In all diesen Fällen stecken unscheinbare Mikropilze hinter dem schleichenden Tod der Baum-Bestände ...
Es gibt eine ganze Reihe von importierten Krankheiten, wo man durchaus weiß, dass es sich um eingeschleppte Erreger handelt, die, ja, durchaus verheerende Seuchenzüge verursacht haben.
So etwas könne sich schnell wiederholen, warnen jetzt Alfred Wulf und andere Experten der BBA, der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig.
Im Zeitalter der Globalisierung wird immer mehr Pflanzenmaterial weltweit gehandelt. Dass sich dabei auch Pflanzen-Schädlinge als blinde Passagiere gleich mit verbreiten, ist durchaus bekannt. Die Europäische Union hat deshalb vor zwei Jahren Quarantäne-Bestimmungen erlassen, um zu verhindern, dass neue Erreger eingeschleppt werden. Importierte Pflanzen müssen seither frei von gefährlichen Krankheitskeimen sein.
Doch die EU-Richtlinie hat ein Schlupfloch: Für Samen und Früchte von Bäumen gibt es eine Ausnahme. Sie unterliegen keinerlei Handels- oder Einfuhrbeschränkungen, was Wulf kritisiert:
Jedenfalls: Eine gute wissenschaftliche Begründung gibt es nicht.
Dass auch mit dem Saatgut von Park- oder Forstbäumen fremde Schädlinge ins Land kommen können, zeigt eine neue Studie der BBA. Der Forstwissenschaftler Thomas Schröder stellte sie in Bonn vor:
Wir haben uns eben die Frage gestellt, warum nur landwirtschaftliches Saatgut mit entsprechenden Schadorganismen behaftet sein soll. Das ist ja allgemein bekannt und wird auch entsprechend geregelt, und die Landwirte arbeiten damit. Und wir haben das eben für Forstsaatgut überprüft, weil wir in der Literatur doch den einen oder anderen Hinweis gefunden haben, dass es dort Schadorganismen gibt, die zumindest am Saatgut haften, mit dem Saatgut weiter übertragen werden können. Zumindest ist die Gefahr, dass sie/ hier verschleppt werden, ganz deutlich geworden. Das haben die Untersuchungen gezeigt. Sie sind auf den Samen drauf. Und sie brauchen im Prinzip nur den Sprung vom Samen auf die Pflanze zu machen. Und das ist durchaus realistisch.
Mit Sorge blicken die BBA-Forscher vor allem nach Nordamerika. Dort schädigt ein Pilz namens Fusarium circinatum in zunehmendem Maße Nadelhölzer. Der Mikroorganismus nistet sich auch im Samen der Bäume ein. Und die könnten ihren Weg auch zu uns finden, fürchtet Schröder. Schließlich gibt es ...
... über 40 Kiefernarten aus Nordamerika, die wir auch nach Deutschland importieren. Und der Erreger ist in Nordamerika und Mexiko heimisch. Das ist sicherlich eine Möglichkeit.
Ein weiteres Beispiel aus der Neuen Welt: der Mikropilz Sphaeropsis sapinea. Auch er bedroht Nadelbäume, in diesem Fall Kiefern. Und auch er kann über die Samen der Bäume verbreitet werden ...
... und es könnte durchaus sein, dass dort Saatgut eben mit hierher kommt.
Eine Risikobewertung hat Schröder auch für den sogenannten Sirococcus-Krebs vorgenommen. Das ist jener Pilz, der in den letzten drei Jahrzehnten die Walnuss-Bestände in Nordamerika stark dezimierte.
Schröder ist sicher: Wenn dieser Schädling nach Europa eingeschleppt werden sollte, dann droht den hiesigen Walnuss-Arten das gleiche Schicksal.
Die BBA-Experten empfehlen deshalb, auch die Samen von Bäumen in die Quarantäne-Bestimmungen der EU aufzunehmen. Importiertes Saatgut sollte grundsätzlich auf Erreger untersucht werden, so Biologe Wulf:
Man kann Stichproben natürlich machen, indem man versucht, Saatgut auflaufen zu lassen, um zu sehen, ob es gesund ist oder nicht. Ich denke, wir haben hier ganz gute Möglichkeiten in der Zukunft auch durch neue Untersuchungstechniken. Wir sind ja dabei, alle möglichen Erreger durch molekularbiologische Methoden zu untersuchen. Irgendwann wird man vielleicht auch ‘mal für solche Erreger Sonden finden oder irgendwelche Marker, mit denen man es dann relativ schnell/ und auch praktikabel hinkriegt, daß man so etwas kontrolliert. Man kann also zumindest nicht mehr sagen: Da ist kein Problem. Das können wir aussitzen
von Volker Mrasek
Links:
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft
DeutschlandRadio Online ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internet-Seiten.
