Carlos, Charmeur und Diva, Zyniker, exzentrischer Selbstdarsteller und Dauerredner – er hatte einst Polizei und Geheimdienste der halben Welt in Atem gehalten - bei seinem Prozess vor anderthalb Jahren musste er sich erstmals wegen Terrorismus verantworten. Es ging um vier Anschläge in Frankreich in den Jahren 1982 und 83, bei denen damals insgesamt elf Menschen ums Leben kamen und 150 verletzt wurden: ein Bombenattentat auf den Zug Paris-Toulouse, ein anderes auf den Hochgeschwindigkeitszug Paris-Marseille, ein drittes auf den Bahnhof von Marseille und schließlich der Anschlag auf den Sitz der algerischen Zeitung Al Watan im 8. Pariser Arrondissement. Ein Opfer von damals erinnerte sich während des Prozesses:
"Die Schaufensterscheiben fielen nacheinander, bumm, bumm, bumm. Das war unglaublich, wie die Apokalypse, alles war schwarz und voller Staub, alles voller Splitter und Steine und Leute, die blutig in alle Richtungen rannten. Ich will Carlos in die Augen schauen und eine Antwort bekommen auf die Frage, warum, einfach warum."
Carlos blieb die Antwort schuldig. Vor dem Prozess im November 2011 hatte er sich noch damit gebrüstet, weltweit für rund 100 Anschläge mit 1500 bis 2000 Toten verantwortlich zu sein. Während der Verhandlung lehnte er es aber schlicht ab, sich schuldig zu bekennen oder seine Unschuld zu erklären. Er präsentierte sich vielmehr in Stunden langen Plädoyers als Freiheitskämpfer und Berufsrevolutionär und stellte sich nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft als Opfer einer politischen Justiz hin. Seine Anwälte hinterher:
"Es ist ein Skandal. Erneut ein Skandal der mangelnden Unabhängigkeit der Richter, die Befehle empfangen. Es handelt sich ganz klar um eine politische Justiz. Carlos ist für nichts verurteilt worden. Die Richter haben nichts bewiesen und haben nicht den Mut gehabt, das Kartenhaus der Anklage zum Einsturz zu bringen."
Seit fast 20 Jahren, acht davon in Isolationshaft, sitzt Carlos jetzt schon im Pariser Santé-Gefängnis, bislang nur verurteilt wegen Mordes an zwei französischen Geheimdienstbeamten. Die wollten ihn 1975 – nach einem Bombenanschlag auf den Drugstore am Pariser Boulevard Saint Germain - stellen und wurden von ihm kaltblütig erschossen. Wenig später der Angriff auf die Wiener OPEC-Zentrale, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. Carlos hatte das Kommando, am Ende wurde er mit vielen Millionen Dollar nach Algier ausgeflogen. Danach war er fast zwei Jahrzehnte lang der weltweit meist gesuchte Terrorist, bevor ihn der französische Geheimdienst im Sommer 1994 in Karthum, der Hauptstadt des Sudan, festnahm und nach Frankreich verschleppte.
Isabelle Coutant, seine Anwältin und seine nach islamischen Riten angetraute dritte Ehefrau, die gerne in Talkshows auftritt und auch ein Buch über Carlos geschrieben hat, weist die Bezeichnung "Terrorist" für ihren Mandanten und Ehemann strikt zurück.
"Illich Ramirez Sanchez, vom französischen Geheimdienst Carlos genannt, ist ein Politiker und unter den Überlebenden sicher die Person, die am besten Bescheid weiß, über das, was in den Kulissen der internationalen Politik 30 Jahre lang passiert ist. Und er verfügt auch heute noch über das entsprechende Wissen, um zu verstehen, was dort passiert."
Aufhorchen lässt, dass der in Frankreich berühmte, sogenannte Advokat des Teufels, Jacques Verges, es vorzog, die Verteidigung von Carlos aufzugeben. Dabei hatte er einst selbst Mandanten, wie Klaus Barbie, den Gestapo Chef von Lyon, palästinensische Terroristen oder zuletzt die des Völkermords in Kambodscha Angeklagten verteidigt.
"Ich bin in dieser Angelegenheit sehr zurückhaltend, denn ich war nur vier Monate lang Carlos' Anwalt danach habe ich die Verteidigung abgegeben. Ich sage nicht warum, das wäre gegen die Regeln. Sagen wir es so: Die Verteidigungsstrategie von Carlos passte mir nicht. Ich bin bereit, jeden zu verteidigen, unter der Bedingung, glaubwürdig bleiben zu können. Wenn mir aber Barbie zum Beispiel gesagt hätte, sie müssen vor Gericht für die Überlegenheit der arischen Rasse plädieren und ihr Recht die Welt zu beherrschen, hätte ich es abgelehnt, ihn zu verteidigen."
