Ein schwüler Frühsommermorgen mitten in Florida. Die US-amerikanische Tourismusbranche lädt nach Orlando, dem Weltzentrum der Themenparks, ein. Hier ist die vom Öl bedrohte Golfküste gefühlte tausend Lichtjahre entfernt, 450 Medienvertreter aus der ganzen Welt frühstücken unter freiem Himmel. Es ist Pow Wow Zeit, zum 42. Mal.
Im letzten Jahr lud die US-Reiseindustrie nach Miami, nächstes Jahr geht es nach San Francisco, in diesem Jahr ist es also Orlando. In dieser Stadt arbeiten 400.000 Menschen direkt oder indirekt für die Tourismusindustrie. Kein Wunder also, dass sich Gary Sain, Präsident des örtlichen Kongress- und Fremdenverkehrsbüros, über die Austragung der Reisemesse freut
"”Ich möchte Sie hiermit offiziell in Orlando willkommen heißen. Wir sind sehr stolz darauf, Sie zu Gast zu haben und möchten Ihnen zeigen, warum Orlando alle Menschen auf der Welt lächeln lässt.""
Heute lächeln sie tatsächlich alle. Die bunten Getränke mit Schirmchen sind kostenlos, ebenso das Essen. Die Pressevertreter aus der ganzen Welt von Nepal, Brasilien bis Israel sind glücklich. Der Pow Wow, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Treffen nordamerikanischer Indianer, ist die größte Reisemesse der USA und die Ureinwohner scheinen nichts dagegen zu haben, dass man ihre Sprache zweckentfremdet. Das wundert auch Don Wall.
"Ich arbeite für eine kanadische Zeitung die "Für immer jung" heißt. Sie richtet sich an die Babyboomer-Generation und an Senioren, also an alle zwischen 45 und 90 Jahren. Dies ist mein erster Pow Wow. Ich habe mich schon gewundert, dass die amerikanischen Ureinwohner nichts dagegen haben, dass man dieses Wort für etwas anderes als ihre Treffen verwendet. Aber die Organisatoren sind wohl einfach dreist genug und niemand scheint sich daran zu stören."
Beim Pow Wow präsentieren sich Hotels, Regionen, Städte und Reiseanbieter aus den Vereinigten Staaten den Käufern aus aller Welt. Obama hat gesagt, der US-Export müsse verdoppelt werden. Und die US-Reisebranche sieht sich als Teil dieser nationalen Offensive.
Orlando selbst bietet ein Produkt, dass sich weltweit wie geschnitten Brot verkaufen lässt: Die Themenparks, wie der Lächel-Botschafter, der smile ambassador Kyle, den Besuchern des Pressefrühstücks grinsend versichert.
Es dauere 67 Tage, um jede Attraktion in Orlando zu absolvieren, sagt Kyle und macht überhaupt keinen erschöpften Eindruck. Er und Stacey, die andere Lächel-Botschafterin, hätten genau das gemacht, 67 Tage lang Achterbahn fahren, Alligatoren beim Fressen beobachten und sich mit einem riesengroßen Bart Simpson fotografieren lassen.
Da Orlandos Themenparks allabendlich den Pow Wow Delegierten die Türen weit aufreißen, ist der US Travel Association, der US Reisevereinigung, den Ausrichtern der Messe also, um den Exportschlager Orlando nicht bange. Der Pow Wow selbst verzeichnet fünf Prozent mehr Besucher als noch im letzten Jahr, berichtet Roger Dow, Präsident der US Travel Association stolz.
""Hier sind 1100 Einkäufer aus siebzig Nationen. Und wir haben in diesem Jahr mehr als tausend Aussteller auf dem Pow Wow. In den letzten Jahren wurden auf dieser Messe jedes Mal Geschäfte in Höhe von 3,5 bis 4 Milliarden Dollar abgewickelt."
Generell beklagt die Branche aber ein nachlassendes Interesse an den USA. Gingen 1994 noch 9,4 Prozent der weltweiten Auslandsreisen in die Vereinigten Staaten, waren es im vergangenen Jahr nur noch sechs Prozent. Woran das im Einzelnen liegt, ist schwer zu sagen, aber sicherlich sind die immer komplizierter werdenden Einreisebedingungen für Ausländer in die USA dem Tourismusgeschäft nicht zuträglich.
