte; dann kann man nur so viel kaufen, wie man wirklich braucht - und nicht gleich 18 Stück. Zum Anderen: Die Verpackung ist eine Einwegverpackung; wenn sie wenigstens irgendwie 'nen Verschluss dran hätte, so dass ich die Knöpfe dann darin aufbewahren kann, aber so, wenn ich 's einmal aufgerissen haben - wenn ich es denn geschafft habe, sie aufzubekommen - dann muss ich sowieso die Knöpfe woanders einsortieren und die Verpackung wegschmeißen. "
Maßlos übertrieben verpackt sind im Supermarkt aber nicht nur die Knöpfe. Der ganze Laden ist vom Verpackungswahnsinn befallen: Nägel und Bleistifte, Eierlöffel und Ohrringe, Kopfhörer und Bauklötzchen, Lippenstifte und Schulterpolster, Batterien und Pfeffermühlen: Alle liegen sie in Kunststoffbehältern, die man nicht wieder verwenden kann, und hängen, teuflisch fest auf ihre Pappe geschweißt, an ihren Plastikbügelchen, die auch nie wieder einen Nutzen haben werden.
Dabei könnte man selbst unter Berücksichtigung verkaufsfördernder Warenpräsentation diesem Irrsinn den Kampf ansagen, meint die Expertin für Abfallwirtschaft, Franziska Müller
"Wenn man die zwei Teile mit nem Binder auf der Pappe befestigen würde, das würde ja auch vollkommen auseichen, und schon hätte man dieses Plastik eingespart."
Einfach nur den Bindfaden zerschneiden - und schon das Tütchen oder Teilchen in der Hand haben. Keinen Wutanfall mehr kriegen, weil die Verschweißung nicht aufgeht - So einfach könnten es uns die Hersteller machen? "Ja, aber das ist nicht alles", sagt die Fachfrau von der Umwelthilfe und nimmt einen mp3-Player vom Haken. Er liegt in einer Plastik-Kugel, und die ist so groß wie ein Gymnastikball.
"Große Verpackung, kleines Gerät. Hier möchte man sicher auf die Verpackung nicht verzichten, aber man könnte sie anders gestalten, zum Beispiel kleiner, also direkt um das Gerät drum herum, und nicht so viel Luft noch mit einpacken; man könnte eben den Kunststoff einsparen, indem man die Verpackung dem Inhalt anpasst. "
Franziska Müller weiß, dass die Hersteller kleine wertvolle Dinge gerne überdimensioniert verpacken, um die Warenhausdiebe abzuschrecken - da sollten sich die Kaufhäuser ihrer Meinung nach aber lieber Alternativen ausdenken.
"Entweder werden so kleine Geräte an der Information nur ausgegeben, oder dann gibt's auch Mehrweg-Verpackungen, wo das kleine Gerät in eine große Kunststoffhülle gepackt wird und dann erst an der Kasse ausgepackt wird; die Hülle bleibt im Laden , und das Gerät kann man dann mit nach Hause nehmen, wenn man es bezahlt hat. "
Die Expertin für Abfallwirtschaft rät, in Warenhäusern zu kaufen, die Ideen zur Abfallvermeidung entwickeln - oder Spezialabteilungen anzusteuern, die unverpackte Waren anbieten. Ein Prinzip, dem man ihrer Ansicht nach ohne weiteres auch bei so lebenswichtigen Dingen wie Butter , Eier, Käse, Wurst folgen kann: Wenn schon nicht Wochenmarkt oder Feinkostgeschäft - dann doch zumindest Wurst- und Käsetheke im Supermarkt. Denn Parmesan und Parmaschinken schmecken auch ohne Plastikhülle. Und ihr Genuss lässt allenfalls den Umfang meiner Taille wachsen - aber keinesfalls die Höhe unseres Müllbergs.
Alles voll. Auch mit Stopfen, Pressen, Draufhauen - nix zu machen. Nur der Kompostbehälter ist leer. Ha. Aber nicht mehr lange.
Da kommt meine Abfalltüte jetzt rein! Jawohl. Ihr Kompostgehalt geht zwar gegen null und besteht genau gesagt aus zwei Bananenschalen - aber was soll ich machen? Soll ich als Single oben in meiner Küche vergammeltes Gemüse horten bis der Eimer voll ist und es in meiner Wohnung stinkt wie unterm Gullydeckel? Oder soll ich für jeden Pfirsichkern extra vier Stockwerke runtersteigen und dann wieder hoch, bloß damit alles korrekt entsorgt ist? Also ehrlich!
So. Weg mit dem Müllbeutel. Weiß ja keiner, dass es meiner ist. Jetzt wandern meine zerrissenen Strumpfhosen, meine schmutzigen Tempotaschentücher, mein kaputter Filzstift und die zerknüllten Schweinebauchanzeigen von Penny eben auf die verkehrte Deponie.
Natürlich würde ich lieber Papier auf Papier, Glas auf Glas und Kompost auf Kompost häufen, wie es sich gehört. Aber was voll ist, ist voll. Hab ich etwa die Pampers in die Papiertonne da geschmissen? Nee! Das waren die mit dem Baby aus dem zweiten Stock. Und den großen Lampenschirm hab ich auch nicht unter den Restmüll gemogelt, sodass da jetzt kein Platz mehr ist für meine Tüte. Ich hab hier nicht alles zugemüllt!