Carlos derzeitige Anwälte werden in dem Berufungsverfahren ab heute vor allem ins Feld führen, dass die belastenden Akten, die den Prozess überhaupt erst ermöglicht hatten, aus Beständen östlicher Geheimdienste, darunter der Stasi stammten und rechtlich deshalb nicht einwandfrei seien. Mangels Originalen - so ihr Argument schon beim ersten Prozess- habe die Anklage mit fotokopierten Dokumenten versucht, aus einem Revolutionär ein Monster zu machen.
"Die Schaufensterscheiben fielen nacheinander, bumm, bumm, bumm. Das war unglaublich, wie die Apokalypse, alles war schwarz und voller Staub, alles voller Splitter und Steine und Leute, die blutig in alle Richtungen rannten. Ich will Carlos in die Augen schauen und eine Antwort bekommen auf die Frage, warum, einfach warum."
Carlos blieb die Antwort schuldig. Vor dem Prozess im November 2011 hatte er sich noch damit gebrüstet, weltweit für rund 100 Anschläge mit 1500 bis 2000 Toten verantwortlich zu sein. Während der Verhandlung lehnte er es aber schlicht ab, sich schuldig zu bekennen oder seine Unschuld zu erklären. Er präsentierte sich vielmehr in Stunden langen Plädoyers als Freiheitskämpfer und Berufsrevolutionär und stellte sich nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft als Opfer einer politischen Justiz hin. Seine Anwälte hinterher:
"Es ist ein Skandal. Erneut ein Skandal der mangelnden Unabhängigkeit der Richter, die Befehle empfangen. Es handelt sich ganz klar um eine politische Justiz. Carlos ist für nichts verurteilt worden. Die Richter haben nichts bewiesen und haben nicht den Mut gehabt, das Kartenhaus der Anklage zum Einsturz zu bringen."
Seit fast 20 Jahren, acht davon in Isolationshaft, sitzt Carlos jetzt schon im Pariser Santé-Gefängnis, bislang nur verurteilt wegen Mordes an zwei französischen Geheimdienstbeamten. Die wollten ihn 1975 – nach einem Bombenanschlag auf den Drugstore am Pariser Boulevard Saint Germain - stellen und wurden von ihm kaltblütig erschossen. Wenig später der Angriff auf die Wiener OPEC-Zentrale, bei dem drei Menschen ums Leben kamen. Carlos hatte das Kommando, am Ende wurde er mit vielen Millionen Dollar nach Algier ausgeflogen. Danach war er fast zwei Jahrzehnte lang der weltweit meist gesuchte Terrorist, bevor ihn der französische Geheimdienst im Sommer 1994 in Karthum, der Hauptstadt des Sudan, festnahm und nach Frankreich verschleppte.
Isabelle Coutant, seine Anwältin und seine nach islamischen Riten angetraute dritte Ehefrau, die gerne in Talkshows auftritt und auch ein Buch über Carlos geschrieben hat, weist die Bezeichnung "Terrorist" für ihren Mandanten und Ehemann strikt zurück.
"Illich Ramirez Sanchez, vom französischen Geheimdienst Carlos genannt, ist ein Politiker und unter den Überlebenden sicher die Person, die am besten Bescheid weiß, über das, was in den Kulissen der internationalen Politik 30 Jahre lang passiert ist. Und er verfügt auch heute noch über das entsprechende Wissen, um zu verstehen, was dort passiert."
Aufhorchen lässt, dass der in Frankreich berühmte, sogenannte Advokat des Teufels, Jacques Verges, es vorzog, die Verteidigung von Carlos aufzugeben. Dabei hatte er einst selbst Mandanten, wie Klaus Barbie, den Gestapo Chef von Lyon, palästinensische Terroristen oder zuletzt die des Völkermords in Kambodscha Angeklagten verteidigt.
"Ich bin in dieser Angelegenheit sehr zurückhaltend, denn ich war nur vier Monate lang Carlos' Anwalt danach habe ich die Verteidigung abgegeben. Ich sage nicht warum, das wäre gegen die Regeln. Sagen wir es so: Die Verteidigungsstrategie von Carlos passte mir nicht. Ich bin bereit, jeden zu verteidigen, unter der Bedingung, glaubwürdig bleiben zu können. Wenn mir aber Barbie zum Beispiel gesagt hätte, sie müssen vor Gericht für die Überlegenheit der arischen Rasse plädieren und ihr Recht die Welt zu beherrschen, hätte ich es abgelehnt, ihn zu verteidigen."
Carlos derzeitige Anwälte werden in dem Berufungsverfahren ab heute vor allem ins Feld führen, dass die belastenden Akten, die den Prozess überhaupt erst ermöglicht hatten, aus Beständen östlicher Geheimdienste, darunter der Stasi stammten und rechtlich deshalb nicht einwandfrei seien. Mangels Originalen - so ihr Argument schon beim ersten Prozess- habe die Anklage mit fotokopierten Dokumenten versucht, aus einem Revolutionär ein Monster zu machen.