Matthias Dietel lebt seit Jahrzehnten in der Nähe von Boston. Von der Absage aus Erfurt ist er sehr enttäuscht:
"Ich habe mir nie vorgestellt, dass es so schwierig ist. Und dann, obwohl ich ein Geschenk machen will über 80 Prozent der Sammlung, dass man trotzdem nicht mit mir sprechen will."
Matthias Dietel, heute 62 Jahre alt, trat 1975 in Erfurt das Erbe seines Vaters an, eines der profiliertesten privaten Kunstsammler der damaligen DDR. Vielmehr wollte er damals das Erbe antreten. Aber in der Wohnung fand er gepackte Kisten vor: Sein Vater habe hohe Steuerschulden gehabt, die Sammlungen von Silber, Glas- und Porzellankunst war zu einem Großteil bereits in den Besitz des Staatlichen Kunsthandels überführt.
80 Kunstwerke wurden im Beisein von Dietel für das Angermuseum ausgewählt. Von seinem Erbe konnte er schließlich nur etwa 12 Prozent in den Westen ausführen. Erst später verstand Dietel, dass sein Vater vermutlich ein Opfer der Machenschaften von Schalck-Golodkowskis Devisenbeschaffern der Kunst- und Antiquitäten GmbH wurde. Deshalb fordert er, vertreten von dem Berliner Anwalt Ulf Bischof, der sich auf dem Gebiet spezialisiert hat:
"Wir verlangen diese am 8. Dezember 1975 in das Angermuseum gelangten Gegenstände vom Angermuseum heraus. Haben aber frühzeitig schon gesagt, dass rund 80 Prozent der Werke als Geschenk des Herrn Dietel im Angermuseum verbleiben können."
Ein großzügiges Angebot, könnte man denken. Aber die Stadt Erfurt bleibt stur: Nach ihren Erkenntnissen sei die Stadt und damit das Angermuseum rechtmäßige Eigentümerin. Darüber gibt es nur eine schriftliche Erklärung. Vor der Presse äußern will sich niemand dazu. Bischof und Dietel bezweifeln diese Rechtmäßigkeit. Ihr Hauptargument: Die 80 Kunstwerke waren vom damaligen Direktor des Angermuseums einfach aus der Wohnung entnommen worden. Für diese Entnahme nach Heinz Dietels Tod gab es aber keine Vollmacht, weder von Dietel senior noch von seinem Sohn:
"Er hatte einerseits keine Vollmacht, das zu tun. Zum anderen war Herr Dietel dann auch persönlich anwesend, er war der gesetzliche Alleinerbe und hat auch angeboten, er könnte sich doch Geld leihen und die Steuerschulden bar bezahlen. Dazu kam es dann nicht, die Sachen wurden vom Angermuseum übernommen."
Auch die Steuerschuld wird von Bischof und Dietel angezweifelt: Sie folgt haargenau dem Muster, nach dem sich die Kunst- und Antiquitäten GmbH Zugang zum Besitz von Sammlern und Händlern verschafft hatte: Man setzte das gesamte Inventar - ob nun Privat- oder Handelsware - als Vermögen an und konstruierte daraus eine ungeheure Steuerschuld.
Heinz Dietel wurde 1973 wegen Verdacht der Hehlerei und des Kunstdiebstahls festgenommen worden. Der Verdacht bestätigte sich nicht, aber in der Zwischenzeit wurde seine Sammlung von der Stasi inventarisiert. 1974 bekam er dann einen Steuerbescheid von 1,2 Millionen Ostmark. Eine Summe, die ihn zum Verkauf seiner Sammlungen zwang.
Bischof kann diese Vorgänge belegen, aber die Verantwortlichen der Stadt Erfurt, vor allem die Kulturbeauftragte Tamara Thierbach, Linkspartei, bleiben bei ihrer Sicht der Dinge. Nach ihren Unterlagen seien die Forderungen der Stadt Erfurt berechtigt gewesen und die Stadt demnach rechtmäßige Eigentümerin. Selbst wenn sie wollte, die Kommunalordnung verbiete es ihr, Stücke aus dem Bestand der Museen herauszugeben. Belegt hat die Stadt ihre Position bisher nicht. Dietel und Bischof bleibt nun nur noch eines:
"Wir werden über eine Klage nun nachdenken müssen, was bleibt uns anderes übrig?"
Übrigens: Dietel hat auch in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nach Stücken aus der Sammlung seines Vaters gefragt. Die Gespräche seien in konstruktiver und kooperativer Atmosphäre verlaufen, man prüfe den Sachverhalt, heißt es in Dresden.
