
Afghanistan sei ein Beispiel für dieses Scheitern, ebenso der Irak, Syrien oder Libyen. In all diesen Ländern sei die Situation bis heute noch schlimmer geworden und habe auch hundertausende Menschenleben gekostet.
Auf die Frage, welche Kriterien künftig für Auslandseinsätze gelten sollten, an denen sich unter Umständen auch die Bundeswehr beteilige, sagte er, solche Einsätze sollten als ultima ratio betrachtet werden; es sollte sie nur in dringenden Ausnahmefällen geben. Er halte nichts davon, Einsätze beispielsweise in Afrika oder Asien zur Regel zu machen und Soldaten dorthin zu schicken.
Zusammenarbeit mit Taliban vor allem auf humanitäre Hilfe beschränken
Zum künftigen Umgang mit den machthabenden Taliban in Afghanistan sagte Spanta, der heute in Deutschland lebt, China oder anderen autoritär regierten Ländern würde es leichter fallen, mit den Taliban umzugehen. Grund dafür sei, dass die Frage von Menschen-, Bürger- oder Frauenrechten nicht das zentrale Element der Politik dieser Länder sei. Westliche Länder müssten dies dagegen in ihrer Außen- oder Entwicklungspolitik immer wieder thematisieren. Er schließe aber nicht aus, dass sich sowohl der Westen als auch China unter bestimmten Bedingungen mit den Taliban arrangieren könnten. Man sollte sich dabei auf bestimmte Bereiche wie die humanitäre Hilfe beschränken. Afghanistan unter den Taliban sei ein Land ohne Grundgesetz und ohne Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit. Man sollte dem Regime dort daher keine Legitimation verschaffen.
Spanta war von 2006 bis 2010 Außenminister in Afghanistan.
Diese Nachricht wurde am 02.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.