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Vernetzungstreffen 2018

In München treffen sich Olympiagegner und Kritiker von etwa 50 Parteien und Organisationen, um ihr gemeinsames Vorgehen gegen die Bewerbung für die Winterspiele 2018 abzusprechen.

Von Jens Weinreich | 10.01.2010
    Eine große Koalition der bayerischen Regierungskoalition CSU/FDP und der in München regierenden SPD hält weiter Kurs und hat viele Kritiker bei den Abstimmungen in den Regionalparlamenten im Herbst unter Druck gesetzt. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude bezeichnete dabei Abgeordnete und Olympiakritiker als "unseriös", "unqualifiziert" und als "radikale Minderheiten".

    Lokal wurden die Olympiapläne durchgewunken, obgleich viele Fragen vor allem zum Finanzierungskonzept nicht beantwortet sind. Daraufhin verabschiedete die Gesellschafterversammlung der Olympia GmbH das so genannte Eckpunktepapier. Mitte März 2010 muss das Mini-Bid-Book beim IOC eingereicht werden.

    Ministerpräsident Horst Seehofer, Bürgermeister Ude und DOSB-Präsident Thomas Bach (FDP) sprechen von einer Zustimmungsrate von 82 Prozent in der Bevölkerung. Im Entwurf des Bewerbungsbuches heißt es: "offizielle Oppositionen" seien "nicht bekannt".
    Horst Seehofer, vor einigen Wochen:

    "In allen Umfragen ist die ganz große Mehrheit der Bevölkerung hinter dieser Olympiabewerbung. Und deshalb, glaube ich, handeln wir im Interesse der ganz, ganz überwiegenden Mehrheit der bayerischen Bevölkerung."

    Unmittelbar vor dem Vernetzungstreffen der Olympiakritiker hat nun DOSB-Generalsekretär Michael Vesper die Kritiker attackiert: Sie hätten Vorurteile, würden sich "Pappkameraden basteln" und darauf "eindreschen", sagte Vesper in einem Interview der Süddeutschen Zeitung.

    Pikant: Vesper ist Mitglied der Bündnisgrünen - und die bayerischen Grünen lehnen die Bewerbung ab. Nur die Münchner Stadtrat-Fraktion steht noch dahinter.

    Der Grünen-Landesvorsitzende Dieter Janecek zählt zu den wichtigsten Kräften der Olympiagegner. In seinem Blog hat er DOSB-General Vesper vehement kritisiert und dessen Argumente zerpflückt. Er sagt, Vesper solle als "Cheflobbyist des DOSB seine Parteimitgliedschaft ruhen lassen oder es zumindest unterlassen, vorgeblich grüne Ideale zu bemühen".

    Aus der Fachkommission Umwelt der Bewerbung haben sich einige Gruppen verabschiedetet, etwa der Bund Naturschutz oder der "Verein zum Schutz der Bergwelt", der erklärte, unseriös vereinnahmt worden zu sein. Die Bewerbung sei "die Verschwendung von Natur für Ruhm und Ehre". Das angebliche Umweltkonzept sei ein PR-Papier, das von den wirklichen Problemen ablenke, sagen Fachleute.

    Axel Doering, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz aus Garmisch-Partenkirchen, ist eine Art Oppositionsführer. Er hatte zunächst vor, ein Bürgerbegehren zu starten. Daraus wurde nichts. Nun setzt er seine Hoffnungen auf das Vernetzungstreffen am Montag in München.