Und die US-Reisevereinigung sitzt hier zwischen allen Stühlen. Sicherheit ist ein wichtiges Thema, unterstreicht Roger Dow, Präsident der US Travel Association, aber man wolle die Touristen und Geschäftsleute ja auch nicht verprellen. Und immerhin konnte Roger Dow verkünden, dass Reisende, die kein US-Visum benötigen, in Zukunft im Flugzeug nicht mehr das grüne I-94 Formular ausfüllen müssen. Und es besteht Hoffnung auf mehr:
"Deutschland wird möglicherweise das nächste Land sein, das an unserem Programm für zuverlässige Reisende teilnimmt. Dieses Programm ermöglicht Vielfliegern das Einreiseprozedere an amerikanischen Flughäfen deutlich schneller zu durchlaufen. Die deutsche Regierung verhandelt zurzeit mit den USA darüber."
Diese Vielflieger also, Roger Dow denkt da vor allem an die Geschäftsreisenden, sollen auf Flughäfen nicht mehr wie bisher ein bis zwei Stunden mit Einreiseformalitäten verbringen, sondern in einer gesonderten Spur innerhalb von fünf Minuten beim Zoll durchmarschieren. Aber von smooth travel, also dem sanften ungehinderten Reisen, ist bislang nicht viel zu sehen.
Im Gegenteil: Die US Travel Association selbst hat sich dafür stark gemacht, dass Besucher demnächst eine Gebühr von zehn Dollar bezahlen sollen, und zwar bevor sie einreisen. Das Gesetz, der so genannte Travel Promotion Act, ist bereits vom Präsidenten unterzeichnet und soll noch in diesem Jahr in Kraft treten. Mehr Bürokratie werde es aber nicht geben, verspricht Roger Dow:
"Wir arbeiten sehr hart daran, die Bürokratie zu eliminieren. Es werden insgesamt elf Leute im Organisations-Komitee sein. Der Vorstand eines Hotelkonzerns, der Aufsichtsratsvorsitzender einer Fluggesellschaft und nur eine Person aus der Regierung, nämlich der Wirtschaftsminister."
Herrn Dow ist sehr wohl bewusst, dass viele Besucher das als Eintrittspreis in die USA verstehen könnten. Und in der Tat, mit den Erlösen aus dem Travel Promotion Act soll in erster Linie die Werbung für Reisen in die USA bezahlt werden. Der Reisende wird quasi dafür zur Kasse gebeten, dass um ihn geworben wird. Ein Dilemma, das Roger Dow schon bei seinem Besuch auf der Berliner ITB, der größten Reisemesse der Welt, im Frühjahr dieses Jahres aufgefallen war, als er die Vorzüge dieses neuen Gesetzes anpries.
Dow: "Die Gebühr wird nur alle zwei Jahre erhoben und sie kostet nur zehn Dollar. Außerdem habe ich an dem Morgen in Berlin an Trinkgeld für den Taxifahrer und für mein Frühstück deutlich mehr ausgegeben."
Im Übrigen, ergänzt Roger Dow, gäbe es diese Gebühr auch in vielen anderen Ländern, nur sei sie dort in den Kosten für das Flugticket versteckt. Der durchschnittliche Deutsche gebe in den USA 5000 Dollar aus – da würden zehn Dollar keinen großen Unterschied machen. Ihm sei aber sehr wohl bewusst, dass über diese Gebühr in den Medien kontrovers diskutiert würde.
Genauso wie über die Besonderheit der US-Reisegesetzgebung, die von ausländischen Pressevertretern bei der Einreise ein besonderes Journalistenvisum verlangt. Das ist Roger Dow schon lange ein Dorn im Auge.
"Das ist eines unserer größten Probleme, dass die Journalisten ein Visum benötigen ein großer Fehler. Alles begann bereits im Jahr 1956, als einige Spione sich als Journalisten tarnten. Aber jetzt sind 54 Jahre vergangen. McCarthy ist tot und wir wünschen uns, dass das geändert wird. Durch dieses Visum ist es für Journalisten schwierig, in die USA zu reisen, um zum Beispiel über unsere großartigen Golfplätze zu schreiben. Stattdessen schreiben sie dann über die großartigen Golfplätze in Spanien."
Aber jetzt stehen die Journalisten nicht auf einem spanischen Golfplatz, zumindest die 450 Kollegen nicht, die sich zum Pow Wow angemeldet haben. Sie sitzen in einer hangarartigen Halle auf dem Messegelände und essen zu Mittag. Und wie die Amerikaner so sind, verstreicht auch hier keine Minute ungenutzt,
Zur Fanfare kommt Roger Dow im Astronautenanzug auf die Bühne – für den Fall, dass jemand vergessen haben sollte, dass dies Orlando ist. Cape Canaveral ist nicht weit, auch wenn von dort bald keine Raumfähren mehr starten werden. Und so gibt es noch rasch eine Videobotschaft von zwei amerikanischen Astronauten, die zurzeit auf der ISS Dienst tun.
