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Versorger rechtfertigen Preisunterschiede bei Trinkwasser

Der Verband kommunaler Unternehmen wehrt sich gegen den Vorwurf ungerechtfertigter Preisunterschiede bei der Trinkwasserversorgung. In einer Studie nennt er Gründe für die Differenzen, unter anderem lägen sie in der Siedlungsdichte und in natürlichen Gegebenheiten.

Von Dieter Nürnberger | 13.03.2008
    Der Verband kommunaler Unternehmen hat zu dieser Frage "Wie kommt eigentlich der Wasserpreis zustande?" eine Studie in Auftrag gegeben. Und erstmals sei hier praktisch auf die vorhandenen Produktionsbedingungen in Deutschland eingegangen worden, um diese Dienstleistung,, die Versorgung mit Trinkwasser, erbringen zu können. In der Tendenz ging es dem Verband natürlich auch darum, die Diskussionen der Vergangenheit über hohe Trinkwasserpreise in Deutschland etwas zu relativieren.

    Die Studie verfasst hat Robert Holländer, er ist Professor am Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement an der Universität Leipzig. Seine Kernaussage ist, dass es sehr viele unterschiedliche Einflussfaktoren gebe:

    "Erster Irrtum: Deutschland sei ein wasserreiches Land. Das stimmt zwar, es ist aber nicht überall gleichermaßen der Fall. Wir haben Bereiche, wo Wasser schlechter zur Verfügung steht, vor allem wo es auch weniger regelmäßig zur Verfügung steht, auch in schlechterer Qualität. Somit ist die Rohwasser-Bedingung eine ganz wichtige Randbedingung für einen Versorger. Wir haben das überschlagen: Im Schnitt führt eine schlechtere Verfügbarkeit von Rohwasser zu Mehrkosten von 25 Cent pro Kubikmeter. Jemand, der Quellwasser verwenden kann, der spart gegenüber einem Versorger mit schlechteren natürlichen Bedingungen."

    Zu diesen naturräumlichen Gegebenheiten kommen laut Holländer viele weitere Faktoren hinzu. Es spielen Investitionstätigkeiten eine Rolle, auch die Siedlungsdichte. Denn bei steigender Siedlungsdichte in einer Region würden auch die einwohnerspezifischen Kosten der Trinkwasserversorgung sinken. Und natürlich geht es in dem Gutachten auch um Auswirkungen politischer Entscheidungen. Da gibt es einerseits Förderungen durch die öffentliche Hand, auf der anderen Seite aber auch Konzessionsabgaben oder andere Entgelte, die je nach Region oder auch Bundesland entrichtet werden müssen:

    "Wir haben etwa auch Wasserentnahmeentgelte. Dies wird gesetzlich von den Bundesländern geregelt. In Berlin beispielsweise haben wir ein relativ hohes Wasserentnahmeentgelt von 31 Cent pro Kubikmeter. Andere Länder hingegen haben Abgabensätze, die um 1,5 Cent pro Kubikmeter liegen. Wir haben auch Länder, die kein solches Entgelt verlangen - Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz oder Sachsen-Anhalt."

    Und dies alles würde letztendlich dazu führen, dass die Kostenfaktoren beim Wasser regional sehr unterschiedlich seien. Ein reiner Preisvergleich beispielsweise zwischen einer Großstadt im Süden und einem Landkreis in Niedersachsen führe da in die Irre.

    Verglichen wurde übrigens nicht zwischen kommunalen, öffentlichen Dienstleistern und privaten Anbietern. Aber klar ist, dass der Verband kommunaler Unternehmer für eine weiterhin öffentlich erbrachte Dienstleistung appelliert. Hans-Joachim Reck, der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, sieht da auch die Mehrheit der Bevölkerung auf seiner Seite:

    "Da gibt es ja die Aussage, dass 80 Prozent der Bevölkerung die öffentliche Wasserwirtschaft in ihrer Struktur behalten wollen - also in Form von Stadtwerken. Das ist derzeit die Stimmungslage in Deutschland, man kann dies auch auf die Energiewirtschaft generell übertragen. Das ist natürlich auch die Debatte, ob wir dies künftig privat organisieren sollten. Da rate ich jedem, sich diese Stimmung in der Bevölkerung genauer anzuschauen. Man kann vor diesem Hintergrund dann wohl auch Wahlen gewinnen oder eben auch verlieren."

    Und in diesem Zusammenhang passt dann auch noch die Nachricht, dass heute die Grüne Liga Berlin den Senat in der Hauptstadt aufgefordert hat, ein Volksbegehren gegen die bereits erfolgte Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe endlich zuzulassen. Argument auch hier: Die Wasserpreise in Berlin seien viel zu hoch.