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Verregnete Ernte

Der Dauerregen in diesem Sommer macht alle Ernteversuche immerwieder zunichte. Der Boden ist so aufgeweicht, dass die Mähdrescher im Matsch stecken bleiben. Und das Zeitfenster für die Ernte schließt sich. Schon werden Stimmen laut, die sich Sorgen um ihr Brötchen machen.

Von Wolf-Sören Treusch |
    Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. So etwa könnte man zusammenfassen, wie der Verband Deutscher Mühlen das schwierige Erntejahr 2011 beurteilt. Hans-Christoph Erling, Vorstandsvorsitzender des Verbands.

    "Für die Müller bedeutet das, dass wir in diesem Jahr sehr genau gucken müssen, was die Bauern uns anliefern, wir müssen die Proben genau untersuchen, wir müssen Backversuche machen, ob das Getreide brauchbar ist, und dann überlegen, für welche Backwaren wir sie einsetzen oder ob wir es dem Bauern zurückgeben müssen."

    Der vergangene Winter war lang, das Frühjahr viel zu trocken, der Sommer zu regnerisch, der VDM rechnet mit einem Rückgang der Getreideernte gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent: von 44 auf 41 Millionen Tonnen. Doch das ist nicht das einzige Problem.

    "Wenn das Getreide feucht ist, ist es nicht lagerfähig. Es muss getrocknet werden. Nur bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 15 Prozent ist es lagerfähig, auf der anderen Seite:] durch die Wärme beginnt der Halm, sich chemisch zu verändern, die Stärke verwandelt sich in Zucker und ist dann nicht mehr backfähig, wie wir es vom Mehl erwarten."

    Die große Herausforderung für die Müller wird es also sein, den wenigen qualitativ hochwertigen Weizen und Roggen sofort zu verarbeiten. Hans-Christoph Erling weiß: das wird nicht einfach. Die Bauern haben keine Eile und werden erst verkaufen, wenn der Preis stimmt.
    "Da wird gepokert und spekuliert, und die guten Partien werden erstmal zurückgehalten, und da guckt man sich an, wie die Entwicklung des Getreidemarktes weiter ist. Und das macht es uns besonders schwer. Wir müssen sofort gutes Getreide haben und können nicht abwarten und müssen auch Preise zahlen, die eigentlich zu hoch sind. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig."

    Auch die Preisschwankungen auf dem Weltmarkt machen die Situation nicht einfacher. Während dort in den vergangenen zwei Jahren die Preise für Roggen und Weizen teilweise um 100 Prozent variierten, ist das Mehl beim Discounter um die Ecke weiterhin so preiswert wie immer: im Durchschnitt 25 Cent fürs Kilo.

    "Das muss sich ändern, nicht gesund, geht nicht, und darauf muss man sich einstellen, und damit muss man als Verbraucher leben lernen. Dass ähnlich wie beim Benzinpreis der Mehlpreis schwanken kann und große Ausschläge mit sich bringt."

    Mehl ist viel mehr wert als es derzeit kostet, aber, so der Vorstandsvorsitzende des Verbands Deutscher Mühlen Hans-Christoph Erling: trotz der schlechten Ernte in diesem Jahr und obwohl immer mehr Ackerfläche dem Anbau von Mais geopfert werde – Deutschland bleibt ein Selbstversorgerland.

    "Im Grunde nur 20 Prozent des Getreides gehen in die Ernährung, 80 Prozent in die Futtermittelindustrie. Wir können uns gute Partien heraussuchen."

    Importe aus dem Ausland sind voraussichtlich nicht nötig. Die Deutschen werden ihr Frühstücksbrötchen auch weiterhin aus heimischem Getreide hergestellt bekommen.
    "Für die Müller bedeutet das, dass wir in diesem Jahr sehr genau gucken müssen, was die Bauern uns anliefern, wir müssen die Proben genau untersuchen, wir müssen Backversuche machen, ob das Getreide brauchbar ist, und dann überlegen, für welche Backwaren wir sie einsetzen oder ob wir es dem Bauern zurückgeben müssen."