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Versuchte Ehrung durch einen Kollegen
Das Sternbild Messier

Nahe dem Polarstern stehen die Sternbilder Kassiopeia, Kepheus, Giraffe, Rentier und Erntehüter. Die letzten beiden sucht man auf heutigen Sternkarten vergebens – sie existierten nur für ein paar Jahrzehnte und verschwanden dann wieder.

Von Dirk Lorenzen |
Das Sternbild Messier neben dem inzwischen ebenfalls gestrichenen Rentier in einer historischen Darstellung. Die Giraffe darunter gibt es noch heute.
Das Sternbild Messier neben dem inzwischen ebenfalls gestrichenen Rentier in einer historischen Darstellung. Die Giraffe darunter gibt es noch heute. (Sydney Hall/Library of Congress)
1775 schlug der französische Astronom Jerome de Lalande vor, ein recht sternarmes Gebiet nahe der Kassiopeia "Custos Messium" zu nennen, Erntehüter.
Der Name ist ein Wortspiel, denn es ging auch um die Ehrung eines Kollegen, erklärte Lalande: "Dieser Name wird künftige Astronomen an den Eifer unseres unermüdlichsten Beobachters Charles Messier erinnern, der seit 1757 den Himmel hütet und Kometen entdeckt."
Charles Messier hatte mit seinem berühmten Katalog der Sternhaufen und Nebelflecke den Astronomen einen großen Dienst erwiesen – und sie so vor vielen vermeintlichen Kometenentdeckungen bewahrt.
Blick an den Nordhimmel gegen 3 Uhr früh: Kassiopeia, Kepheus und Giraffe sind gut zu erkennen – aber kein Messier
Blick an den Nordhimmel gegen 3 Uhr früh: Kassiopeia, Kepheus und Giraffe sind gut zu erkennen – aber kein Messier (Stellarium)
Oft reichte ein Blick in die Messier-Liste, um zu klären, ob man wirklich eine astronomische Ernte einfahren konnte – oder nur einen bekannten Nebel im Teleskop betrachtete. Im Bereich des neuen Sternbilds war ein Jahr zuvor tatsächlich ein unbekannter Komet aufgetaucht.
Custos Messium, der Erntehüter, hieß in Frankreich einige Zeit einfach "Messier". Doch hielt sich dieses Sternbild nicht lange, was auch daran lag, dass es dort weder besondere Objekte noch helle Sterne gibt.
So geriet die etwas zweischneidige Ehrung im Laufe der Zeit wieder in Vergessenheit. Charles Messier aber und sein Katalog sind noch heute weltberühmt.