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Verwirrende Vielfalt

Gleichgültig, ob Brief- oder Paketdienst - an der Deutschen Post kommt kaum ein Kunde vorbei. Und doch gibt es gewaltige Unterschiede. Während der gelbe Platzhirsch im Briefgeschäft weiterhin einen Marktanteil von 90 Prozent hält, können die Wettbewerber bei den Paketdiensten durchaus beachtliche Erfolge vorweisen. So liefern Hermes, GLS, DPD, UPS und Co. mittlerweile 60 Prozent aller Pakete aus - den Rest deckt die Post-Tochter DHL ab.

Von Jörg Münchenberg | 15.12.2011
    Das Geschäft boomt, vor allem weil immer mehr Kunden im Internet bestellen. So erwartet der Bundesverband Internationaler Express- und Kurierdienste BIEK, in dem sich die DHL-Konkurrenz zusammengeschlossen hat, für 2011 einen Umsatz von knapp 15 Milliarden Euro, die Zahl der Sendungen soll dabei um fünf Prozent auf 2,4 Milliarden steigen. Tendenz: jedes Jahr deutlich weiter steigend.

    Kein Wunder, dass die Unternehmen verbissen um den Paketmarkt kämpfen. Vor allem die Otto-Tochter Hermes will die Post in den nächsten Jahren vom Thron stoßen - noch kommt der Branchenzweite auf einen Marktanteil von 20 Prozent. Manche Beobachter sprechen deshalb schon von einem Preiskrieg - die Post wirbt derzeit mit einem weihnachtlich befristeten Päckchen-Sonderangebot um die Privatkunden. Eine direkte Antwort wiederum auf Hermes, denn der Konkurrent hatte Anfang November ein Päckchensegment von unter vier Euro je Sendung eingeführt.

    Experten sehen diesen Trend allerdings kritisch. Denn längst stehen die Paketdienste wegen steigender Kosten, nicht zuletzt für Sprit, und Personalmangel unter Druck. Letzteres liegt wiederum auch an der Bezahlung. Schon jetzt arbeitet die Branche aus Kostengründen vielfach mit billigen Subunternehmen. Hermes; DPD und GLS greifen zum größten Teil auf Fremdfirmen zurück, UPS beschäftigt immerhin zu 70 Prozent eigene Fahrer und auch die Deutsche Post setzt bei der Paketzustellung zu 90 Prozent auf Festangestellte.

    Wer für die Paketdienste als Subunternehmer arbeitet, muss oft eine sehr hohe Arbeitsbelastung tragen und wird nicht selten schlecht bezahlt, berichtet die Gewerkschaft ver.di - und sie klagt damit die gesamte Branche an. Denn das System der Subunternehmer als solches sei das Problem, heißt es dort. Es wälze die Risiken auf die Zusteller ab, die meist als Einzelfahrer rechtlich selbstständig sind. Zahlreiche Zusteller, so ver.di, könnten von ihrem Einkommen nicht leben und seien deshalb auf staatliche Hilfen angewiesen.

    Die Strukturen auf dem Briefmarkt sind dagegen weitgehend zementiert. Zwar ist hier das letzte Teilmonopol der Post 2008 gefallen, doch faktisch gibt es hier bis heute kaum Wettbewerb. Die wenigen Briefdienste auch für Privatkunden sind meist nur lokal oder allenfalls regional unterwegs.