Kloiber: Marcus Schuler, was ist der Grund dafür, dass die Amerikaner dem iPhone solch eine große Euphorie entgegenbringen?
Marcus Schuler: Apple gilt ja dank iPod und Macintosh-Computer als Trendsetter und hat es verstanden dieses Image für die jetzige, sehr ausgeklügelte Marketingkampagne zu nutzen. Und die arbeitet spätestens seit dem 9. Januar dieses Jahres äußerst kostengünstig für das kalifornische Unternehmen. An diesem Januartag nämlich hat Apple-Chef Steve Jobs auf der Macworld in San Francisco das Telefon vor einem frenetisch jubelndem Publikum angekündigt und kurz vorgestellt. Danach gab man sich bei Apple wieder bedeckt und ließ genügend Raum für Spekulationen. Durch diese Mischung aus Gerüchten und Mutmaßungen entstand eine kostenlose Werbekampagne, mit der Apple vermutlich Millionen gespart hat. Obwohl Apple wohl genügend Geräte in den vergangenen Monaten produziert hat, stachelte man den Hype offenbar gezielt an, indem man von eventuellen Lieferengpässen sprach.
Manfred Kloiber: Diesen Hype, der in den USA um das neue Gerät herrscht, ist das alles nur gutgemachte Verkaufspolitik oder steckt da auch Innovation dahinter, durch die Apple vor mehr als 20 Jahren berühmt wurde?
Marcus Schuler: Fairerweise muss man sagen: Apple hat offenbar die Zeichen der Zeit erkannt. Die Verbraucher wollen kein kompliziert zu bedienendes Mobiltelefon, bei dem man sich erst lange durch die Menüs hangeln muss. Hier versucht Apple seinem Image gerecht zu werden. Der Macintosh-Computer wurde ja Mitte der 80er Jahre nicht deshalb so beliebt, weil der den schnelleren Prozessor oder den besseren Grafikchip hatte. Er wurde zur Microsoft-Alternative, weil er leichter und intuitiver zu bedienen war.
Manfred Kloiber: Was kann denn das neue Telefon, was die anderen Geräte, die es auf dem Markt gibt, nicht können?
Marcus Schuler: Das Bedienkonzept ist sicherlich die herausragende Neuerung. Das iPhone hat keine Tasten, sondern nur ein berührungssensitives Display mit einer Auflösung von 480 mal 320 Pixeln. Ein Finger auf dem Touchscreen bringt einem das so genannte Home-Menü. Ein weiteres Antippen zeigt Fotos, die Kontakte des Adressbuches, Videofilme oder Musik. Text gibt man via Touchscreen auf einer virtuellen Bildschirmtastatur ein. Man kann mit mehreren Fingern gleichzeitig richtig in dem Telefon blättern. Alles andere in und an dem Telefon ist nicht wirklich neu und gibt es zum Teil schon seit Jahren auch in anderen Geräten. Auch mit den Mobiltelefonen von Nokia, Sony-Ericsson, Palm, Motorola und Blackberry kann man im Internet surfen, Emails verschicken, Musik abspielen und Videos anschauen.
Manfred Kloiber: Und was ist den Apple-Ingenieuren weniger gut gelungen?
Marcus Schuler: Das Telefon verfügt nur über WLan und aufgebohrtes GPRS, bekannt auch unter dem Namen Edge. Edge ist etwas schneller als GPRS, was den Datendurchsatz angeht, kommt aber längst nicht an die Datenraten von UMTS, also 3G, heran. Die Edge-Technologie wird von den deutschen Mobilfunkprovidern seit vergangenem Frühjahr eingesetzt; gilt aber eher als Übergang oder Ersatz für UMTS. Emails lassen sich mit Edge noch in erträglichem Umfang abrufen, wenn aber ein Dateianhang besonders groß ist, dürfte einem da die Freude vergehen. Vernünftig im Internet surfen lässt sich eigentlich nur, wenn man über einen WLan-Zugang verfügt. Der ist natürlich längst nicht überall vorhanden. Vor allem nicht in ländlichen Gebieten. Und wenn, dann kostet er meist zusätzlich. Kritik gab es in den USA übrigens auch an der Akku-Kapazität. Anwender berichten, dass der Akku bereits nach fünf Stunden wieder geladen werden muss, wenn man fortwährend Filme anschaue. Zum Vergleich: Apple nennt in den hier in den Verkaufsunterlagen sieben Stunden.
Manfred Kloiber: Stichwort Kosten. Ende des Jahres soll das neue Telefon auch in Europa und Deutschland auf den Markt kommen. Was wird es hierzulande kosten?
Marcus Schuler: Noch sind die europäischen Mobilfunkprovider mit Apple über die Vertragsmodalitäten im Gespräch. Dabei dürfte Apple diese wesentlich diktieren. So wie in den USA wird es vermutlich auch in Deutschland nur ein Unternehmen geben, dass das iPhone hierzulande verkaufen darf. In Amerika gibt es das Gerät mit vier Gigabyte Speicher für umgerechnet 370 Euro zu kaufen. Die 8-Gigabyte-Version kostet 440 Euro. In den USA ist es nur mit einem Zweijahresvertrag zu bekommen und der fängt bei monatlichen Kosten von umgerechnet 44 Euro an. Hinzu kommt noch eine Aktivierungsgebühr. Mobilfunkkarten anderer Unternehmen lassen sich nicht einsetzen. Die Frage wird deshalb sein, kann Apple auch den europäischen Mobilfunkern seine Bedingungen diktieren? Und: wird es das neue Telefon in Europa dann mit UMTS geben. Wenn Apple das iPhone hierzulande ohne UMTS ausliefert, dürfte es eher schwierig werden - von den hohen Anschaffungskosten einmal ganz zu schweigen.
