"Ein Erdbeben entsteht in acht bis zehn Kilometern Tiefe und bis dorthin können wir nicht mit Bohrungen vordringen. Daher verstehen wir den so genannten Erdbebenbruch-Prozess noch immer zu wenig", erklärt Professor Heiner Igel vom Institut für Geophysik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Andererseits seien die schweren Erschütterungen nicht allein Umweltkatastrophen mit schweren Folgen, sondern auch eine wichtige Quelle für Informationen über das Geschehen im Erdinneren, betont der Seismologe. Nur aus den Erschütterungswellen, die über die ganze Welt ziehen können, lasse sich auf die Ursachen und die Struktur tief in der Erde zurück schließen. "Stationen auf der ganzen Welt zeichnen heute auf, wenn der Globus unter einem Beben beginnt zu schwingen wie eine Glocke. Aus diesen Daten rekonstruieren wir dann ein dreidimensionales Bild des Erdinneren."
Ein neuer Meilenstein in der weltweiten Vernetzung geologischer Informationen ist das EU-Projekt SPICE (Seismic wave Propagation and Imaging in Complex media). "Der Fortschritt der Rechentechnik eröffnet eine neue Ära in der Erdbebenforschung. Wir verwenden jetzt Computerprogramme, die den ganzen dreidimensionalen Charakter des seismischen Weltgeschehens und verknüpfter physikalischer Vorgänge nachbilden und simulieren können", so Igel. Bislang hätten Geologen weltweit kaum in großem Stil zusammengearbeitet und auch in Europa sei die Koordination nur gering ausgeprägt gewesen. SPICE soll das jetzt ändern, so der Geologe: "Das EU-Projekt wird alle beteiligten Forschungsrichtungen bündeln und dazu auch geeignete Standards erarbeiten. Die gewonnenen Daten werden dann den Wissenschaftlern über das Internet verfügbar gemacht."
Über die Zukunft äußert sich der Münchener Experte indes verhalten optimistisch. "Eine kurzfristige Erdbebenvorhersage ist derzeit nicht in Aussicht. Um aber Erdbebenschäden zu mindern, können jedoch Katastrophenszenarien mit Hilfe unserer modernen Programme simuliert werden. Daraus können wir zumindest bei einem Beben prognostizieren, wie groß die Erdbewegung dabei ist." Bereits heute sei bekannt, wo und wie stark in etwa Erschütterungen auftreten können. Aus diesen seismischen Karten könnten beispielsweise Empfehlungen abgeleitet werden, ob in bestimmten Arealen kritische Komplexe wie etwa Kraftwerke gebaut werden dürften. "Ein anderer Bereich, in dem wir große Fortschritte erwarten, ist die globale Seismologie. Das Bild des tiefen Erdinneren wird immer schärfer werden." Die heute noch vagen Vorstellungen zu dynamischen Prozessen wie etwa der Konvektion in der Tiefe könnten durch die Simulationen wesentlich erweitert werden. "Leider ist es so, dass je mehr wir über den Bruchprozess in der Erde lernen, desto weiter rückt die Hoffnung auf eine kurzfristige Vorhersage von Beben in die Ferne." Aber möglicherweise könne bald zumindest die Gefahr einer Erschütterung in bestimmten Gebieten für Zeiträume von wenigen Jahren erheblich besser vorhergesagt werden.
[Quelle: Ralf Krauter]
Ein neuer Meilenstein in der weltweiten Vernetzung geologischer Informationen ist das EU-Projekt SPICE (Seismic wave Propagation and Imaging in Complex media). "Der Fortschritt der Rechentechnik eröffnet eine neue Ära in der Erdbebenforschung. Wir verwenden jetzt Computerprogramme, die den ganzen dreidimensionalen Charakter des seismischen Weltgeschehens und verknüpfter physikalischer Vorgänge nachbilden und simulieren können", so Igel. Bislang hätten Geologen weltweit kaum in großem Stil zusammengearbeitet und auch in Europa sei die Koordination nur gering ausgeprägt gewesen. SPICE soll das jetzt ändern, so der Geologe: "Das EU-Projekt wird alle beteiligten Forschungsrichtungen bündeln und dazu auch geeignete Standards erarbeiten. Die gewonnenen Daten werden dann den Wissenschaftlern über das Internet verfügbar gemacht."
Über die Zukunft äußert sich der Münchener Experte indes verhalten optimistisch. "Eine kurzfristige Erdbebenvorhersage ist derzeit nicht in Aussicht. Um aber Erdbebenschäden zu mindern, können jedoch Katastrophenszenarien mit Hilfe unserer modernen Programme simuliert werden. Daraus können wir zumindest bei einem Beben prognostizieren, wie groß die Erdbewegung dabei ist." Bereits heute sei bekannt, wo und wie stark in etwa Erschütterungen auftreten können. Aus diesen seismischen Karten könnten beispielsweise Empfehlungen abgeleitet werden, ob in bestimmten Arealen kritische Komplexe wie etwa Kraftwerke gebaut werden dürften. "Ein anderer Bereich, in dem wir große Fortschritte erwarten, ist die globale Seismologie. Das Bild des tiefen Erdinneren wird immer schärfer werden." Die heute noch vagen Vorstellungen zu dynamischen Prozessen wie etwa der Konvektion in der Tiefe könnten durch die Simulationen wesentlich erweitert werden. "Leider ist es so, dass je mehr wir über den Bruchprozess in der Erde lernen, desto weiter rückt die Hoffnung auf eine kurzfristige Vorhersage von Beben in die Ferne." Aber möglicherweise könne bald zumindest die Gefahr einer Erschütterung in bestimmten Gebieten für Zeiträume von wenigen Jahren erheblich besser vorhergesagt werden.
[Quelle: Ralf Krauter]