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Vernetzt auf vier Rädern

Technologie.- Auf der CeBit gibt es nicht nur viele Computer, sondern auch zahlreiche Autos – vollgestopft mit Computern und mit dem Internet verbunden – connected car nennt sich das. Wissenschaftsjournalist Gerd Pasch erklärt im Interview mit Monika Seynsche, wozu das Ganze gut ist.

04.03.2010
    Monika Seynsche: Herr Pasch, wozu braucht man Internet im Auto?

    Gerd Pasch: Das ist heute schon eigentlich ganz häufig vorhanden in Form eines Smartphones nämlich. Das Autotelefon ist der Bordcomputer, ist das Telefoniegerät und das ist verbunden mit dem Internet, um zum Beispiel die Navigationsdaten aktualisieren zu können, den Verkehrsfluss besser gestalten zu können. Denn die Stau-Umfahrung wird berechnet mit den Bewegungsdaten anderer Fahrzeuge im Netz. Das heißt, hier gibt es eine ganze Palette von Möglichkeiten der Ausnutzung von Information aus dem Auto selber an das Internet und andersherum auch. Dass man weiß, das verschiedene Autos im Internet sich bewegen, ihre Verkehrsdaten melden, ihre Bordinformationen weitergeben und die werden wieder ausgenutzt, damit andere davon profitieren. Und ganz simpel ist das Autoradio. Wenn wir das Digitalradio dabei sehen, ja auch heute nicht überall mehr empfangsbereit, weil die digitalen oder analogen Sender abgeschaltet werden und das Internetradio ist die Möglichkeit, die bisher im fahrenden Auto noch eingeschränkt war. Und dann gibt es noch einen ganz wichtigen Aspekt – nämlich das Elektroauto. Davon sind hier auch ganz viele zu sehen. Die Elektroautos werden in der Zukunft eine ganz bedeutende Rolle spielen in der Vernetzung. Denn sie können dann als Teil eines Netzwerkes von Stromversorgern in einem Smart Grid dann auch immer ihren Zustand der Batterie aktualisieren und damit eine Reichweitenberechung vornehmen und möglicherweise dann auch auf der Route mögliche Aufladestationen anlaufen.

    Seynsche: Was ist denn jetzt schon über das Internet möglich, wenn Sie von Internet und Auto reden? Ist das alles noch Zukunftsmusik oder kann man da wirklich konkret jetzt schon etwas machen?

    Pasch: In einem herkömmlichen Auto kann man zum Beispiel die Suchmaschinenfunktion des Internets ausnutzen, um über freie Betten in Hotels oder die Anschlussverspätung bei Bahn und Flug informiert zu werden und sich da entsprechend drauf einzustellen. Oder man kann die Tankstellen suchen, bestimmte Marken, von denen man eine Tankkarte hat oder nach Preisen Ausschau halten. Alle Dienste, die auf dem Smartphone, auf dem Handy verfügbar sind, über das Internet heute mit den Angeboten, die sind dann auch sozusagen über den Bordcomputer möglich, solange dieses Fahrzeug dann auch einen Kontakt zum Internet hat. Und das geschieht in der Zukunft sicherlich auch mit dem Mobilfunknetz der vierten Generation – LTE. Denn in der Fläche ist es heute mit breitbandigem Mobilfunknetz nicht so sehr gut bestellt. Aber wenn die Positionsdaten und auch die Bordinformationen verfügbar sind im Netz, dann können zum Beispiel auch die Disponenten einer Flotte oder die Familienmitglieder und die Nachbarschaften, die sich ein Fahrzeug teilen, sehr viel schneller informiert sein: Wann kommt das Auto zurück, ist noch Sprit im Tank um zum Beispiel die Fahrt zum Supermarkt noch anzutreten.

    Seynsche: Was bringt es denn dem Fahrer, permanent im Internet zu sein?

    Pasch: Dem Fahrer auch eine gewisse Sicherheit. Denn die Werkstätten können auch diese Bordinformationen nutzen, um zum Beispiel frühzeitig informiert und gewarnt zu werden: da ist irgendetwas an den Bremsen und kann dann zum Beispiel mit dem Fahrer auch sofort einen Termin verabreden. Dann ist ein Ersatzteil sofort vorrätig. Und die Hersteller können auch direkt andere Fahrer des gleichen Fahrzeugtyps zum Beispiel früh genug warnen.

    Seynsche: Herzlichen Dank. Gerd Pasch war das von der Computermesse CeBit in Hannover.

    Mehr Informationen zur CeBit gibt es unter cebit.dradio.de