Es gibt eine ganze Reihe von importierten Krankheiten, wo man durchaus weiß, dass es sich um eingeschleppte Erreger handelt, die, ja, durchaus verheerende Seuchenzüge verursacht haben.
So etwas könne sich schnell wiederholen, warnen jetzt Alfred Wulf und andere Experten der BBA, der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig.
Im Zeitalter der Globalisierung wird immer mehr Pflanzenmaterial weltweit gehandelt. Dass sich dabei auch Pflanzen-Schädlinge als blinde Passagiere gleich mit verbreiten, ist durchaus bekannt. Die Europäische Union hat deshalb vor zwei Jahren Quarantäne-Bestimmungen erlassen, um zu verhindern, dass neue Erreger eingeschleppt werden. Importierte Pflanzen müssen seither frei von gefährlichen Krankheitskeimen sein.
Doch die EU-Richtlinie hat ein Schlupfloch: Für Samen und Früchte von Bäumen gibt es eine Ausnahme. Sie unterliegen keinerlei Handels- oder Einfuhrbeschränkungen, was Wulf kritisiert:
Jedenfalls: Eine gute wissenschaftliche Begründung gibt es nicht.
Dass auch mit dem Saatgut von Park- oder Forstbäumen fremde Schädlinge ins Land kommen können, zeigt eine neue Studie der BBA. Der Forstwissenschaftler Thomas Schröder stellte sie in Bonn vor:
Wir haben uns eben die Frage gestellt, warum nur landwirtschaftliches Saatgut mit entsprechenden Schadorganismen behaftet sein soll. Das ist ja allgemein bekannt und wird auch entsprechend geregelt, und die Landwirte arbeiten damit. Und wir haben das eben für Forstsaatgut überprüft, weil wir in der Literatur doch den einen oder anderen Hinweis gefunden haben, dass es dort Schadorganismen gibt, die zumindest am Saatgut haften, mit dem Saatgut weiter übertragen werden können. Zumindest ist die Gefahr, dass sie/ hier verschleppt werden, ganz deutlich geworden. Das haben die Untersuchungen gezeigt. Sie sind auf den Samen drauf. Und sie brauchen im Prinzip nur den Sprung vom Samen auf die Pflanze zu machen. Und das ist durchaus realistisch.
Mit Sorge blicken die BBA-Forscher vor allem nach Nordamerika. Dort schädigt ein Pilz namens Fusarium circinatum in zunehmendem Maße Nadelhölzer. Der Mikroorganismus nistet sich auch im Samen der Bäume ein. Und die könnten ihren Weg auch zu uns finden, fürchtet Schröder. Schließlich gibt es ...
... über 40 Kiefernarten aus Nordamerika, die wir auch nach Deutschland importieren. Und der Erreger ist in Nordamerika und Mexiko heimisch. Das ist sicherlich eine Möglichkeit.
Ein weiteres Beispiel aus der Neuen Welt: der Mikropilz Sphaeropsis sapinea. Auch er bedroht Nadelbäume, in diesem Fall Kiefern. Und auch er kann über die Samen der Bäume verbreitet werden ...
... und es könnte durchaus sein, dass dort Saatgut eben mit hierher kommt.
Eine Risikobewertung hat Schröder auch für den sogenannten Sirococcus-Krebs vorgenommen. Das ist jener Pilz, der in den letzten drei Jahrzehnten die Walnuss-Bestände in Nordamerika stark dezimierte.
Schröder ist sicher: Wenn dieser Schädling nach Europa eingeschleppt werden sollte, dann droht den hiesigen Walnuss-Arten das gleiche Schicksal.
Die BBA-Experten empfehlen deshalb, auch die Samen von Bäumen in die Quarantäne-Bestimmungen der EU aufzunehmen. Importiertes Saatgut sollte grundsätzlich auf Erreger untersucht werden, so Biologe Wulf:
Man kann Stichproben natürlich machen, indem man versucht, Saatgut auflaufen zu lassen, um zu sehen, ob es gesund ist oder nicht. Ich denke, wir haben hier ganz gute Möglichkeiten in der Zukunft auch durch neue Untersuchungstechniken. Wir sind ja dabei, alle möglichen Erreger durch molekularbiologische Methoden zu untersuchen. Irgendwann wird man vielleicht auch ‘mal für solche Erreger Sonden finden oder irgendwelche Marker, mit denen man es dann relativ schnell/ und auch praktikabel hinkriegt, daß man so etwas kontrolliert. Man kann also zumindest nicht mehr sagen: Da ist kein Problem. Das können wir aussitzen
von Volker Mrasek
Links:
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft
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