Dienstag, 16. April 2024

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Videokonferenz im Flugzeug

Auch Verkehrsflugzeuge sollen nach Vorstellungen großer Flugunternehmen einen Anschluß an die Datenautobahn bekommen. Leistungsfähige Datenverbindungen vergrößern nicht nur den Flugkomfort durch die mögliche Nutzung von Internetdiensten. Sie können zusammen mit der Telemedizin auch die Flugsicherheit verbessern. Bis dahin gilt es aber, eine Reihe technischer Probleme zu lösen.

Peter Welchering, Werner Bux | 21.11.1998
    Sogenannte aeronautische Multimediadienste sollen vor allem in drei Bereichen eingesetzt werden. Videokonferenzen, Internetzugang und Faxdienste bilden das Basisangebot für die Geschäftskommunikation im Flieger. Die Telemedizin braucht außerdem noch Dienste für die schnelle Übertragung von Röntgenaufnahmen und anderer umfangreicher Daten zur schnellen Diagnostik. Schließlich soll auch das Unterhaltungsangebot für die Passagiere nicht zu kurz kommen. Flugzeuge an ein Computernetzwerk anzuschließen ist aber besonders schwierig. Die hohe Geschwindigkeit und der Flug über weite Entfernungen fordern neuartige Ansätze, um die Kommunikation mit dem erdgebundenen Internet sicherzustellen. Nach Lösungen für das Problem sucht derzeit das IBM-Forschungslabor in Zürich. Dort setzt man auf den sogenannten Asynchronen Transfermodus (ATM) für die Verbindung zum Flugzeug. Die zu übertragenden Daten werden in kleine Pakete zerteilt, die Informationen über die Reiseroute des Flugzeuges enthalten. Über diverse Knotenpunkte gelangen die Datenpakete schließlich per Satellit ins Flugzeug. Dort nimmt ein ATM-Rechner die Daten in Empfang und setzt sie wieder zusammen.

    Probleme gibt es dabei nur, wenn ein Jet den Sendekegel eines Satelliten gerade verläßt und in den Bereich eines anderen fliegt. Projektleiter Werner Bux: "Ohne weitere Vorkehrungen wird dann die Verbindung für eine gewisse Zeit unterbrochen, Daten gehen verloren. Wir haben aber mittlerweile Wege gefunden, diese Verluste zu minimieren." Boeing hat dafür eine Antenne entwickelt, die sich auf verschiedene Satelliten ausrichten kann. Außerdem wird die Übertragungsqualität vom ATM-Rechner ständig überwacht. Schon im Voraus berechnet der Computer, ob ein Empfangsbereich bald verlassen wird. Daraufhin veranlaßt das System eine Verzögerung bei der Datenübertragung, bis die Leitung zum folgenden Satelliten steht. Die ersten Tests des fliegenden ATM-Netzwerks sind in diesen Tagen angelaufen und wurden von den Entwicklern in Zürich als vielversprechend bezeichnet.