Bei einem spannenden Fußballspiel kennt die Begeisterung der Fans keine Grenzen. Hier ein toller Pass, dort ein faszinierendes Dribbling - dann der entscheidende Schuss aufs Tor. Woran während des Spiels kaum ein Fan denkt: Die Bewegungsabläufe auf dem Spielfeld sind, im Vergleich zu anderen Sportarten wie beispielsweise dem Marathonlauf, unendlich kompliziert:
"Das Problem beim Fußball ist, das wir verschiedene Bewegungen haben. Wir haben einen anderen Untergrund, Kunstrasen und Rasen. Und wir haben vor allem auch verschiedene Schuhe. Weil die Schuhe auch leistungsbestimmend sind, liegen sie sehr eng am Fuß an. Sie haben zum Beispiel keine Zwischensohle im Vergleich zum Laufschuhbereich. Sie haben aber Stollen oder Nocken an der Sohle. Das heißt: Die Bedingungen sind viel vielfältiger und prinzipiell verschieden. Dementsprechend sind Bewegungsanalysen im Fußball nicht nur orthopädisch ausgerichtet, sondern sie sind auch leistungsausgerichtet. Weil die Schusstechnik einen direkten Einfluss auf die Leistung hat."
Erklärt der Schweizer Sportmediziner Professor Xaver Kälin von der Praxisklinik Rennbahn in Muttenz bei Basel. Er stellte auf dem jüngsten Kongress über Fußballmedizin ein verfeinertes Analyseverfahren vor. Damit wollen die Sportmediziner zweierlei erreichen: Die Schusstechnik und damit die Leistung der Spieler verbessern - und Verletzungen, die gerade beim Fußball immer wieder auftreten, verhindern.
"Die Verfahren sind so ähnlich wie bei den Laufanalysen. Wir verwenden High-Speed-Video. Allerdings sind die Videofrequenzen wesentlich höher als bei den Laufanalysen. Also wir verwenden Frequenzen so zwischen 500 und 1000 Hertz, während man beim Laufen so mit 100 Hertz auskommt. Wir filmen von verschiedenen Richtungen, wie das beim Laufen auch der Fall ist, von vorne, von hinten, von der Seite, wie man die Bewegungen im Detail von allen Seiten betrachten kann und die entsprechenden Schlussfolgerungen ziehen kann."
Bei Aufnahmen mit bis zu 1000 Bildern pro Sekunde erkennen die Experten beim Betrachten eines Spielzuges selbst die kleinsten Details, die zu Fehlleistungen und Verletzungen führen. Professor Xaver Kälin nennt dafür ein Beispiel:
"Wir haben zum Beispiel einen Spieler analysiert, der hatte Angst, in den Boden zu schlagen. Das heißt: Er hat sein Standbein viel zu weit weg vom Ball platziert und musste dann seinen Hüftwinkel öffnen, um den Ball zu treffen. Das wollten wir korrigieren: Wir haben in einer ersten Linie das Standbein korrigiert, näher zum Ball, worauf er das gemacht hat, aber dann den Ball nicht mehr richtig getroffen hat, weil er den Hüftwinkel zu weit offen hatte. In einer zweiten Phase hat man ihm dann den Hüftwinkel zusätzlich korrigiert, so dass er in einer zweiten Phase die Bewegungen richtig ausführen konnte. Das war jetzt ein ganz einfaches Beispiel. Das kann man aber bei ganz komplizierten Bewegungen ebenfalls nachvollziehen."
