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Very british? - Typisch Deutsch?

Der erste Unterschied, der auffällt zwischen den Jugendlichen, die hier befragt wurden, ist ihr Bildungsstand: Jeweils 1.000 Menschen zwischen 16 und 25 Jahren wurden für die Untersuchung interviewt. 20 Prozent der Briten hatten einen Hochschulabschluss, aber nur sechs Prozent der Deutschen – hierzulande wird also deutlich länger studiert, mit 25 sind die wenigsten fertig, dass ist das Fazit des British Council, das diese Studie gemeinsam mit dem Goethe-Institut im zweiten Jahr in Folge herausgibt. Nach den allgemeinen Einschätzungen des jeweils anderen gefragt, ergibt sich folgendes Bild: Auf britischer Seite haben 39 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein positives Bild von Deutschland. 38 Prozent sind neutral und 16 Prozent haben einen überwiegend negativen Eindruck. Dazu Herbert Grieshop vom British Council in Berlin.

Von Andreas Baum |
    Das ist jetzt schwer zu beurteilen: Ist das ein furchtbar schlechtes Urteil oder ein furchtbar gutes? Wenn man das jetzt aber vergleicht, mit den Einstellungen, die die Deutschen zu Großbritannien haben, ist das eigentlich gar nicht so wahnsinnig anders. Und ich denke, wenn man sich diese Zahlen anguckt, die wirklich erstaunlich dicht zusammenliegen, dann sind so diese Geschichten von so einer einseitigen Liebesaffäre, also dass die Deutschen Großbritannien so viel mehr lieben als die Briten die Deutschen, die relativieren sich dann ein bisschen, würde ich sagen, wenn man wirklich die Zahlen mal anschaut.

    Es ist nicht ganz auszuschließen, dass das neuerdings positive Bild der jungen Briten von Deutschland nicht unbedingt aus eigener Anschauung herrührt: Zwar geben 37 Prozent an, schon einmal in Deutschland gewesen zu sein und mehr als ein Fünftel will zumindest etwas Deutsch beherrschen. Bei genauerem Nachfragen kann sich aber herausstellen, dass der Aufenthalt in Deutschland nicht mehr als ein Durchreise-Tag in den Skiurlaub war und die Sprachkenntnisse sich auf drei oder vier Sätze beschränken. Die Folge: die Stereotypen Bilder von Deutschland bleiben – sehr zum Bedauern von Klaus Krischok vom Goethe-Institut.

    Das heißt, das Beharren an Werten wie: Deutschland ist technisch, Deutschland ist gut strukturiert, wir organisieren gut, die Autobahnen, die Züge, all diese, ich würde mal sagen technischen, von mir aus auch sehr männlichen Werte, für die Deutschland steht.

    Großbritannien verbindet Deutschland hauptsächlich mit Technologie, wirtschaftlicher Stärke, Organisationstalent und Ordnung, dass hätten die deutsch-britischen Kulturvermittler gern anders gesehen. Noch einmal Herbert Grieshop vom British Council

    Was immer noch nicht gelungen ist: Deutschland als sexy, trendy und kreativ zu verkaufen. Oder nur begrenzt. Da gibt es immer noch ein gewisses Aufmerksamkeitsdefizit. Umgekehrt: Wahrnehmung Großbritanniens in Deutschland: ich denke, ein Zitat, was interessant ist, was mehrfach vorkommt, das heißt die Offenheit der Gesellschaft.

    Deutsche schätzen also ideelle, nicht materielle Werte an den Briten. Und sie kennen das Land besser: 97 Prozent der Deutschen verfügen über wenigstens grundlegende Begriffe des Englischen und 25 Prozent sprechen es fließend. Mehr als 52 Prozent aller Deutschen waren schon einmal in Großbritannien, ein Fünftel haben Freunde oder Verwandte dort. Auch die Frage: Wo wollen Sie am liebsten studieren und – Über welches Land wissen Sie am meisten? - schnitt das Vereinigte Königreich stets gut ab, an zweiter Stelle nach den Vereinigten Staaten.

    Wir hatten gedacht, dass der Irak-Krieg großen Einfluss nehmen würde. Und er hat praktisch keinen Einfluss gehabt. Mehr oder weniger ist das Image Großbritanniens davon nicht berührt worden. Anders als etwa das der USA.

    Trotz aller Sympathie für die Briten vermutet man dort eine Kultur, die der Deutschen in manchen Punkten fremd ist. Und das ist eine Einschätzung, die die jungen Briten ganz anders sehen – sagt Kathryn Board, Direktorin des British Council.

    Was mich überrascht hat, war dass obwohl die Sprachkenntnisse in viel weniger sind, als in Deutschland, dass die Briten haben eine größere Ähnlichkeit mit Deutschen gesehen, als die Deutschen.

    Auch soziale Fragen haben bei der Untersuchung eine Rolle gespielt, auch hier ergibt sich Überraschendes:

    Junge Deutsche haben mehr Angst um ihren Arbeitsplatz, aber junge Briten haben mehr Angst vor internationalen Konflikten, Verbrechen und Wirtschaftskrisen.
    Und dies obwohl das britische Sozialsystem doch immer noch so viel weniger Sicherheit bietet als das deutsche.