5000 hungrige Delegierte an runden Zehnertischen, das Essen ist eher karg. Hier geht es, wie schon den ganzen Tag, ums Netzwerken und natürlich werden auch beim Mittagessen munter Visitenkarten über den Tisch gereicht. Die Deutsche Marita Ross betreibt mit ihrem Mann ein kalifornisches Unternehmen namens America4you, das sich auf Abenteurerreisen spezialisiert hat und kann genau den Unterschied zwischen den beiden großen Reisemessen ITB und Pow Wow benennen.
Marita: "Beim Pow Wow wird das Geld verdient bei der ITB ist es mehr ein social call. Es sind nicht die vorprogrammierten Appointments wo man genau weiß, jetzt um 2:30 um die Zeit kommt der und der vorbei. Es gibt ja nicht wie hier eine Liste, die werden bei der ITB da sein, ich habe nicht die Möglichkeit neue Kunden anzuwerben, weil ich nicht weiß, wer kommen wird. Wir haben 45 appointments, wenn da fünf neue Kunden bei herauskommen ist das ein guter Pow Wow."
Es ist ein bisschen wie beim speed dating, die Verabredung, die jeder Delegierte möglichst schon vorher vereinbart hat, sind genau getaktet und wenn die 20 Minuten vorüber sind, läutet ein Glöckchen.
Eine freundliche Stimme erklärt, dass Appointment Nummer 26 vorüber ist und alle zum nächsten Termin eilen sollen. Eine Verabredung zu verpassen, ist verpönt und wird streng geahndet. Time is money, Zeit ist Geld – wenn nicht hier, wo dann? Auf der ITB jedenfalls sind die USA ein Land unter vielen und, so hört man von allen Seiten, in Berlin machen die Vereinigten Staaten herzlich wenig von sich, im Unterschied zu anderen, findet Tim Zahner, der die Weinregion Sonoma im Westen der USA vertritt.
Zahner: "”Indien hat ein eigenes Gebäude und die USA haben auf der ITB nur einen kleinen Messestand. Das ist okay, könnte aber viel besser sein. Die Vereinigten Staaten unternehmen keine gemeinsamen Anstrengungen Werbung für sich zu machen, so wie andere Länder das tun. Deutschland hat zum Beispiel einen sehr starken Fremdenverkehrsverband und dort kann man Tourismus sogar studieren.""
Für die USA sei es ungleich schwerer, einen einheitlichen Auftritt zu generieren, weil sie so viele unterschiedliche Regionen unter einen Hut zu bekommen hätten, sagt Tim Zahner. Von den Deutschen wünscht er sich, dass sie die zehn Dollar einfach bezahlen und ihn besuchen kommen.
Und so sind sich alle Anwesenden einig, Reisen in die USA sind kein Selbstläufer, die Vereinigten Staaten können sich trotz des Grand Canyon, des Big Apple und der Golden Gate Bridge nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Das weiß auch William Bent, der Vertreter des US-Außenministerium – ja, auch das hat einen Platz auf dem Pow Wow, wenn auch in der hintersten Ecke. Mister Bent fasst das Dilemma in dürren Worten zusammen
"Zu unseren Prioritäten gehört es, unsere Grenzen zu schützen und sicherzustellen, dass alle die, die Reisevisa beantragen auch für diese Visa qualifiziert sind und keine Gefahr für die USA darstellen. Und wir wollen auch ein gastfreundliches Land sein. Tourismus ist gut für uns und gut für unsere Wirtschaft."
Im letzten Jahr lud die US-Reiseindustrie nach Miami, nächstes Jahr geht es nach San Francisco, in diesem Jahr ist es also Orlando. In dieser Stadt arbeiten 400.000 Menschen direkt oder indirekt für die Tourismusindustrie. Kein Wunder also, dass sich Gary Sain, Präsident des örtlichen Kongress- und Fremdenverkehrsbüros, über die Austragung der Reisemesse freut
"”Ich möchte Sie hiermit offiziell in Orlando willkommen heißen. Wir sind sehr stolz darauf, Sie zu Gast zu haben und möchten Ihnen zeigen, warum Orlando alle Menschen auf der Welt lächeln lässt.""
Heute lächeln sie tatsächlich alle. Die bunten Getränke mit Schirmchen sind kostenlos, ebenso das Essen. Die Pressevertreter aus der ganzen Welt von Nepal, Brasilien bis Israel sind glücklich. Der Pow Wow, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Treffen nordamerikanischer Indianer, ist die größte Reisemesse der USA und die Ureinwohner scheinen nichts dagegen zu haben, dass man ihre Sprache zweckentfremdet. Das wundert auch Don Wall.