Moment mal! Der Müllberg wächst! Die Deponieflächen sind knapp. Das Recycling klappt nicht immer! Die Müllverbrennung ist aufwendig. Die Wertstoffnutzung ist teuer. Es gibt Wichtigeres als den Müll korrekt zu trennen. Du solltest Müll vermeiden!
Mann! Mein Gewissen ist aber streng heute. Junge, Junge. Wie soll ich das denn hinkriegen mit dem Müllvermeiden. Kann mir das mal einer sagen - wo doch im Supermarkt rein gar nichts Unverpacktes mehr zu finden ist!
Also gut: Ich treff' mich mit Franziska Müller von der deutschen Umwelthilfe. Sie ist Diplomingenieurin für Abfallwirtschaft und kann mir sicher helfen. Erste Station ist das Kurzwarenregal. Denn ich brauche Knöpfe. An einer Präsentationswand sind alle Artikel in kleinen Plastikquadern auf Pappe eingeschweißt und hängen auf winzigen Kunststoffbügeln an langen Haken nebeneinander
Ich nehme eines dieser Plastikcontainerchen mit weißen Knöpfen vom Haken. Franziska Müllers Miene sagt: Nein, lieber nicht.
"Natürlich wär 's schön, wenn man auch so kleine Sachen, wie jetzt hier die Knöpfe, einzeln kaufen könnte; dann kann man nur so viel kaufen, wie man wirklich braucht - und nicht gleich 18 Stück. Zum Anderen: Die Verpackung ist eine Einwegverpackung; wenn sie wenigstens irgendwie 'nen Verschluss dran hätte, so dass ich die Knöpfe dann darin aufbewahren kann, aber so, wenn ich 's einmal aufgerissen haben - wenn ich es denn geschafft habe, sie aufzubekommen - dann muss ich sowieso die Knöpfe woanders einsortieren und die Verpackung wegschmeißen. "
Maßlos übertrieben verpackt sind im Supermarkt aber nicht nur die Knöpfe. Der ganze Laden ist vom Verpackungswahnsinn befallen: Nägel und Bleistifte, Eierlöffel und Ohrringe, Kopfhörer und Bauklötzchen, Lippenstifte und Schulterpolster, Batterien und Pfeffermühlen: Alle liegen sie in Kunststoffbehältern, die man nicht wieder verwenden kann, und hängen, teuflisch fest auf ihre Pappe geschweißt, an ihren Plastikbügelchen, die auch nie wieder einen Nutzen haben werden.
Dabei könnte man selbst unter Berücksichtigung verkaufsfördernder Warenpräsentation diesem Irrsinn den Kampf ansagen, meint die Expertin für Abfallwirtschaft, Franziska Müller
"Wenn man die zwei Teile mit nem Binder auf der Pappe befestigen würde, das würde ja auch vollkommen auseichen, und schon hätte man dieses Plastik eingespart."
Einfach nur den Bindfaden zerschneiden - und schon das Tütchen oder Teilchen in der Hand haben. Keinen Wutanfall mehr kriegen, weil die Verschweißung nicht aufgeht - So einfach könnten es uns die Hersteller machen? "Ja, aber das ist nicht alles", sagt die Fachfrau von der Umwelthilfe und nimmt einen mp3-Player vom Haken. Er liegt in einer Plastik-Kugel, und die ist so groß wie ein Gymnastikball.
"Große Verpackung, kleines Gerät. Hier möchte man sicher auf die Verpackung nicht verzichten, aber man könnte sie anders gestalten, zum Beispiel kleiner, also direkt um das Gerät drum herum, und nicht so viel Luft noch mit einpacken; man könnte eben den Kunststoff einsparen, indem man die Verpackung dem Inhalt anpasst. "
Franziska Müller weiß, dass die Hersteller kleine wertvolle Dinge gerne überdimensioniert verpacken, um die Warenhausdiebe abzuschrecken - da sollten sich die Kaufhäuser ihrer Meinung nach aber lieber Alternativen ausdenken.
"Entweder werden so kleine Geräte an der Information nur ausgegeben, oder dann gibt's auch Mehrweg-Verpackungen, wo das kleine Gerät in eine große Kunststoffhülle gepackt wird und dann erst an der Kasse ausgepackt wird; die Hülle bleibt im Laden , und das Gerät kann man dann mit nach Hause nehmen, wenn man es bezahlt hat. "
Die Expertin für Abfallwirtschaft rät, in Warenhäusern zu kaufen, die Ideen zur Abfallvermeidung entwickeln - oder Spezialabteilungen anzusteuern, die unverpackte Waren anbieten. Ein Prinzip, dem man ihrer Ansicht nach ohne weiteres auch bei so lebenswichtigen Dingen wie Butter , Eier, Käse, Wurst folgen kann: Wenn schon nicht Wochenmarkt oder Feinkostgeschäft - dann doch zumindest Wurst- und Käsetheke im Supermarkt. Denn Parmesan und Parmaschinken schmecken auch ohne Plastikhülle. Und ihr Genuss lässt allenfalls den Umfang meiner Taille wachsen - aber keinesfalls die Höhe unseres Müllbergs.