"Die Lincoln Verschwörung" von Robert Redford
"Was ist passiert? - Man hat auf Lincoln geschossen. Er ist getroffen!"
Karfreitag 1865: Ein Teil der Südstaatenarmee hat kapituliert, aber den endgültigen Sieg soll der Präsident des Nordens, Abraham Lincoln, nicht mehr erleben.
"Herr Minister, es war ein Schauspieler: John Wilkes Booth!"
Das Attentat auf Lincoln ist Teil einer größeren Verschwörung.
"Doch ein Mann kann das nicht allein durchgeführt haben."
Den Verschwörern, unter ihnen eine Frau, Mary Surrat -
"Alles Nordstaatler."
- soll der Prozess gemacht werden, allerdings vor einem nicht öffentlichen Militärtribunal. - Eine historische Anekdote? Für Robert Redford, Regisseur von "Die Lincoln Verschwörung", wohl eher eine Parabel auf die Jetztzeit. Allein mit dem Begriff "Militärtribunal" vollzieht der Film einen Sprung aus dem Jahr 1865 in unsere Zeit; die nach dem 11. September. Egal, wir müssen reagieren, sagt der Kriegsminister des Lincoln-Kabinetts, der, der in den Wochen nach dem Attentat knallhart die Zügel in die Hand nimmt. Und dabei klingt wie Cheney und Rumsfeld aus der George-W.-Bush-Administration.
"Unser Präsident wurde ermordet. Und irgendjemand muss zur Verantwortung gezogen werden. Das Volk will es so."
Robert Redford erzählt, wie der junge Nordstaatleranwalt Aiken - James McAvoy - gegen anfängliche innere Widerstände der Aufforderung seines Mentors - Tom Wilkinson - nachkommt -
"Sie hat ein Recht auf Verteidigung, Freddie. Sie hat ein Recht auf einen öffentlichen Prozess."
- und die angeklagte Südstaatlerin - Robin Wright spielt sie - vor dem geheimen Militärtribunal verteidigt. Robert Redford beschreibt die Zeit am Ende des Bürgerkrieges geprägt von Angst; eine Angst, die den Falken dieser 1860er-Jahre - wie später denen am Anfang des 21. Jahrhunderts - sehr zupasskommt. Gegen diesen Angstdiskurs setzt Redford in seinem spannendem Politthriller im historischen Gewand wohl eine Art von Patriotismus - allerdings einen Verfassungspatriotismus.
"Wenn unsere Vorväter gewollt hätten, dass einst die Tyrannei obsiegt, wären der Präsident und sein Kriegsminister mit solchen Instrumenten der Willkür ausgestattet, stattdessen entwarfen sie eine Verfassung und Gesetze, um genau dem vorzubeugen. Und das taten sie eben gerade für Zeiten wie diese. "
"Die Lincoln Verschwörung" von Robert Redford - herausragend.
Karfreitag 1865: Ein Teil der Südstaatenarmee hat kapituliert, aber den endgültigen Sieg soll der Präsident des Nordens, Abraham Lincoln, nicht mehr erleben.
"Herr Minister, es war ein Schauspieler: John Wilkes Booth!"
Das Attentat auf Lincoln ist Teil einer größeren Verschwörung.
"Doch ein Mann kann das nicht allein durchgeführt haben."
Den Verschwörern, unter ihnen eine Frau, Mary Surrat -
"Alles Nordstaatler."
- soll der Prozess gemacht werden, allerdings vor einem nicht öffentlichen Militärtribunal. - Eine historische Anekdote? Für Robert Redford, Regisseur von "Die Lincoln Verschwörung", wohl eher eine Parabel auf die Jetztzeit. Allein mit dem Begriff "Militärtribunal" vollzieht der Film einen Sprung aus dem Jahr 1865 in unsere Zeit; die nach dem 11. September. Egal, wir müssen reagieren, sagt der Kriegsminister des Lincoln-Kabinetts, der, der in den Wochen nach dem Attentat knallhart die Zügel in die Hand nimmt. Und dabei klingt wie Cheney und Rumsfeld aus der George-W.-Bush-Administration.
"Unser Präsident wurde ermordet. Und irgendjemand muss zur Verantwortung gezogen werden. Das Volk will es so."
Robert Redford erzählt, wie der junge Nordstaatleranwalt Aiken - James McAvoy - gegen anfängliche innere Widerstände der Aufforderung seines Mentors - Tom Wilkinson - nachkommt -
"Sie hat ein Recht auf Verteidigung, Freddie. Sie hat ein Recht auf einen öffentlichen Prozess."
- und die angeklagte Südstaatlerin - Robin Wright spielt sie - vor dem geheimen Militärtribunal verteidigt. Robert Redford beschreibt die Zeit am Ende des Bürgerkrieges geprägt von Angst; eine Angst, die den Falken dieser 1860er-Jahre - wie später denen am Anfang des 21. Jahrhunderts - sehr zupasskommt. Gegen diesen Angstdiskurs setzt Redford in seinem spannendem Politthriller im historischen Gewand wohl eine Art von Patriotismus - allerdings einen Verfassungspatriotismus.
"Wenn unsere Vorväter gewollt hätten, dass einst die Tyrannei obsiegt, wären der Präsident und sein Kriegsminister mit solchen Instrumenten der Willkür ausgestattet, stattdessen entwarfen sie eine Verfassung und Gesetze, um genau dem vorzubeugen. Und das taten sie eben gerade für Zeiten wie diese. "
"Die Lincoln Verschwörung" von Robert Redford - herausragend.
