Im Frühsommer 1990, unmittelbar vor der Währungsunion, behält DDR-Sportministerin Cordula Schubert die Oberhand in der Auseinandersetzung mit dem Deutschen Turn- und Sportbund der DDR. Sie saß am längeren Hebel, drehte dem DTSB und seinen Altkadern kurzzeitig den Geldhahn ab - und hatte die Unterstützung des Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble und seiner Ministerialbürokratie.
Laut Ferdinand Kösters, einst BMI-Referatsleiter, dessen Buch "Verschenkter Lorbeer” der Deutschlandfunk bereits vorgestellt hat, dominierten damals drei Personen den Vereinigungsprozess. Zur Troika, die die Weichen stellte und entschied, welche Institutionen, Verbände und Projekte besonders gefördert werden, gehörten nicht etwa die Präsidenten der jeweiligen Dachverbände: Weder Willi Daume (NOK West) noch Hans Hansen (DSB) - schon gar nicht der neue DDR-NOK-Präsident Joachim Weiskopf, der im Juni 1990 gewählt wurde, oder DTSB-Präsident Martin Kilian. Sie alle waren Bittsteller, weniger Gestalter.
Die grauen Eminenzen hießen Erich Schaible, Ministerialdirektor im BMI, Emil Beck, Fecht-Papst und in zahlreiche Skandale verstrickter Geschäftemacher, sowie Helmut Meyer, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (West). "Leistungs-Meyer” wurde er genannt, der Freund aller Fachdoper.
Eine für den Breitensport in der DDR desaströse Nachricht kam Anfang Juni: Die DDR-Regierung entband die Betriebe von der Alimentation des Sports. Diese Betriebssportgemeinschaften waren die Basis der DDR-Sportbewegung, ohne die - das Dopingsystem einmal ausgeblendet - die leistungssportlichen Erfolge nicht möglich gewesen wären. Unabhängig von diesem Regierungs-Ukas war die Förderung jedoch schon flächendeckend zusammen gebrochen, parallel zum Exitus der DDR-Wirtschaft.
Am 15. Juni endet die kurze Präsidentschaft des IOC-Mitglieds Günther Heinze im DDR-NOK. Sein Nachfolger Joachim Weiskopf erklärt in Kienbaum die Vorbereitung einer gemeinsamen Olympiamannschaft für 1992 zur wichtigsten Aufgabe
Im DTSB werden zum 30. Juni 8.000 der etwa 10.600 Mitarbeiter entlassen. Das Vermögen des DTSB wurde von der DDR-Regierung sichergestellt. Rund 145 Millionen Mark gehen direkt an die Fachverbände, so wie es Sportministerin Schubert vorgesehen hatte:
""Der DTSB hatte noch eine Zusage von der Modrow-Regierung - bis Juni war eine Finanzierung gesichert. Der DTSB war der Meinung, dass die Finanzierung weiterhin über ihn läuft. Unser Ziel war es, das Geld direkt über die Fachverbände zu verteilen, dass es eine Vereinigung der Fachverbände mit den West-Fachverbänden gibt und dass sozusagen das Dach des DTSB ausgehöhlt wird. Wir haben gesagt: Wenn wir Mittel zur Verfügung stellen, dann bitteschön den Fachverbänden direkt, aber nicht für die weitere Finanzierung eines riesengroßen Wasserkopfs.”"
Ende Juni einigen sich die Sport-Dachverbände auf die Formalien ihrer Vereinigung - nach dem politischen Modell gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes. Bisher war der DTSB in die 15 Bezirksorganisationen untergliedert. Für September waren in der DDR Landtagswahlen avisiert. Unmittelbar danach sollten sich in den neuen Ländern Landessportbünde bilden, und nach der Auflösung des DTSB im Dezember dem DSB beitreten.