Marcus Schuler: Apple gilt ja dank iPod und Macintosh-Computer als Trendsetter und hat es verstanden dieses Image für die jetzige, sehr ausgeklügelte Marketingkampagne zu nutzen. Und die arbeitet spätestens seit dem 9. Januar dieses Jahres äußerst kostengünstig für das kalifornische Unternehmen. An diesem Januartag nämlich hat Apple-Chef Steve Jobs auf der Macworld in San Francisco das Telefon vor einem frenetisch jubelndem Publikum angekündigt und kurz vorgestellt. Danach gab man sich bei Apple wieder bedeckt und ließ genügend Raum für Spekulationen. Durch diese Mischung aus Gerüchten und Mutmaßungen entstand eine kostenlose Werbekampagne, mit der Apple vermutlich Millionen gespart hat. Obwohl Apple wohl genügend Geräte in den vergangenen Monaten produziert hat, stachelte man den Hype offenbar gezielt an, indem man von eventuellen Lieferengpässen sprach.
Manfred Kloiber: Diesen Hype, der in den USA um das neue Gerät herrscht, ist das alles nur gutgemachte Verkaufspolitik oder steckt da auch Innovation dahinter, durch die Apple vor mehr als 20 Jahren berühmt wurde?
Marcus Schuler: Fairerweise muss man sagen: Apple hat offenbar die Zeichen der Zeit erkannt. Die Verbraucher wollen kein kompliziert zu bedienendes Mobiltelefon, bei dem man sich erst lange durch die Menüs hangeln muss. Hier versucht Apple seinem Image gerecht zu werden. Der Macintosh-Computer wurde ja Mitte der 80er Jahre nicht deshalb so beliebt, weil der den schnelleren Prozessor oder den besseren Grafikchip hatte. Er wurde zur Microsoft-Alternative, weil er leichter und intuitiver zu bedienen war.
Manfred Kloiber: Was kann denn das neue Telefon, was die anderen Geräte, die es auf dem Markt gibt, nicht können?
Marcus Schuler: Das Bedienkonzept ist sicherlich die herausragende Neuerung. Das iPhone hat keine Tasten, sondern nur ein berührungssensitives Display mit einer Auflösung von 480 mal 320 Pixeln. Ein Finger auf dem Touchscreen bringt einem das so genannte Home-Menü. Ein weiteres Antippen zeigt Fotos, die Kontakte des Adressbuches, Videofilme oder Musik. Text gibt man via Touchscreen auf einer virtuellen Bildschirmtastatur ein. Man kann mit mehreren Fingern gleichzeitig richtig in dem Telefon blättern. Alles andere in und an dem Telefon ist nicht wirklich neu und gibt es zum Teil schon seit Jahren auch in anderen Geräten. Auch mit den Mobiltelefonen von Nokia, Sony-Ericsson, Palm, Motorola und Blackberry kann man im Internet surfen, Emails verschicken, Musik abspielen und Videos anschauen.
Manfred Kloiber: Und was ist den Apple-Ingenieuren weniger gut gelungen?
Marcus Schuler: Das Telefon verfügt nur über WLan und aufgebohrtes GPRS, bekannt auch unter dem Namen Edge. Edge ist etwas schneller als GPRS, was den Datendurchsatz angeht, kommt aber längst nicht an die Datenraten von UMTS, also 3G, heran. Die Edge-Technologie wird von den deutschen Mobilfunkprovidern seit vergangenem Frühjahr eingesetzt; gilt aber eher als Übergang oder Ersatz für UMTS. Emails lassen sich mit Edge noch in erträglichem Umfang abrufen, wenn aber ein Dateianhang besonders groß ist, dürfte einem da die Freude vergehen. Vernünftig im Internet surfen lässt sich eigentlich nur, wenn man über einen WLan-Zugang verfügt. Der ist natürlich längst nicht überall vorhanden. Vor allem nicht in ländlichen Gebieten. Und wenn, dann kostet er meist zusätzlich. Kritik gab es in den USA übrigens auch an der Akku-Kapazität. Anwender berichten, dass der Akku bereits nach fünf Stunden wieder geladen werden muss, wenn man fortwährend Filme anschaue. Zum Vergleich: Apple nennt in den hier in den Verkaufsunterlagen sieben Stunden.
Manfred Kloiber: Stichwort Kosten. Ende des Jahres soll das neue Telefon auch in Europa und Deutschland auf den Markt kommen. Was wird es hierzulande kosten?
Marcus Schuler: Noch sind die europäischen Mobilfunkprovider mit Apple über die Vertragsmodalitäten im Gespräch. Dabei dürfte Apple diese wesentlich diktieren. So wie in den USA wird es vermutlich auch in Deutschland nur ein Unternehmen geben, dass das iPhone hierzulande verkaufen darf. In Amerika gibt es das Gerät mit vier Gigabyte Speicher für umgerechnet 370 Euro zu kaufen. Die 8-Gigabyte-Version kostet 440 Euro. In den USA ist es nur mit einem Zweijahresvertrag zu bekommen und der fängt bei monatlichen Kosten von umgerechnet 44 Euro an. Hinzu kommt noch eine Aktivierungsgebühr. Mobilfunkkarten anderer Unternehmen lassen sich nicht einsetzen. Die Frage wird deshalb sein, kann Apple auch den europäischen Mobilfunkern seine Bedingungen diktieren? Und: wird es das neue Telefon in Europa dann mit UMTS geben. Wenn Apple das iPhone hierzulande ohne UMTS ausliefert, dürfte es eher schwierig werden - von den hohen Anschaffungskosten einmal ganz zu schweigen.