Gazakrieg
Video entführter israelischer Soldatinnen veröffentlicht - Herzog: "Die Welt muss auf diese entsetzlichen Gräueltaten blicken"

Das Forum der Geisel-Familien in Israel hat Aufnahmen veröffentlicht, auf denen die Entführung von fünf israelischen Soldatinnen beim Großangriff der islamistischen Terrororganisation Hamas im Oktober zu sehen ist. Das dreiminütige Video wurde mit Zustimmung der Familien verbreitet.

23.05.2024
    Demonstranten halten Plakate mit Bildern der Geiseln hoch.
    Kundgebungsteilnehmer protestieren im März in Tel Aviv gegen die israelische Regierung und für die Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Ariel Schalit)
    Darauf sind die jungen Frauen in Pyjamas zu erkennen. Ihre Hände sind auf dem Rücken gefesselt, einige haben Blut im Gesicht. Die Entführer schreien sie immer wieder an und bedrohen sie. In den ersten Sequenzen werden die Soldatinnen, die als Späherinnen im Grenzgebiet zum Gazastreifen im Einsatz waren, in einem Raum bewacht. Später werden sie in ein Fahrzeug gebracht, in dem sie dicht gedrängt auf dem Boden liegen.
    Israels Präsident Herzog teilte mit, die Welt müsse auf diese entsetzlichen Gräueltaten blicken. Alle, denen die Rechte der Frauen am Herzen lägen, müssten ihre Stimmen erheben. Man kämpfe weiter dafür die fünf Frauen sowie alle anderen insgesamt 128 Geiseln nach Hause zu bringen.

    "Gewalttägige, demütigende und traumatisierende Behandlung"

    In einer Mitteilung der Geiselfamilien heißt es, die Aufnahmen zeigten "die gewalttägige, demütigende und traumatisierende Behandlung" der Soldatinnen am Tag ihrer Entführung". Die Eltern hatten der Veröffentlichung in der Hoffnung zugestimmt, dass die Bilder zur Freilassung ihrer Töchter und anderer Geiseln im Rahmen einer Übereinkunft zwischen Israel und Hamas beitragen könnten.
    Das Forum der Geiselfamilien sprach von einem "Zeugnis für das Versäumnis der Nation, die Verschleppten, die 229 Tage lang im Stich gelassen worden sind, nach Hause zu bringen". Die israelische Regierung dürfe keine Zeit mehr vergeuden und müsse sofort an den Verhandlungstisch zurückkehren. Wie örtliche Medien berichten, wies das israelische Kriegskabinett derweil das Verhandlungsteam an, die Bemühungen um eine Freilassung der Entführten fortzusetzen. Die Gespräche zwischen Ägypten, Katar und den USA, die als Vermittler agieren, stecken derzeit fest.

    Zusammenschnitt aus Aufnahmen von Körperkameras

    Das gut drei Minuten lange Video ist ein Zusammenschnitt aus mehrstündigen Bodycam-Aufnahmen der Terroristen. Die schlimmsten Szenen, etwa Aufnahmen von Leichen sowie schwerste Gewalt, wurden den Angaben zufolge nicht gezeigt. Insgesamt seien am Aufnahmetag 15 Späherinnen getötet und sieben lebend aus der Militärbasis Nachal Oz entführt worden, heißt es in der Mitteilung weiter. Eine von ihnen wurde nach 23 Tagen gerettet, eine andere in der Gefangenschaft ermordet. Ihre Leiche wurde von der Armee im Gazastreifen geborgen.
    Späherinnen an der Grenze zu dem bis dahin von der Hamas kontrollierten Palästinensergebiet hatten nach Medienberichten vor dem Überraschungsangriff der Hamas mehrfach vor verdächtigen Vorgängen im Gazastreifen gewarnt. Nach Angaben des israelischen Militärs fielen der Attacke am 7. Oktober mehr als 1.100 Menschen zum Opfer. Rund 250 Personen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
    Bei darauf folgenden israelischen Angriffen wurden nach Zahlen der Hamas-Behörden mehr als 35.000 Menschen in dem Küstenstreifen getötet. Die Hamas wird außer von Israel auch von den USA, der EU, Deutschland und weiteren Staaten als Terrororganisation eingestuft.
    Diese Nachricht wurde am 23.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.