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Versicherungskonzerne engagieren sich für Klimaschutz

Sie sind wohl mit die verlässlichsten Gradmesser, wenn wir wissen wollen, wir schlimm es um unser Klima steht. Die großen Versicherungskonzerne können sich Sorglosigkeit weniger leisten als andere. Der Klimawandel geht ihnen nämlich ans Geld. Bernd Hartmann von der Allianz:

Von Markus Rimmele |
    "Die Prognose der Allianz geht dahin, dass in den nächsten zehn Jahren pro Jahr zwei bis vier Prozent Schadenaufkommen dazukommt. Wenn man das weltweit betrachtet, sind das schon immense Summen. Jetzt geht es darum: Ich kann auf der einen Seite natürlich zu meinem Kunden gehen und sagen: Du bezahlst jetzt einfach mehr Prämie. Ich kann auf der anderen Seite aber auch aktiv daran mitwirken, dass dieses Schadenaufkommen heruntergefahren wird, dass ich nämlich Klimaschutz betreibe. "

    Die Allianz als Großinvestor will deshalb verstärkt in Projekte mit erneuerbaren Energien investieren und hat einen Fond von 500 Millionen Euro eingerichtet. Eine interne Arbeitsgruppe beschäftigt sich ausschließlich mit den neuen Klimarisiken. Das Thema wird mittlerweile auf der Vorstandsebene behandelt. Das erklärt wohl auch, weshalb das Unternehmen beim Forum Bioenergie in Berlin vertreten ist. Die CO2-neutrale Energiegewinnung aus Biomasse ist eine Hoffnung für das Klima und deshalb ein Zukunftsmarkt. Seit Anfang der 90er Jahre hat sich der Anbau nachwachsender Rohstoffe in Deutschland verfünffacht. Auf zwölf Prozent der Ackerfläche wachsen bereits Industrie- und Energiepflanzen. Nach Biodiesel und Biogas wird nun auch die Biowärme immer bedeutsamer. Sie ist ein Schwerpunkt beim Berliner Treffen. Karl-Heinz Remmers, der Vorstandsvorsitzende der Solarpraxis AG, die das Forum veranstaltet.

    "Viele Haushalte haben ein explosionsartiges Anwachsen gerade ihrer Betriebskosten erlebt, beziehungsweise die Hausbesitzer natürlich ihrer Heizkosten, sei es durch Öl, Gas. Und die haben im Endeffekt dann jetzt natürlich einen gewissen Handlungsdruck oder Handlungszwang. Manche haben alte Heizkessel im Keller, die wollen sie austauschen, und überlegen jetzt: Soll ich noch mal einen alten Öl- oder Gaskessel kaufen, oder kaufe ich etwas Neues, vielleicht eine Wärmepumpe, vielleicht einen Holzkessel. Und es ging uns dieses Jahr darum, auch mal einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen: Wo sind da die Vorteile, was muss man dabei beachten? "

    Etwa bei einer Holzpellet-Heizung. Holzpellets sind kleine Kügelchen aus getrocknetem naturbelassenen Restholz mit einem Durchmesser von sechs bis zehn Millimetern. Sie werden aus Holzabfällen wie Sägemehl oder Hobelspänen gepresst. Holzpellets sind eine ökologische Alternative zur Gas- oder Ölheizung, weil sie kein zusätzliches CO2 freisetzen. Für den Verbraucher ist der Unterschied nur gering. Anstatt Heizöl lagert er Pellets. Der Kessel beschickt sich automatisch, die Zentralheizung funktioniert wie gewohnt.

    Beim derzeitigen Ölpreis ist das Heizen mit Pellets auch günstiger, die Preise sind zudem seit Jahren stabil. Allerdings kostet der Kessel mit 11-15.000 Euro noch deutlich mehr als ein konventioneller. Die Produktionsmengen sind noch zu klein. Immerhin wächst der Markt rasant, wenn auch auf niedrigem Niveau. 2005 werden wohl 14.000 neue Pellet-Heizungen in Deutschland installiert, doppelt so viele wie im Vorjahr. Pellet-Heizungen sind nicht nur ökologisch sinnvoll, sagt Beate Schmidt vom Deutschen Energie-Pellet-Verband, sondern auch wirtschaftlich:

    "Das Geld bleibt in der Region, Wirtschaftskreisläufe werden in der Region geschlossen. Und die Absatzmärkte der Forstholzwirtschaft, der Industrie, des Handels werden hier natürlich gestärkt. Und wir erreichen hier natürlich diese Unabhängigkeit von den fossilen Energieträgern ein Stück weit. "

    Ins Gerede gekommen sind die Pellet-Heizungen im Rahmen der Feinstaubdebatte. Die Branchenvertreter verweisen jedoch auf vergleichsweise niedrige Feinstaubemissionen durch die Pellet-Verfeuerung. Die 45.000 Pellet-Heizungen seien für gerade einmal 0,1 Prozent des gesamten Feinstaubausstoßes in Deutschland verantwortlich. Auch die EU-Kommission will die Biomasse in Zukunft stärker fördern. Vorgestern nahm sie den Aktionsplan Biomasse mit einem ganzen Maßnahmenbündel an. Eine Richtlinie zur Förderung der erneuerbaren Energien im Bereich Heizung und Kühlung soll folgen. Wann, ist aber noch unklar. Es gibt noch Widerstände in Brüssel.