Link: Angermuseum Erfurt
"Ich habe mir nie vorgestellt, dass es so schwierig ist. Und dann, obwohl ich ein Geschenk machen will über 80 Prozent der Sammlung, dass man trotzdem nicht mit mir sprechen will."
Matthias Dietel, heute 62 Jahre alt, trat 1975 in Erfurt das Erbe seines Vaters an, eines der profiliertesten privaten Kunstsammler der damaligen DDR. Vielmehr wollte er damals das Erbe antreten. Aber in der Wohnung fand er gepackte Kisten vor: Sein Vater habe hohe Steuerschulden gehabt, die Sammlungen von Silber, Glas- und Porzellankunst war zu einem Großteil bereits in den Besitz des Staatlichen Kunsthandels überführt.
80 Kunstwerke wurden im Beisein von Dietel für das Angermuseum ausgewählt. Von seinem Erbe konnte er schließlich nur etwa 12 Prozent in den Westen ausführen. Erst später verstand Dietel, dass sein Vater vermutlich ein Opfer der Machenschaften von Schalck-Golodkowskis Devisenbeschaffern der Kunst- und Antiquitäten GmbH wurde. Deshalb fordert er, vertreten von dem Berliner Anwalt Ulf Bischof, der sich auf dem Gebiet spezialisiert hat:
"Wir verlangen diese am 8. Dezember 1975 in das Angermuseum gelangten Gegenstände vom Angermuseum heraus. Haben aber frühzeitig schon gesagt, dass rund 80 Prozent der Werke als Geschenk des Herrn Dietel im Angermuseum verbleiben können."
Ein großzügiges Angebot, könnte man denken. Aber die Stadt Erfurt bleibt stur: Nach ihren Erkenntnissen sei die Stadt und damit das Angermuseum rechtmäßige Eigentümerin. Darüber gibt es nur eine schriftliche Erklärung. Vor der Presse äußern will sich niemand dazu. Bischof und Dietel bezweifeln diese Rechtmäßigkeit. Ihr Hauptargument: Die 80 Kunstwerke waren vom damaligen Direktor des Angermuseums einfach aus der Wohnung entnommen worden. Für diese Entnahme nach Heinz Dietels Tod gab es aber keine Vollmacht, weder von Dietel senior noch von seinem Sohn:
"Er hatte einerseits keine Vollmacht, das zu tun. Zum anderen war Herr Dietel dann auch persönlich anwesend, er war der gesetzliche Alleinerbe und hat auch angeboten, er könnte sich doch Geld leihen und die Steuerschulden bar bezahlen. Dazu kam es dann nicht, die Sachen wurden vom Angermuseum übernommen."
Auch die Steuerschuld wird von Bischof und Dietel angezweifelt: Sie folgt haargenau dem Muster, nach dem sich die Kunst- und Antiquitäten GmbH Zugang zum Besitz von Sammlern und Händlern verschafft hatte: Man setzte das gesamte Inventar - ob nun Privat- oder Handelsware - als Vermögen an und konstruierte daraus eine ungeheure Steuerschuld.
Heinz Dietel wurde 1973 wegen Verdacht der Hehlerei und des Kunstdiebstahls festgenommen worden. Der Verdacht bestätigte sich nicht, aber in der Zwischenzeit wurde seine Sammlung von der Stasi inventarisiert. 1974 bekam er dann einen Steuerbescheid von 1,2 Millionen Ostmark. Eine Summe, die ihn zum Verkauf seiner Sammlungen zwang.
Bischof kann diese Vorgänge belegen, aber die Verantwortlichen der Stadt Erfurt, vor allem die Kulturbeauftragte Tamara Thierbach, Linkspartei, bleiben bei ihrer Sicht der Dinge. Nach ihren Unterlagen seien die Forderungen der Stadt Erfurt berechtigt gewesen und die Stadt demnach rechtmäßige Eigentümerin. Selbst wenn sie wollte, die Kommunalordnung verbiete es ihr, Stücke aus dem Bestand der Museen herauszugeben. Belegt hat die Stadt ihre Position bisher nicht. Dietel und Bischof bleibt nun nur noch eines:
"Wir werden über eine Klage nun nachdenken müssen, was bleibt uns anderes übrig?"
Übrigens: Dietel hat auch in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nach Stücken aus der Sammlung seines Vaters gefragt. Die Gespräche seien in konstruktiver und kooperativer Atmosphäre verlaufen, man prüfe den Sachverhalt, heißt es in Dresden.
Link: Angermuseum Erfurt