"Film socialisme" von Jean-Luc Godard
Schon wie "Nôtre Musique" von 2004 hat der Altmeister des französischen Kinos, Jean-Luc Godard, seinen neuen Film mit dem Titel "Film socialisme" als ein Triptychon gebaut. Ein dreiteiliger Fluss aus Bildern, den man vielleicht in der Nacherzählung grob so einteilen kann: eine Kreuzfahrt im Mittelmeer; ein Kapitel über zwei Kinder, die die Reise an Land fortsetzen; ein Streifzug an sechs historische Plätze. Bilder, Töne, harte Filmrisse, Assoziationen, Querverweise, Ideen, als Schriften eingesetzte Zitate, ein Lama, ein Esel. Das alles verbindet sich auf kryptische Weise zu einem Ganzen, das natürlich kein konventionelles erzählerisches Ganzes mehr ist, wie wir es aus dem Kino kennen, wohl aber aus den letzten, ja, auch unzugänglichen wie faszinierenden Werken von Jean-Luc Godard. Der muss nichts mehr beweisen, denn der Regisseur von "Außer Atem" oder "Die Verachtung" - jetzt über 80 Jahre alt - hat unser Kino und unsere Sehgewohnheiten auf radikale Weise beeinflusst. Der Wunsch zu verstehen, der wäre wohl auch bei Godards jüngstem Wurf "Film socialisme" vermessen.
"Film socialisme" von Jean-Luc Godard - empfehlenswert.
"Film socialisme" von Jean-Luc Godard - empfehlenswert.
"Der große Crash" von J. C. Chandor
J. C. Chandor braucht am Anfang von "Der große Crash - Margin Call" nur ein paar Striche, um die Atmosphäre der Welt zu zeichnen, in der wir uns da in den Kreisen der Investmentbanken der Wall Street und des großen Geldes im Film bewegen werden. Am Anfang kommen die Rausschmeißer, die kühl und gnadenlos die Belegschaft reduzieren. Ganz normale Reinigungszeremonie - so verkauft Kevin Spacey als Abteilungsleiter diese "Freisetzung":
"Wenn wir fertig sind, werden von den einst sieben Leuten, die zwischen dem Sessel Ihres Bosses und Ihnen gestanden haben, und das ist Ihre einmalige Chance."
Es ist die Zeit kurz vor dem großen Zusammenbruch der Finanzmärkte von 2008, und "Der große Crash - Margin Call" erzählt am Beispiel einer fiktiven Investmentbank, wie in dieser Welt der gigantischen Profite kurz vor Börsenschluss eine Blase, [-
"Sieht nicht gut aus, Will."
- eine Blase aus faulen Finanzprodukten entdeckt wird. Am nächsten Morgen wird alles vorbei sein.
"Die Verluste sind höher als der gegenwärtige Wert des Unternehmens."
"Der große Crash - Margin Call" ist grandios gespieltes Kammerspiel über rücksichtslose Gier und Profit um jeden Preis - in den Hauptrollen Kevin Spacey, Jeremy Irons, Paul Bettany und "Heroes"-Star Zachary Quinto. Als die Blase mit den faulen Papieren vorm Platzen steht, heißt das Ziel nur noch: den Schrott loswerden. Egal, was das für die anderen oder das Finanzsystem bedeutet. Einer, der das Spiel mitmacht, weiß, wie es läuft.
"Ich bin in dieser Firma seit zehn Jahren, und ich sage Ihnen, ich habe Dinge erlebt ... Wenn alles vorbei ist, hat keiner von denen auch nur einen Cent verloren. Was immer auch geschieht, die machen keinen Verlust."
J. C. Chandor hat in seinem grandiosen Kinodebüt "Der große Crash - Margin Call" die Normalität der Finanzindustrie so präzise und gnadenlos beschrieben, dass wir einen tiefen Blick in ihre zerstörerische Psychopathologie werden dürfen ... ober besser: müssen.
"Der große Crash" von J. C. Chandor - ein Meisterwerk.
"Wenn wir fertig sind, werden von den einst sieben Leuten, die zwischen dem Sessel Ihres Bosses und Ihnen gestanden haben, und das ist Ihre einmalige Chance."
Es ist die Zeit kurz vor dem großen Zusammenbruch der Finanzmärkte von 2008, und "Der große Crash - Margin Call" erzählt am Beispiel einer fiktiven Investmentbank, wie in dieser Welt der gigantischen Profite kurz vor Börsenschluss eine Blase, [-
"Sieht nicht gut aus, Will."
- eine Blase aus faulen Finanzprodukten entdeckt wird. Am nächsten Morgen wird alles vorbei sein.
"Die Verluste sind höher als der gegenwärtige Wert des Unternehmens."
"Der große Crash - Margin Call" ist grandios gespieltes Kammerspiel über rücksichtslose Gier und Profit um jeden Preis - in den Hauptrollen Kevin Spacey, Jeremy Irons, Paul Bettany und "Heroes"-Star Zachary Quinto. Als die Blase mit den faulen Papieren vorm Platzen steht, heißt das Ziel nur noch: den Schrott loswerden. Egal, was das für die anderen oder das Finanzsystem bedeutet. Einer, der das Spiel mitmacht, weiß, wie es läuft.
"Ich bin in dieser Firma seit zehn Jahren, und ich sage Ihnen, ich habe Dinge erlebt ... Wenn alles vorbei ist, hat keiner von denen auch nur einen Cent verloren. Was immer auch geschieht, die machen keinen Verlust."
J. C. Chandor hat in seinem grandiosen Kinodebüt "Der große Crash - Margin Call" die Normalität der Finanzindustrie so präzise und gnadenlos beschrieben, dass wir einen tiefen Blick in ihre zerstörerische Psychopathologie werden dürfen ... ober besser: müssen.
"Der große Crash" von J. C. Chandor - ein Meisterwerk.