"Du kannst jetzt schauen."
"Das ist Taipeh. Ich hoffe, Du kommst."
" Ich könnte schon kommen eines Tages."
"Victor, möchtest Du mit mir in Urlaub fahren? Seit ich wieder hier bin haben wir nie wirklich Zeit miteinander verbracht."
So geht das los. Kicki ist 49 Jahre. Ihr 50ster steht ins Haus. Sie hat sich irgendwie durchgeschlagen, durch ihr Leben, ohne je das Glück zu finden. Nun ist sie bei einer Skype-Freundschaft mit Mr. Chang in Taiwan gelandet und möchte dort so gerne endlich ankommen.
Ihren bisherigen zahlreichen Selbstfindungstrips hat sie fast die Beziehung zu ihrem Sohn geopfert. Der ist jetzt 16 und bei der Oma aufgewachsen. Nun muss sie ihn endlich zu sich nehmen. Die Urlaubsreise nach Taiwan ist natürlich ein Vorwand. In Wahrheit geht’s um Mr Chang, der – wie sich herausstellt – seine Einladung doch nicht so ernst gemeint hatte.
Und so ist Miss Kicki irgendwie "Lost in Translation" in Taiwan, weswegen man den Film unbedingt im Original mit Untertiteln sehen sollte und nicht in der eingangs zitierten deutschen Synchronfassung.
Schwedisch, Chinesisch, Englisch – zwischen den Kulturen und Sprachen entfaltet der Film seinen eigentlichen Reiz. Wie sagt man zum Beispiel "Danke schön" in Chinesisch?
Es kommt jedoch in Taiwan alles ganz anders als erträumt. Für Sohn Victor und auch für sie selbst hält die brodelnde Metropole Taipeh einige ganz besondere Überraschungen bereit. In den Glaspalästen der Geschäftswelt und im Gewimmel der Garküchen der Vorstadt ist alles neu und fremd. Beherzt und trickreich muss sich Miss Kicki in dieser Welt zurechtfinden und sie hat auch einiges nachzuholen, was die Beziehung zu ihrem Sohn angeht.
Mr Chang hat Frau und Kind. Das Skype-Chatten hat er nur als vermeintlich ungefährlichen Seitensprung-Ersatz betrieben. Die verliebte Schwedin lässt er – als sie in seiner Firma zu ihm vordringt – demütigend von der Polizei abführen.
Hongkong-Star Eric Tsang – bekannt als verschlagener Gangsterboss aus dem Polizeithriller "Infernal Affairs" von Andrew Lau – gelingt mit dieser Figur in wenigen Szenen eine grandioses Gaunerstück. Miss Kicki muss sehen wo sie bleibt. Auf einmal wird für sie ihre Umgebung im kleinen Hotel wahrnehmbar.
Die eigentliche Selbsterkenntnisreise für sie beginnt. Sohn Victor hat – wieder einmal von der Mutter vernachlässigt – inzwischen seine eigenen Erfahrungen gemacht, zum Beispiel mit Didi, einem gleichaltrigen Taiwanesen, der in einem zart geschilderten homosexuellen Coming-out zu seinem Begleiter wird. Im Ruderboot treiben die beiden auf dem See und träumen sich eine Welt herbei, die allein die ihre sein könnte.
"Finde eine Insel. Das wird ein Land für uns allein. Du kannst dann Präsident sein."
"Ich will gar nichts sein."
Die Poesie dieser Szene steht in schroffem Gegensatz zu den Härten des Lebens, denen sich Miss Kicki und Victor plötzlich stellen müssen und in die neben Sprachschwierigkeiten und Geldsorgen auch Kleinkriminelle verwickelt sind.
Getragen wird dieses großartige Melodrama vom späten Finden der Identität über weite Strecken von der Hauptdarstellerin Pernilla August. Die schwedische Schauspielerin hat schon bei Ingmar Bergman in dessen Meisterwerk "Fanny und Alexander" (1982) mitgespielt. Den meisten Zuschauern ist sie aber eher als Mutter von Anakin Skywalker in den Prequels von Steven Spielbergs Serie "Star-Wars" bekannt geworden.
In Hakon Lius Debütfilm spielt sie die ganze Kunst einer Darstellerin aus, die im europäischen Autorenkino gereift ist. Jeder Augenaufschlag ist großes Drama. Und der Moment, in dem sie begreift, was wirklich zählt, nämlich die Beziehung zu ihrem Sohn, ist kaum zu übertreffen.
Warum nur solche kleinen Meisterwerke immer dann gezeigt werden, wenn alle im Urlaub sind? Mutige Verleiher haben einst auf Festivals ihrem Geschmack vertraut und den Film gekauft. Nun sind sie verzagt und versenken ohne größere Anstrengung den Film im Sommerloch. Jammerschade. Aber Sie können diese Woche den Film noch entdecken und ihm zu einem Kinoleben verhelfen.
