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Versteckspiel mit dem Käfigei

Seit Inkrafttreten der EU-Legehennenverordnung 2012 dürfen in Deutschland keine Legehühner mehr in Käfigen gehalten werden. Da Deutschland auch Eier und Eiprodukte importiert, gelangen nach wie vor Eier aus Legebatterien auf den Markt.

Von Maike Strietholt |
    "Morgen! Da nehm ich eins mit, dann einer von dieser Schnecke hier, und zwei Frantzbrötchen."

    Die Auslagen bei Bäcker Heinz im Hamburger Stadtteil Bergedorf sind prall gefüllt. Apfelkuchen, Schoko-Eierlikör-Schnitte – vor allem für die Herstellung der Konditoreiwaren werden große Mengen Eier benötigt. Bäckermeister Heinz Hintelmann:

    "Für die Produktion nehmen wir Fertigei, Tetrapaks also. Da haben wir Eiweiß, Vollei, aber auch Eigelb. Und die beziehen wir über unseren Großhändler, bei der Bäko."

    Das Aufschlagen frischer Eier in der Backstube gehört also offensichtlich der Vergangenheit an – Tetrapakware gilt als hygienisch unbedenklich – und ist billiger. Im Gegensatz zu der inzwischen eindeutigen Kennzeichnung auf Schaleneiern scheint der Ursprung der Eier hier jedoch eher ungewiss:

    "Ich kontrolliere jetzt nicht täglich, was da draufsteht – ich gehe davon aus, dass das eine Mischhaltung ist."

    Könnten gar Käfigeier verarbeitet sein? Eine Kundin äußert sich unsicher:

    "Die sollte es nicht mehr geben, hab ich mir sagen lassen, dass das eigentlich verboten ist. Die dürften eigentlich nicht mehr drin sein – hoffe ich jedenfalls!"

    Verboten ist in Deutschland jedoch lediglich die Produktion von Eiern in konventionellen Legebatterien – nicht aber die Verwertung von Batterieeiern in kennzeichnungsfreien Produkten, wie zum Beispiel Bäckerei- und Industriewaren. Über diese gelangt aber immerhin rund ein Drittel aller verzehrten Eier in die Verbrauchermägen. Oftmals handelt es sich um Importware:

    "Also, EiPro bezieht seine Rohware, das frische Ei, überwiegend aus Deutschland, aber auch aus angrenzenden europäischen Ländern."

    Erklärt Michaela Dulz, Pressesprecherin von Eipro, dem größten Hersteller für Eiprodukte in Europa mit Sitz im westfälischen Lohne.

    Ortswechsel. Die Firma Big Dutchman ist Weltmarktführer für Stalleinrichtungen. Bernd Kuhlencord führt durch die Ausstellungshalle in Vechta bei Bremen und präsentiert: Käfigkonstruktionen nach altem Standard.

    "Da sehen Sie, da ist kein Nest drin, da sind auch keine Sitzstangen, und die Abteile sind auch kleiner. Die sind kleiner, weil wenn Sie einen Käfig haben, in dem die Tiere keine Möglichkeiten haben zu spielen, da dürfen Sie die Gruppen nicht so groß machen, …"

    … da sich die Hennen hier 'weniger friedlich' verhalten, so Kuhlencord weiter. Trotz EU-Verordnung ist die Käfigproduktion bei Big Dutchman keineswegs eingebrochen:

    "Wir bauen für den Weltmarkt noch viele Käfige. Außerhalb von Europa gibt es praktisch nur, oder zu 80 Prozent, Käfige."

    Käfige von früher also. Doch selbst modernere Varianten, wie sie immer häufiger in Südeuropa zu finden sind, bieten kaum Vorteile, meint Marion Dudla vom Deutschen Tierschutzbund:

    "Der Unterschied ist, vorher hatten die Hühner weniger als ein DIN A4-Blatt Platz, jetzt haben sie etwas mehr als ein DIN A4-Blatt Platz. Und die Käfige sind ausgestaltet mit Nestern und Matten, auf denen die Hühner scharren sollen, aber da es da nach wie vor so eng ist und bedrängt, können die Hühner das eigentlich nicht nutzen."

    Apropos Nutzen – auch bei Eiern und Eiprodukten hat der Käufer das letzte Wort. Und so ist sich Tierschützerin Dudla sicher: Würde die Kennzeichnungspflicht erweitert, so wie kürzlich vom Bundesrat vorgeschlagen, hätten Produkte mit Käfigeieranteil kaum noch Chancen auf dem Markt. Den Einkaufsgewohnheiten von Bäcker Heinz' Kunden würde eine Verschärfung zumindest sehr entgegenkommen:

    "Mein Frühstücksei muss ein Bioei sein – vom Geschmack her sind die Bioeier schon besser. Was ich hier erwarte – natürlich etwas Gutes!" - "Freilandeier kaufe ich ein. Hier weiß man es nicht."