Der Korrekturprozess erfolgt dabei in enger Abstimmung dem Spieler und dem Trainer. Denn die meisten Bewegungskombinationen laufen automatisiert, also unterbewusst gesteuert ab. In Abstimmung mit den Sportmedizinern muss der Trainer daher Übungseinheiten planen, mit denen die unterbewussten Bewegungsabläufe entsprechend korrigiert werden können. Mit diesem Verfahren lassen sich Treffsicherheit und technische Spielfertigkeit auf dem Fußballrasen ganz entscheidend steigern - und nicht nur das: Fußball-typische Verletzungsrisiken können ebenfalls minimiert werden, erklärt der Schweizer Experte Professor Xaver Kälin:
"Die Problematik ist sehr vielseitig, deshalb möchte ich das an einem Beispiel erläutern: Wir hatten einen Spieler, der hatte Kniebeschwerden im Außenbereich. Das waren Meniskus- und Schleimbeutelprobleme. Und als wir seine Bewegung gefilmt hatten, hatten wir erkannt, dass die Schussbewegung ganz speziell war. Und zwar beobachteten wir da eine Verdrehung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel, was bei der Streckbewegung zur Einklemmung des Meniskus geführt hat. Und das muss man ändern. Er wurde bereits am Meniskus operiert. Das ist aber Symptombekämpfung. Wenn er die Bewegung so ausführt wie bisher, wird das Problem nicht verschwinden. Das heißt: Er muss die Bewegungstechnik zusammen mit dem Trainer so ändern, dass diese Verdrehung zwischen Oberschenkel und Unterschenkel nicht mehr vorkommt, und dass er dem Ball aber denselben Drall, dieselbe Richtung und dieselbe Geschwindigkeit geben kann. Das ist dann die Aufgabe des Trainers ... "
... .der auf der Basis der High-Speed-Videoanalyse eine Trainingseinheit planen muss, mit der sich die unterbewussten Bewegungsabläufe des betroffenen Spielers wirkungsvoll ändern lassen. All dies wäre ohne dieses Verfahren nicht möglich:
"Das ist richtig, weil die Bewegungen zum Teil so schnell sind und deshalb nicht mehr erkennbar sind und der Trainer im Wesentlichen nur die Flugbahn des Balles beurteilt. Ihm ist es eben grundsätzlich egal, was der Spieler macht, Hauptsache, der Ball kommt an den richtigen Ort. Und wir versuchen jetzt diese Verbindung herzustellen."
Eine Verbindung zwischen falschen Bewegungsabläufen, die in der Videoanalyse sichtbar werden, und den daraus resultierenden Verletzungen und Beschwerden. Und davon gibt es, so Professor Xaver Kälin, eine ganze Menge:
"Also es sind wie gesagt Kniebeschwerden, es sind auch Leistenbeschwerden. Es können Beschwerden im Bereich der Achillessehen sein - das sind wahrscheinlich die häufigsten."
Dass sich das Verfahren im Profifußball weltweit schnell durchsetzt, davon sind die Schweizer Fachleute überzeugt. Und das bedeutet: Die Fans können sich in Zukunft über technisch bessere Spielzüge freuen - und die Spieler selbst sind besser als bisher gegen Verletzungen und Beschwerden gefeit, für die die Sportmediziner bislang häufig nicht die Ursachen kannten.
"Das Problem beim Fußball ist, das wir verschiedene Bewegungen haben. Wir haben einen anderen Untergrund, Kunstrasen und Rasen. Und wir haben vor allem auch verschiedene Schuhe. Weil die Schuhe auch leistungsbestimmend sind, liegen sie sehr eng am Fuß an. Sie haben zum Beispiel keine Zwischensohle im Vergleich zum Laufschuhbereich. Sie haben aber Stollen oder Nocken an der Sohle. Das heißt: Die Bedingungen sind viel vielfältiger und prinzipiell verschieden. Dementsprechend sind Bewegungsanalysen im Fußball nicht nur orthopädisch ausgerichtet, sondern sie sind auch leistungsausgerichtet. Weil die Schusstechnik einen direkten Einfluss auf die Leistung hat."
Erklärt der Schweizer Sportmediziner Professor Xaver Kälin von der Praxisklinik Rennbahn in Muttenz bei Basel. Er stellte auf dem jüngsten Kongress über Fußballmedizin ein verfeinertes Analyseverfahren vor. Damit wollen die Sportmediziner zweierlei erreichen: Die Schusstechnik und damit die Leistung der Spieler verbessern - und Verletzungen, die gerade beim Fußball immer wieder auftreten, verhindern.
"Die Verfahren sind so ähnlich wie bei den Laufanalysen. Wir verwenden High-Speed-Video. Allerdings sind die Videofrequenzen wesentlich höher als bei den Laufanalysen. Also wir verwenden Frequenzen so zwischen 500 und 1000 Hertz, während man beim Laufen so mit 100 Hertz auskommt. Wir filmen von verschiedenen Richtungen, wie das beim Laufen auch der Fall ist, von vorne, von hinten, von der Seite, wie man die Bewegungen im Detail von allen Seiten betrachten kann und die entsprechenden Schlussfolgerungen ziehen kann."