"Das ist Taipeh. Ich hoffe, Du kommst."
" Ich könnte schon kommen eines Tages."
"Victor, möchtest Du mit mir in Urlaub fahren? Seit ich wieder hier bin haben wir nie wirklich Zeit miteinander verbracht."
So geht das los. Kicki ist 49 Jahre. Ihr 50ster steht ins Haus. Sie hat sich irgendwie durchgeschlagen, durch ihr Leben, ohne je das Glück zu finden. Nun ist sie bei einer Skype-Freundschaft mit Mr. Chang in Taiwan gelandet und möchte dort so gerne endlich ankommen.
Ihren bisherigen zahlreichen Selbstfindungstrips hat sie fast die Beziehung zu ihrem Sohn geopfert. Der ist jetzt 16 und bei der Oma aufgewachsen. Nun muss sie ihn endlich zu sich nehmen. Die Urlaubsreise nach Taiwan ist natürlich ein Vorwand. In Wahrheit geht’s um Mr Chang, der – wie sich herausstellt – seine Einladung doch nicht so ernst gemeint hatte.
Und so ist Miss Kicki irgendwie "Lost in Translation" in Taiwan, weswegen man den Film unbedingt im Original mit Untertiteln sehen sollte und nicht in der eingangs zitierten deutschen Synchronfassung.
Schwedisch, Chinesisch, Englisch – zwischen den Kulturen und Sprachen entfaltet der Film seinen eigentlichen Reiz. Wie sagt man zum Beispiel "Danke schön" in Chinesisch?
Es kommt jedoch in Taiwan alles ganz anders als erträumt. Für Sohn Victor und auch für sie selbst hält die brodelnde Metropole Taipeh einige ganz besondere Überraschungen bereit. In den Glaspalästen der Geschäftswelt und im Gewimmel der Garküchen der Vorstadt ist alles neu und fremd. Beherzt und trickreich muss sich Miss Kicki in dieser Welt zurechtfinden und sie hat auch einiges nachzuholen, was die Beziehung zu ihrem Sohn angeht.
Mr Chang hat Frau und Kind. Das Skype-Chatten hat er nur als vermeintlich ungefährlichen Seitensprung-Ersatz betrieben. Die verliebte Schwedin lässt er – als sie in seiner Firma zu ihm vordringt – demütigend von der Polizei abführen.
Hongkong-Star Eric Tsang – bekannt als verschlagener Gangsterboss aus dem Polizeithriller "Infernal Affairs" von Andrew Lau – gelingt mit dieser Figur in wenigen Szenen eine grandioses Gaunerstück. Miss Kicki muss sehen wo sie bleibt. Auf einmal wird für sie ihre Umgebung im kleinen Hotel wahrnehmbar.
Die eigentliche Selbsterkenntnisreise für sie beginnt. Sohn Victor hat – wieder einmal von der Mutter vernachlässigt – inzwischen seine eigenen Erfahrungen gemacht, zum Beispiel mit Didi, einem gleichaltrigen Taiwanesen, der in einem zart geschilderten homosexuellen Coming-out zu seinem Begleiter wird. Im Ruderboot treiben die beiden auf dem See und träumen sich eine Welt herbei, die allein die ihre sein könnte.
"Finde eine Insel. Das wird ein Land für uns allein. Du kannst dann Präsident sein."
"Ich will gar nichts sein."
Die Poesie dieser Szene steht in schroffem Gegensatz zu den Härten des Lebens, denen sich Miss Kicki und Victor plötzlich stellen müssen und in die neben Sprachschwierigkeiten und Geldsorgen auch Kleinkriminelle verwickelt sind.
Getragen wird dieses großartige Melodrama vom späten Finden der Identität über weite Strecken von der Hauptdarstellerin Pernilla August. Die schwedische Schauspielerin hat schon bei Ingmar Bergman in dessen Meisterwerk "Fanny und Alexander" (1982) mitgespielt. Den meisten Zuschauern ist sie aber eher als Mutter von Anakin Skywalker in den Prequels von Steven Spielbergs Serie "Star-Wars" bekannt geworden.
In Hakon Lius Debütfilm spielt sie die ganze Kunst einer Darstellerin aus, die im europäischen Autorenkino gereift ist. Jeder Augenaufschlag ist großes Drama. Und der Moment, in dem sie begreift, was wirklich zählt, nämlich die Beziehung zu ihrem Sohn, ist kaum zu übertreffen.
Warum nur solche kleinen Meisterwerke immer dann gezeigt werden, wenn alle im Urlaub sind? Mutige Verleiher haben einst auf Festivals ihrem Geschmack vertraut und den Film gekauft. Nun sind sie verzagt und versenken ohne größere Anstrengung den Film im Sommerloch. Jammerschade. Aber Sie können diese Woche den Film noch entdecken und ihm zu einem Kinoleben verhelfen.