Dieser Plan wurde letztlich auch eingehalten. Es galt, die Vereinigung von 21 Millionen DSB- und drei Millionen DTSB-Mitgliedern zu organisieren. Einige Fachverbände, allen voran der DFB, hielten allerdings in unvergleichlicher Realitätsferne an einer Vereinigung erst im Jahr 1992 fest. Sie wurden von den Zeitläuften überrollt.
Laut Ferdinand Kösters, einst BMI-Referatsleiter, dessen Buch "Verschenkter Lorbeer” der Deutschlandfunk bereits vorgestellt hat, dominierten damals drei Personen den Vereinigungsprozess. Zur Troika, die die Weichen stellte und entschied, welche Institutionen, Verbände und Projekte besonders gefördert werden, gehörten nicht etwa die Präsidenten der jeweiligen Dachverbände: Weder Willi Daume (NOK West) noch Hans Hansen (DSB) - schon gar nicht der neue DDR-NOK-Präsident Joachim Weiskopf, der im Juni 1990 gewählt wurde, oder DTSB-Präsident Martin Kilian. Sie alle waren Bittsteller, weniger Gestalter.
Die grauen Eminenzen hießen Erich Schaible, Ministerialdirektor im BMI, Emil Beck, Fecht-Papst und in zahlreiche Skandale verstrickter Geschäftemacher, sowie Helmut Meyer, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (West). "Leistungs-Meyer” wurde er genannt, der Freund aller Fachdoper.
Eine für den Breitensport in der DDR desaströse Nachricht kam Anfang Juni: Die DDR-Regierung entband die Betriebe von der Alimentation des Sports. Diese Betriebssportgemeinschaften waren die Basis der DDR-Sportbewegung, ohne die - das Dopingsystem einmal ausgeblendet - die leistungssportlichen Erfolge nicht möglich gewesen wären. Unabhängig von diesem Regierungs-Ukas war die Förderung jedoch schon flächendeckend zusammen gebrochen, parallel zum Exitus der DDR-Wirtschaft.
Am 15. Juni endet die kurze Präsidentschaft des IOC-Mitglieds Günther Heinze im DDR-NOK. Sein Nachfolger Joachim Weiskopf erklärt in Kienbaum die Vorbereitung einer gemeinsamen Olympiamannschaft für 1992 zur wichtigsten Aufgabe
Im DTSB werden zum 30. Juni 8.000 der etwa 10.600 Mitarbeiter entlassen. Das Vermögen des DTSB wurde von der DDR-Regierung sichergestellt. Rund 145 Millionen Mark gehen direkt an die Fachverbände, so wie es Sportministerin Schubert vorgesehen hatte:
""Der DTSB hatte noch eine Zusage von der Modrow-Regierung - bis Juni war eine Finanzierung gesichert. Der DTSB war der Meinung, dass die Finanzierung weiterhin über ihn läuft. Unser Ziel war es, das Geld direkt über die Fachverbände zu verteilen, dass es eine Vereinigung der Fachverbände mit den West-Fachverbänden gibt und dass sozusagen das Dach des DTSB ausgehöhlt wird. Wir haben gesagt: Wenn wir Mittel zur Verfügung stellen, dann bitteschön den Fachverbänden direkt, aber nicht für die weitere Finanzierung eines riesengroßen Wasserkopfs.”"
Ende Juni einigen sich die Sport-Dachverbände auf die Formalien ihrer Vereinigung - nach dem politischen Modell gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes. Bisher war der DTSB in die 15 Bezirksorganisationen untergliedert. Für September waren in der DDR Landtagswahlen avisiert. Unmittelbar danach sollten sich in den neuen Ländern Landessportbünde bilden, und nach der Auflösung des DTSB im Dezember dem DSB beitreten.
Dieser Plan wurde letztlich auch eingehalten. Es galt, die Vereinigung von 21 Millionen DSB- und drei Millionen DTSB-Mitgliedern zu organisieren. Einige Fachverbände, allen voran der DFB, hielten allerdings in unvergleichlicher Realitätsferne an einer Vereinigung erst im Jahr 1992 fest. Sie wurden von den Zeitläuften überrollt.