Archiv


Verräterischer Staub

Planetologie. - Mars ist unser nächster Nachbarplanet und bereits seit längerem im Zentrum der interplanetaren Forschung. Die stattliche Raumschiffflotte, die ihn umkreist, liefert das Material für ein wachsendes Verständnis des Mars. In der aktuellen Ausgabe von "Nature" behandeln gleich sieben Artikel verschiedene Aspekte des Roten Planeten.

    Ein Schlüssel zum Verständnis des Mars ist der Staub, der in einer dicken Schicht die gesamte Oberfläche bedeckt. Der Staub verrät etwas über die Geschichte des Planeten, öffnet ein Fenster zurück in die Klimageschichte des Mars. Anders als es in jüngerer Zeit öfter gesagt wurde, war Mars offenbar doch ein weitgehend trockener Planet, auf dem Wasser nur in Form von Flüssen und Seen, niemals jedoch in Meeren vorhanden war. Darauf deutet die Zusammensetzung des Marsstaubes hin, der ja durch die Winde gleichmäßig über den Planeten verteilt worden ist. Federführend bei dieser Untersuchung war die Marsgruppe an der Universität Kopenhagen. Der Marsstaub besteht in der Hauptsache aus den Mineralen Olivin und Magnetit, die beide vom vulkanischen Basalt stammen. Beide Minerale sind jedoch nur stabil, wenn sie nicht mit Wasser in Kontakt kommen.

    Viel Wasser kann es daher nicht auf dem Mars gegeben haben. Vermutlich hat es nennenswerte Gewässer nur vor Milliarden Jahren, in der Jugendphase des Planeten, gegeben, danach gab es nur noch lokal Feuchtigkeit. Angesichts dieses Befundes mußten die Wissenschaftler jedoch erklären, wie das rostrote Eisen(III)-Oxid entstand, das dem Mars seine charakteristische Farbe gibt. Dieses entsteht wiederum nur im Verein mit Wasser, in dem die rostroten Eisenverbindungen ausfällen. Inzwischen erklärt man sich ihr Vorkommen auf zweierlei Art: Entweder sie sind Reste aus der Marsjugend, als es noch vergleichsweise viel Wasser gab, oder sie entstehen in den kurzen Tauperioden vor Sonnenaufgang, wenn ein dünner Wasserfilm Teile der Oberfläche bedeckt. Über Jahrmilliarden können auch auf diese Weise beachtliche Mengen von Eisenoxiden entstehen.

    [Quelle: Dagmar Röhrlich]