Morgens behandelt er Krebspatienten, und am Nachmittag untersucht er deren Gewebeproben im Labor: So hat Ruggero de Maria am Istituto Superiore di Sanità in Rom, der größten Forschungsklinik Italiens, die Stammzellen von Dickdarmkrebs gefunden. Damit hat er auch für diese Tumorart eine Theorie bestätigt, die sich in den letzten Jahren erhärtet hat: Der größte Teil einer Krebsgeschwulst ist relativ harmlos. Gefährlich sind nur wenige Zellen, eben die Krebsstammzellen.
" Nur diese Zellen können sich unbegrenzt vermehren. Sie sind für die Entwicklung eines Tumors verantwortlich. Sie halten ihn am Leben, lassen ihn wachsen, und sie bewirken, dass er sich ausbreitet und Tochtergeschwülste bildet. "
Die Krebsstammzellen sind also eine Art Jungbrunnen für den Tumor, genau wie andere, so genannte adulte Stammzellen für das gesunde Gewebe von Leber, Haut und so weiter. Auch bei einer der aggressivsten Krebsarten, die es gibt, haben Forscher Stammzellen gefunden: beim so genannten Glioblastom, einem Hirntumor. Ruggero de Maria hat sie bei seinen Patienten gezählt und festgestellt: Wer zwei Prozent oder mehr Stammzellen in einem Glioblastom hat, der hat kaum Chancen, das nächste halbe Jahr zu überleben.
" Mit Hilfe der Stammzellen können wir eine genauere Überlebensprognose abgeben. Wir sehen uns also nicht den ganzen Krebsherd an, sondern untersuchen nur die gefährlichen Zellen. So bekommen wir ein zutreffenderes Bild über die Prognose des Patienten und über die Möglichkeiten der Therapie. "
Eine Behandlung muss gerade beim Glioblastom sofort erfolgen, und sie muss unmittelbar auf die Krebsstammzellen zielen. Das ist leichter gesagt, als getan, denn jeder Patient hat Tumorstammzellen mit anderen Eigenschaften. Ein Medikament, das bei dem einen sofort anschlägt, ist bei einem anderen Patienten wirkungslos. Der italienische Arzt hat nun eine Methode entwickelt, um rasch festzustellen, welche Therapie bei einem bestimmten Hirntumor-Patienten am aussichtsreichsten ist.
" Ich habe selbst eine Krebserkrankung überlebt. Deshalb ist es mir als Arzt ein besonderes Anliegen, ein möglichst praxisnahes Tumor-Modell zur Verfügung zu stellen. Wir verpflanzen daher den Tumor eines Patienten in ein Tier und versuchen, dieses zu behandeln. Dabei können wir mehrere Ansätze erproben. So viel Zeit haben wir nicht bei dem Kranken selbst. Wenn es uns aber gelingt, den Krebs des Patienten erfolgreich in einem Versuchstier zu behandeln, dann können wir dieselbe Methode sofort bei dem Patienten anwenden - und hoffentlich auch ihn heilen. "
Ruggero de Maria lässt dazu die Stammzellen aus dem Tumor zu kleinen Gewebekügelchen heranwachsen und spritzt diese den Versuchsmäusen. In ihrem Körper wächst innerhalb weniger Tage ein Tumor heran, der dem des Patienten genau gleicht. In der römischen Klinik hat sich gezeigt: Mit diesen Versuchstieren lässt sich eine individuelle Therapie für jeden Patienten entwickeln, und deren Erfolgsaussichten sind deutlich größer als die der bisherigen Standardbehandlung. Zugleich untersuchen die Ärzte in Rom auch die Genprofile und die Proteinzusammensetzung der Krebsstammzellen. Sie hoffen, auf diese Weise quasi die Achillesfersen der Tumore aufzuspüren.
" Meine Vorhersage ist: Wir werden sehr gute Hemmstoffe brauchen, und wir werden zwei oder drei davon gleichzeitig einsetzen müssen. Denn die Krebsstammzellen wenden nicht nur einen einzigen Trick an, um zu überleben. Die Kombination mehrerer zielgerichteter Medikamente ist da die beste Lösung. Wir müssen diese Zellen also an unterschiedlichen verwundbaren Stellen treffen. Welche das sind, das ist wahrscheinlich bei jedem Patienten anders. "
Eine individuelle Krebstherapie, die sich nach den Genen des Patienten richtet - das ist noch eine Vision. Einen wichtigen Schritt dahin sind die italienischen Forscher bereits gegangen.
