"Cäsar, hüte dich vor Brutus! Gib acht auf Cassius! Sieh dich vor, sofern du nicht unsterblich bist. Verrat gedeiht, wo Achtsamkeit versagt. Cäsar, du bist nicht unsterblich, sie reißen dir die Flügel aus."
Falk Richter hat Shakespeares wuchtiges Antikendrama ins Heute transponiert, ohne dem Text Gewalt anzutun. Er hat das Stück auf zweidreiviertel effektvolle Stunden verknappt, setzt auf ein starkes Ensemble und den sparsamen Einsatz popkultureller Gimmicks: Videoprojektionen kommen ebenso zu ihrem Recht wie sorgfältig dosierte Technobeats.
Die Verschwörung der Republikaner um Cassius und Brutus vollzieht sich bei Richter in einer modernistischen Säulenhalle von Speerscher Dimension. Kostümbildner Martin Kraemer hat die Senatoren in smarte Business-Outfits gehüllt. Roland Kochs Brutus, ein Idealist mit Dolch und Krawatte, ist hin und her gerissen zwischen der Loyalität zu Cäsar und seinem Misstrauen gegen die monarchischen Anwandlungen des dictator perpetuus.
"Cäsar will gekrönt sein. Würde eine Krone ihn verändern? Gäben wir ihm diese Krone, wir gäben ihm die Willkür in die Hand, und es gäbe keine Ordnung außer ihm. Die Größe wird monströs, sobald die Macht gewissenlos agiert. Man muss verhindern, dass es soweit kommt. Man muss Cäsar schützen, schützen vor sich selbst - und schützen uns."
Williams Shakespeares Tragödie ist ein kunstvoll gebautes Stück über Loyalität und Verrat, vor allem aber: über die Mechanismen der Macht. Und die scheinen heute wie ehedem die gleichen zu sein. Wie die Verschwörer ihren Mordplan hinter Cäsars Rücken aushecken, wie sie dem Diktator Freundschaft vorgaukeln, obwohl sein Tod bereits beschlossene Sache ist, das mag manchen an Intendantenwahlen in öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erinnern, vielleicht auch an machttechnische Gepflogenheiten im Parteivorstand der CSU.
Julius Cäsar jedenfalls ahnt, was auf ihn zukommt. Peter Simonischek - ein Alphamännchen wie der Imperator - spielt Julius Cäsar nicht, er IST Julius Cäsar.
"Es heißt, die Feigen sterben tausend Tode, die Mutigen nur einen. Sonderbar: Von allen Rätseln dieser Welt, scheint mir das größte die Furcht der Menschen vor dem Tod zu sein - der unausweichlich kommt, wie jeder weiß."
Cäsars blutiges Ende führt nicht zur Wiedererrichtung der Republik, sondern zum opferreichen Bürgerkrieg, zur Vernichtung der Insurgenten - und zur Inthronisierung Octavians als Kaiser. Falk Richter inszeniert das Bürgerkriegsgeschehen in der Ästhetik eines B-Movies, wie man sie nächtens auf Pro7 sehen kann.
"Cäsar ist tot. War das ein Sieg für Rom? Es ging nicht anders. Cäsar war ein Tyrann. Cäsar war ein Tyrann. Cäsar ist tot!"
Falk Richter hat eine rundum überzeugende Inszenierung auf die Bühne des Burgtheaters gebracht: Da greift eins ins andere, technisch wie künstlerisch. Peter Simonischek ist ein überzeugender Cäsar, wie erwähnt, Roland Koch ein nicht minder überzeugender Brutus. Ignaz Kirchner spielt den Chefverschwörer Cassius als hemdsärmeligen Intrigentechniker, Michael Maertens' Marc Anton ist ein eiskalter Neurotiker, der ohne Wimpernzucken über Leichen geht. "Julius Cäsar", ein Männerstück, das schaudern macht.
Falk Richter hat Shakespeares wuchtiges Antikendrama ins Heute transponiert, ohne dem Text Gewalt anzutun. Er hat das Stück auf zweidreiviertel effektvolle Stunden verknappt, setzt auf ein starkes Ensemble und den sparsamen Einsatz popkultureller Gimmicks: Videoprojektionen kommen ebenso zu ihrem Recht wie sorgfältig dosierte Technobeats.
Die Verschwörung der Republikaner um Cassius und Brutus vollzieht sich bei Richter in einer modernistischen Säulenhalle von Speerscher Dimension. Kostümbildner Martin Kraemer hat die Senatoren in smarte Business-Outfits gehüllt. Roland Kochs Brutus, ein Idealist mit Dolch und Krawatte, ist hin und her gerissen zwischen der Loyalität zu Cäsar und seinem Misstrauen gegen die monarchischen Anwandlungen des dictator perpetuus.
"Cäsar will gekrönt sein. Würde eine Krone ihn verändern? Gäben wir ihm diese Krone, wir gäben ihm die Willkür in die Hand, und es gäbe keine Ordnung außer ihm. Die Größe wird monströs, sobald die Macht gewissenlos agiert. Man muss verhindern, dass es soweit kommt. Man muss Cäsar schützen, schützen vor sich selbst - und schützen uns."
Williams Shakespeares Tragödie ist ein kunstvoll gebautes Stück über Loyalität und Verrat, vor allem aber: über die Mechanismen der Macht. Und die scheinen heute wie ehedem die gleichen zu sein. Wie die Verschwörer ihren Mordplan hinter Cäsars Rücken aushecken, wie sie dem Diktator Freundschaft vorgaukeln, obwohl sein Tod bereits beschlossene Sache ist, das mag manchen an Intendantenwahlen in öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erinnern, vielleicht auch an machttechnische Gepflogenheiten im Parteivorstand der CSU.
Julius Cäsar jedenfalls ahnt, was auf ihn zukommt. Peter Simonischek - ein Alphamännchen wie der Imperator - spielt Julius Cäsar nicht, er IST Julius Cäsar.
"Es heißt, die Feigen sterben tausend Tode, die Mutigen nur einen. Sonderbar: Von allen Rätseln dieser Welt, scheint mir das größte die Furcht der Menschen vor dem Tod zu sein - der unausweichlich kommt, wie jeder weiß."
Cäsars blutiges Ende führt nicht zur Wiedererrichtung der Republik, sondern zum opferreichen Bürgerkrieg, zur Vernichtung der Insurgenten - und zur Inthronisierung Octavians als Kaiser. Falk Richter inszeniert das Bürgerkriegsgeschehen in der Ästhetik eines B-Movies, wie man sie nächtens auf Pro7 sehen kann.
"Cäsar ist tot. War das ein Sieg für Rom? Es ging nicht anders. Cäsar war ein Tyrann. Cäsar war ein Tyrann. Cäsar ist tot!"
Falk Richter hat eine rundum überzeugende Inszenierung auf die Bühne des Burgtheaters gebracht: Da greift eins ins andere, technisch wie künstlerisch. Peter Simonischek ist ein überzeugender Cäsar, wie erwähnt, Roland Koch ein nicht minder überzeugender Brutus. Ignaz Kirchner spielt den Chefverschwörer Cassius als hemdsärmeligen Intrigentechniker, Michael Maertens' Marc Anton ist ein eiskalter Neurotiker, der ohne Wimpernzucken über Leichen geht. "Julius Cäsar", ein Männerstück, das schaudern macht.