Rainer B. Schossig: Vor der Sendung habe ich mit Bernd Gäbler in Bochum gesprochen und ihn gebeten, diese abhanden gekommenen strategischen Gemeinsamkeiten noch einmal zu präzisieren.
Bernd Gäbler: Es geht darum, wie will man Qualitätsansprüche an das Medium Fernsehen profilieren, so dass es Einfluss hat in der Öffentlichkeit dieser Gesellschaft. Fernsehen droht mehr und mehr zu einem Unterschichtenmedium zu werden. Und wenn man so etwas vorhat, wie Qualitätsfernsehen auszuzeichnen, was eine der Kernaufgaben des Grimme-Instituts ist, schwebte mir immer etwas vor wie, ich sage es mal pathetisch, das Sundance-Festival im Verhältnis zum Oscar oder der alternative Nobelpreis im Verhältnis zum Nobelpreis. Das heißt, man muss nicht in einer Nische verharren, sondern Leitungen würdigen aber eben auch dann gerade als Fernsehinstitution etwas leisten, was interessantes, niveauvolles Fernsehen ist, und nicht sozialdemokratische Abitursfeier mit Gummibaum.
Schossig: Herr Gäbler, Ihr Nachfolger soll der Leiter des Fachdienstes epd medien, Uwe Kammann werden. Wir erwarten von Kammann, so heißt es jetzt in einer Erklärung, dass die Einzigartigkeit des Grimme-Preises unter den deutschen Medienpreisen erhalten wird. Heißt denn das, dass sie das nicht auch gewollt hätten?
Gäbler: Doch natürlich habe ich das gewollt. Ich bin auch geholt worden, um das ganze Ding zu modernisieren. Und das würde ich schon auch für mich beanspruchen, dass ich nicht nur den Versuch gemacht habe, sondern auf diesem Weg auch manchen Erfolg durchaus gebracht habe. Wir haben viel bessere Kooperationsbeziehungen in die ganze Medienszene hinein. Ich glaube, ich habe sehr stark auch öffentlich-rechtliches Fernsehen daran gemessen, wie es diesem Anspruch nachkommt. Ich war da auch ein unbequemer Kritiker und ich habe überhaupt nichts gegen Uwe Kammann, ich kenne ihn seit 20 Jahren, aber er ist doch eher einer, der immer die Wege beschritten hat, die auch schon vor 20 Jahren beschritten wurden. Und ich habe gesagt, wir müssen manche Dinge völlig neu profilieren.
Schossig: Sie haben angedeutet, dass es Differenzen auch politischer Art gab zwischen Ihnen und dem Adolf-Grimme-Trägerverein, nämlich dem Volkshochschulverband, der kommt ja aus der Arbeiterkulturbewegung her. Heißt das nun, darin lese ich so etwas zwischen den Zeilen, dass da zwischen beiden Parteien die ganze Richtung nicht mehr stimmte?
Gäbler: Das sehe ich auch so, obwohl die es dementieren. Ich habe diesen Verband sehr geschätzt. Ich finde nur, dass es heute nicht mehr durch eine Praxis dieses Verbandes gedeckt ist, dass sie sich kritisch mit den Medien auseinandersetzen. Wir haben in einem Land, das nach Bildung schreit, über dem Volkhochschulverband tausend Basisorganisationen. Da ist natürlich Anlass genug, wenn man gleichzeitig sieht, dass es erstmals in diesem Land eine vollständige Korrelation gibt zwischen wachsenden Arbeitslosenzahlen und wachsendem Fernsehkonsum, sich damit kritisch auseinanderzusetzen und sich zu fragen, was kann man denn tun, außer zu sagen, wir bieten die Kurse an, die wir immer schon angeboten haben.
Schossig: Das hat sich nach außen natürlich nicht so dargestellt, Herr Gäbler. Man hat den Eindruck, wenn man die Adolf-Grimme-Preisverleihung von außen betrachtet, dass da durchaus Qualität preisgekrönt wird, dass auf Qualität geachtet wird, dass durchaus Dinge, die sozusagen auch gegen den Mainstream sind, gerade in den Mittelpunkt gestellt werden.
Gäbler: Absolut. Ich habe auch mit dafür gekämpft. Ich habe immer das hohe Engagement der Kritiker geschätzt, die dort arbeiten, der Juroren. Und ich habe immer gewollt, dass die, die ausgezeichnet werden, sich ausgezeichnet fühlen. Und ich habe immer dafür plädiert, ein breites Spektrum zu berücksichtigen, also zu sagen, wenn ein Peter Kloeppel, auch wenn er bei RTL ist, am 11. September wirklich am besten war, dann gebührt ihm der Preis. Genauso gebührt aber der Preis einem Romuald Karmakar, wenn er die Himmlermonologe durch Manfred Zapatka sprechen lässt. Dieses gesamte Spektrum wollte ich immer abgebildet sehen. Und es ist mir letztlich doch immer zu sehr in der Nische verharrt und ich hatte den Eindruck, da gibt es Leute, die als liebste Flüssigkeit den eigenen Saft haben. Und das war mir zu wenig.