" Nur diese Zellen können sich unbegrenzt vermehren. Sie sind für die Entwicklung eines Tumors verantwortlich. Sie halten ihn am Leben, lassen ihn wachsen, und sie bewirken, dass er sich ausbreitet und Tochtergeschwülste bildet. "
Die Krebsstammzellen sind also eine Art Jungbrunnen für den Tumor, genau wie andere, so genannte adulte Stammzellen für das gesunde Gewebe von Leber, Haut und so weiter. Auch bei einer der aggressivsten Krebsarten, die es gibt, haben Forscher Stammzellen gefunden: beim so genannten Glioblastom, einem Hirntumor. Ruggero de Maria hat sie bei seinen Patienten gezählt und festgestellt: Wer zwei Prozent oder mehr Stammzellen in einem Glioblastom hat, der hat kaum Chancen, das nächste halbe Jahr zu überleben.
" Mit Hilfe der Stammzellen können wir eine genauere Überlebensprognose abgeben. Wir sehen uns also nicht den ganzen Krebsherd an, sondern untersuchen nur die gefährlichen Zellen. So bekommen wir ein zutreffenderes Bild über die Prognose des Patienten und über die Möglichkeiten der Therapie. "
Eine Behandlung muss gerade beim Glioblastom sofort erfolgen, und sie muss unmittelbar auf die Krebsstammzellen zielen. Das ist leichter gesagt, als getan, denn jeder Patient hat Tumorstammzellen mit anderen Eigenschaften. Ein Medikament, das bei dem einen sofort anschlägt, ist bei einem anderen Patienten wirkungslos. Der italienische Arzt hat nun eine Methode entwickelt, um rasch festzustellen, welche Therapie bei einem bestimmten Hirntumor-Patienten am aussichtsreichsten ist.
" Ich habe selbst eine Krebserkrankung überlebt. Deshalb ist es mir als Arzt ein besonderes Anliegen, ein möglichst praxisnahes Tumor-Modell zur Verfügung zu stellen. Wir verpflanzen daher den Tumor eines Patienten in ein Tier und versuchen, dieses zu behandeln. Dabei können wir mehrere Ansätze erproben. So viel Zeit haben wir nicht bei dem Kranken selbst. Wenn es uns aber gelingt, den Krebs des Patienten erfolgreich in einem Versuchstier zu behandeln, dann können wir dieselbe Methode sofort bei dem Patienten anwenden - und hoffentlich auch ihn heilen. "
Ruggero de Maria lässt dazu die Stammzellen aus dem Tumor zu kleinen Gewebekügelchen heranwachsen und spritzt diese den Versuchsmäusen. In ihrem Körper wächst innerhalb weniger Tage ein Tumor heran, der dem des Patienten genau gleicht. In der römischen Klinik hat sich gezeigt: Mit diesen Versuchstieren lässt sich eine individuelle Therapie für jeden Patienten entwickeln, und deren Erfolgsaussichten sind deutlich größer als die der bisherigen Standardbehandlung. Zugleich untersuchen die Ärzte in Rom auch die Genprofile und die Proteinzusammensetzung der Krebsstammzellen. Sie hoffen, auf diese Weise quasi die Achillesfersen der Tumore aufzuspüren.
" Meine Vorhersage ist: Wir werden sehr gute Hemmstoffe brauchen, und wir werden zwei oder drei davon gleichzeitig einsetzen müssen. Denn die Krebsstammzellen wenden nicht nur einen einzigen Trick an, um zu überleben. Die Kombination mehrerer zielgerichteter Medikamente ist da die beste Lösung. Wir müssen diese Zellen also an unterschiedlichen verwundbaren Stellen treffen. Welche das sind, das ist wahrscheinlich bei jedem Patienten anders. "
Eine individuelle Krebstherapie, die sich nach den Genen des Patienten richtet - das ist noch eine Vision. Einen wichtigen Schritt dahin sind die italienischen Forscher bereits gegangen.