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Versteckte Kennzeichen

Informationstechnologie. - Mit Software für Digitales Rechte-Management - DRM - lässt sich geistiges Eigentum wie Musik zwar schützen, doch der Aufwand ist kostspielig und für kleine Firmen oder Privatpersonen unrentabel. Unsichtbare und unhörbare Markierungen sind da eine interessante Alternative.

Von Klaus Herbst |
    "Wir haben diesen Beitrag mit einem digitalen Wasserzeichen markiert. Wenn man den markierten Beitrag sich anhört, ist dieses Wasserzeichen nicht zu hören. Aber wir können es künstlich jetzt für diesen Beitrag hörbar machen, indem man sich das Differenzsignal anhört."

    … sagt der Physiker Sascha Zmudzinski. Dieser Radio-Beitrag ist einer der ersten, der mit einem digitalen Wasserzeichen gesichert ist. Für uns hat Zmudzinski ein Wasserzeichen hörbar gemacht. Normalerweise nimmt das menschliche Ohr es nicht wahr. Ob Audiodateien, vermeintliche Marken-Rucksäcke und wertvolle Marken-Parfüms – deutlich über achtzig Prozent mancher Produkte im Internet sind gefälscht, schätzen Forscher vom Fraunhofer Institut Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI). Die Anbieter kopieren oft nicht nur die Originalprodukte, sie bieten sie auch mit geklauten Originalfotos besonders werbewirksam an. Diese lassen sich mit dem digitalen Wasserzeichen sichern. Wer den Code rechtmäßig kennt, liest es aus und entlarvt die Fälschung. Die Darmstädter Forscher erzeugen eine lange Zahlenreihe, die noch sicherer ist, weil Zufallswerte eingerechnet werden.

    "Wir benutzen jetzt bei dem digitalen Wasserzeichenverfahren Schlüssellängen, die vergleichbar sind mit Verfahren, wie man sie jetzt aus der Kryptographie kennt."

    Anbieter schützen mit dem Wasserzeichen vom IPSI nicht nur Audiodateien und Bilder, sondern auch Texte in allen gängigen Formaten. Beim komplexen doc-Format ist die Einbettung eines Wasserzeichens einfacher als beim alten, amerikanischen ASCII-Format. Zunehmend werden digitale Wasserzeichen nun verwendet, um sehr kurze Dateien zu sichern, zum Beispiel im boomenden Markt der Handy-Klingeltöne.

    "Und diese Minidaten das sind ja entweder dieselben Informationen, die auch bei Klingeltönen verwendet werden oder sehr ähnliche Informationen. Das heißt, auch da kann man Wasserzeichen einbetten, zum Beispiel durch eine leichte Modulierung der Anschlagslautstärke der einzelnen Töne."

    Und diese zusätzlichen Zeichen bilden das digitale Wasserzeichen. Sonys Musik-Software "Rootkit" spioniert Rechner aus. Andere Verfahren sind nur auf einen ganz bestimmten Player zugeschnitten. Solches Management von Digitalen Rechten heißt kurz DRM. Der vehemente Kampf gegen Tauschbörsen, den die Musikindustrie verbittert führt, hat Nutzer zusätzlich verunsichert. So hält der Informatiker Martin Steinebach vom IPSI etwas nun für geboten:

    "Wiederaufbau des Vertrauens hinsichtlich der Aussage von digitalen Medien wird ganz stark in den ganzen Magazin-, Zeitung-, Online-Portalen, Fernsehsendern sein. Wasserzeichen selbst sind auf jeden Fall im Audiobereich heute soweit, dass sie problemlos kommerziell eingesetzt werden können. Das Wichtige für die Zukunft ist einfach die Akzeptanz. Dann ist einfach der Zeitpunkt gekommen, an dem die Wasserzeichen sich noch stärker durchsetzen werden, auch bei größeren Labels, also auch bei umfassenderen Lösungen als das heutzutage ist."

    Zu solchen größeren Lösungen gehöre in Zukunft das hochauflösende Digitalfernsehen. Der Verschlüsselungsaufwand – nicht zuletzt bei den Set-Top-Boxen - sei abenteuerlich, ebenso der Stromverbrauch und der Aufwand zur Kühlung der üblichen Verschlüsselungssysteme. In den Sendungen versteckte digitale Wasserzeichen böten den juristischen Vorteil, dass man nur auf sie zurückgreift, wenn massive Verstöße entdeckt werden. Die Wasserzeichen-Lösung ist technisch viel einfacher.

    "Es geht tatsächlich so weit, dass letztendlich bei einer digitalen Fernsehkette, die komplett DRM-geschützt ist, ich eben dann einen Receiver habe, der eine Entschlüsselung und eine Verschlüsselung durchführt, der das Sendesignal also dann erneut verschlüsselt mit einem Verstärker. Der entschlüsselt das Signal wieder, trennt das Signal dann vielleicht in eine Audio- und eine Videodatei auf und verschlüsselt beide Signale wieder, schickt die beiden verschlüsselten Signale dann wieder an die Boxen am Fernseher. Und die entschlüsseln das dann noch mal und geben es dann wieder. Das heißt ich habe wirklich eine ganze Kaskade von Verschlüsselungs-Entschlüsselungs-Vorgängen. Und das ist halt einfach Unmengen an Rechenaufwand."