Schossig: Soweit Bernd Gäbler zu seinem gestrigen Rücktritt als Geschäftsführer des Adolf-Grimme-Instituts.
Bernd Gäbler: Es geht darum, wie will man Qualitätsansprüche an das Medium Fernsehen profilieren, so dass es Einfluss hat in der Öffentlichkeit dieser Gesellschaft. Fernsehen droht mehr und mehr zu einem Unterschichtenmedium zu werden. Und wenn man so etwas vorhat, wie Qualitätsfernsehen auszuzeichnen, was eine der Kernaufgaben des Grimme-Instituts ist, schwebte mir immer etwas vor wie, ich sage es mal pathetisch, das Sundance-Festival im Verhältnis zum Oscar oder der alternative Nobelpreis im Verhältnis zum Nobelpreis. Das heißt, man muss nicht in einer Nische verharren, sondern Leitungen würdigen aber eben auch dann gerade als Fernsehinstitution etwas leisten, was interessantes, niveauvolles Fernsehen ist, und nicht sozialdemokratische Abitursfeier mit Gummibaum.
Schossig: Herr Gäbler, Ihr Nachfolger soll der Leiter des Fachdienstes epd medien, Uwe Kammann werden. Wir erwarten von Kammann, so heißt es jetzt in einer Erklärung, dass die Einzigartigkeit des Grimme-Preises unter den deutschen Medienpreisen erhalten wird. Heißt denn das, dass sie das nicht auch gewollt hätten?
Gäbler: Doch natürlich habe ich das gewollt. Ich bin auch geholt worden, um das ganze Ding zu modernisieren. Und das würde ich schon auch für mich beanspruchen, dass ich nicht nur den Versuch gemacht habe, sondern auf diesem Weg auch manchen Erfolg durchaus gebracht habe. Wir haben viel bessere Kooperationsbeziehungen in die ganze Medienszene hinein. Ich glaube, ich habe sehr stark auch öffentlich-rechtliches Fernsehen daran gemessen, wie es diesem Anspruch nachkommt. Ich war da auch ein unbequemer Kritiker und ich habe überhaupt nichts gegen Uwe Kammann, ich kenne ihn seit 20 Jahren, aber er ist doch eher einer, der immer die Wege beschritten hat, die auch schon vor 20 Jahren beschritten wurden. Und ich habe gesagt, wir müssen manche Dinge völlig neu profilieren.
Schossig: Sie haben angedeutet, dass es Differenzen auch politischer Art gab zwischen Ihnen und dem Adolf-Grimme-Trägerverein, nämlich dem Volkshochschulverband, der kommt ja aus der Arbeiterkulturbewegung her. Heißt das nun, darin lese ich so etwas zwischen den Zeilen, dass da zwischen beiden Parteien die ganze Richtung nicht mehr stimmte?
Gäbler: Das sehe ich auch so, obwohl die es dementieren. Ich habe diesen Verband sehr geschätzt. Ich finde nur, dass es heute nicht mehr durch eine Praxis dieses Verbandes gedeckt ist, dass sie sich kritisch mit den Medien auseinandersetzen. Wir haben in einem Land, das nach Bildung schreit, über dem Volkhochschulverband tausend Basisorganisationen. Da ist natürlich Anlass genug, wenn man gleichzeitig sieht, dass es erstmals in diesem Land eine vollständige Korrelation gibt zwischen wachsenden Arbeitslosenzahlen und wachsendem Fernsehkonsum, sich damit kritisch auseinanderzusetzen und sich zu fragen, was kann man denn tun, außer zu sagen, wir bieten die Kurse an, die wir immer schon angeboten haben.
Schossig: Das hat sich nach außen natürlich nicht so dargestellt, Herr Gäbler. Man hat den Eindruck, wenn man die Adolf-Grimme-Preisverleihung von außen betrachtet, dass da durchaus Qualität preisgekrönt wird, dass auf Qualität geachtet wird, dass durchaus Dinge, die sozusagen auch gegen den Mainstream sind, gerade in den Mittelpunkt gestellt werden.
Gäbler: Absolut. Ich habe auch mit dafür gekämpft. Ich habe immer das hohe Engagement der Kritiker geschätzt, die dort arbeiten, der Juroren. Und ich habe immer gewollt, dass die, die ausgezeichnet werden, sich ausgezeichnet fühlen. Und ich habe immer dafür plädiert, ein breites Spektrum zu berücksichtigen, also zu sagen, wenn ein Peter Kloeppel, auch wenn er bei RTL ist, am 11. September wirklich am besten war, dann gebührt ihm der Preis. Genauso gebührt aber der Preis einem Romuald Karmakar, wenn er die Himmlermonologe durch Manfred Zapatka sprechen lässt. Dieses gesamte Spektrum wollte ich immer abgebildet sehen. Und es ist mir letztlich doch immer zu sehr in der Nische verharrt und ich hatte den Eindruck, da gibt es Leute, die als liebste Flüssigkeit den eigenen Saft haben. Und das war mir zu wenig.
Schossig: Soweit Bernd Gäbler zu seinem gestrigen Rücktritt als Geschäftsführer des Adolf-Grimme-Instituts.