Bei Aufnahmen mit bis zu 1000 Bildern pro Sekunde erkennen die Experten beim Betrachten eines Spielzuges selbst die kleinsten Details, die zu Fehlleistungen und Verletzungen führen. Professor Xaver Kälin nennt dafür ein Beispiel:
"Wir haben zum Beispiel einen Spieler analysiert, der hatte Angst, in den Boden zu schlagen. Das heißt: Er hat sein Standbein viel zu weit weg vom Ball platziert und musste dann seinen Hüftwinkel öffnen, um den Ball zu treffen. Das wollten wir korrigieren: Wir haben in einer ersten Linie das Standbein korrigiert, näher zum Ball, worauf er das gemacht hat, aber dann den Ball nicht mehr richtig getroffen hat, weil er den Hüftwinkel zu weit offen hatte. In einer zweiten Phase hat man ihm dann den Hüftwinkel zusätzlich korrigiert, so dass er in einer zweiten Phase die Bewegungen richtig ausführen konnte. Das war jetzt ein ganz einfaches Beispiel. Das kann man aber bei ganz komplizierten Bewegungen ebenfalls nachvollziehen."
Der Korrekturprozess erfolgt dabei in enger Abstimmung dem Spieler und dem Trainer. Denn die meisten Bewegungskombinationen laufen automatisiert, also unterbewusst gesteuert ab. In Abstimmung mit den Sportmedizinern muss der Trainer daher Übungseinheiten planen, mit denen die unterbewussten Bewegungsabläufe entsprechend korrigiert werden können. Mit diesem Verfahren lassen sich Treffsicherheit und technische Spielfertigkeit auf dem Fußballrasen ganz entscheidend steigern - und nicht nur das: Fußball-typische Verletzungsrisiken können ebenfalls minimiert werden, erklärt der Schweizer Experte Professor Xaver Kälin:
"Die Problematik ist sehr vielseitig, deshalb möchte ich das an einem Beispiel erläutern: Wir hatten einen Spieler, der hatte Kniebeschwerden im Außenbereich. Das waren Meniskus- und Schleimbeutelprobleme. Und als wir seine Bewegung gefilmt hatten, hatten wir erkannt, dass die Schussbewegung ganz speziell war. Und zwar beobachteten wir da eine Verdrehung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel, was bei der Streckbewegung zur Einklemmung des Meniskus geführt hat. Und das muss man ändern. Er wurde bereits am Meniskus operiert. Das ist aber Symptombekämpfung. Wenn er die Bewegung so ausführt wie bisher, wird das Problem nicht verschwinden. Das heißt: Er muss die Bewegungstechnik zusammen mit dem Trainer so ändern, dass diese Verdrehung zwischen Oberschenkel und Unterschenkel nicht mehr vorkommt, und dass er dem Ball aber denselben Drall, dieselbe Richtung und dieselbe Geschwindigkeit geben kann. Das ist dann die Aufgabe des Trainers ... "
... .der auf der Basis der High-Speed-Videoanalyse eine Trainingseinheit planen muss, mit der sich die unterbewussten Bewegungsabläufe des betroffenen Spielers wirkungsvoll ändern lassen. All dies wäre ohne dieses Verfahren nicht möglich:
"Das ist richtig, weil die Bewegungen zum Teil so schnell sind und deshalb nicht mehr erkennbar sind und der Trainer im Wesentlichen nur die Flugbahn des Balles beurteilt. Ihm ist es eben grundsätzlich egal, was der Spieler macht, Hauptsache, der Ball kommt an den richtigen Ort. Und wir versuchen jetzt diese Verbindung herzustellen."
Eine Verbindung zwischen falschen Bewegungsabläufen, die in der Videoanalyse sichtbar werden, und den daraus resultierenden Verletzungen und Beschwerden. Und davon gibt es, so Professor Xaver Kälin, eine ganze Menge:
"Also es sind wie gesagt Kniebeschwerden, es sind auch Leistenbeschwerden. Es können Beschwerden im Bereich der Achillessehen sein - das sind wahrscheinlich die häufigsten."
Dass sich das Verfahren im Profifußball weltweit schnell durchsetzt, davon sind die Schweizer Fachleute überzeugt. Und das bedeutet: Die Fans können sich in Zukunft über technisch bessere Spielzüge freuen - und die Spieler selbst sind besser als bisher gegen Verletzungen und Beschwerden gefeit, für die die Sportmediziner bislang häufig nicht die Ursachen kannten.