"Ich arbeite für eine kanadische Zeitung die "Für immer jung" heißt. Sie richtet sich an die Babyboomer-Generation und an Senioren, also an alle zwischen 45 und 90 Jahren. Dies ist mein erster Pow Wow. Ich habe mich schon gewundert, dass die amerikanischen Ureinwohner nichts dagegen haben, dass man dieses Wort für etwas anderes als ihre Treffen verwendet. Aber die Organisatoren sind wohl einfach dreist genug und niemand scheint sich daran zu stören."
Beim Pow Wow präsentieren sich Hotels, Regionen, Städte und Reiseanbieter aus den Vereinigten Staaten den Käufern aus aller Welt. Obama hat gesagt, der US-Export müsse verdoppelt werden. Und die US-Reisebranche sieht sich als Teil dieser nationalen Offensive.
Orlando selbst bietet ein Produkt, dass sich weltweit wie geschnitten Brot verkaufen lässt: Die Themenparks, wie der Lächel-Botschafter, der smile ambassador Kyle, den Besuchern des Pressefrühstücks grinsend versichert.
Es dauere 67 Tage, um jede Attraktion in Orlando zu absolvieren, sagt Kyle und macht überhaupt keinen erschöpften Eindruck. Er und Stacey, die andere Lächel-Botschafterin, hätten genau das gemacht, 67 Tage lang Achterbahn fahren, Alligatoren beim Fressen beobachten und sich mit einem riesengroßen Bart Simpson fotografieren lassen.
Da Orlandos Themenparks allabendlich den Pow Wow Delegierten die Türen weit aufreißen, ist der US Travel Association, der US Reisevereinigung, den Ausrichtern der Messe also, um den Exportschlager Orlando nicht bange. Der Pow Wow selbst verzeichnet fünf Prozent mehr Besucher als noch im letzten Jahr, berichtet Roger Dow, Präsident der US Travel Association stolz.
""Hier sind 1100 Einkäufer aus siebzig Nationen. Und wir haben in diesem Jahr mehr als tausend Aussteller auf dem Pow Wow. In den letzten Jahren wurden auf dieser Messe jedes Mal Geschäfte in Höhe von 3,5 bis 4 Milliarden Dollar abgewickelt."
Generell beklagt die Branche aber ein nachlassendes Interesse an den USA. Gingen 1994 noch 9,4 Prozent der weltweiten Auslandsreisen in die Vereinigten Staaten, waren es im vergangenen Jahr nur noch sechs Prozent. Woran das im Einzelnen liegt, ist schwer zu sagen, aber sicherlich sind die immer komplizierter werdenden Einreisebedingungen für Ausländer in die USA dem Tourismusgeschäft nicht zuträglich.
Und die US-Reisevereinigung sitzt hier zwischen allen Stühlen. Sicherheit ist ein wichtiges Thema, unterstreicht Roger Dow, Präsident der US Travel Association, aber man wolle die Touristen und Geschäftsleute ja auch nicht verprellen. Und immerhin konnte Roger Dow verkünden, dass Reisende, die kein US-Visum benötigen, in Zukunft im Flugzeug nicht mehr das grüne I-94 Formular ausfüllen müssen. Und es besteht Hoffnung auf mehr:
"Deutschland wird möglicherweise das nächste Land sein, das an unserem Programm für zuverlässige Reisende teilnimmt. Dieses Programm ermöglicht Vielfliegern das Einreiseprozedere an amerikanischen Flughäfen deutlich schneller zu durchlaufen. Die deutsche Regierung verhandelt zurzeit mit den USA darüber."
Diese Vielflieger also, Roger Dow denkt da vor allem an die Geschäftsreisenden, sollen auf Flughäfen nicht mehr wie bisher ein bis zwei Stunden mit Einreiseformalitäten verbringen, sondern in einer gesonderten Spur innerhalb von fünf Minuten beim Zoll durchmarschieren. Aber von smooth travel, also dem sanften ungehinderten Reisen, ist bislang nicht viel zu sehen.
Im Gegenteil: Die US Travel Association selbst hat sich dafür stark gemacht, dass Besucher demnächst eine Gebühr von zehn Dollar bezahlen sollen, und zwar bevor sie einreisen. Das Gesetz, der so genannte Travel Promotion Act, ist bereits vom Präsidenten unterzeichnet und soll noch in diesem Jahr in Kraft treten. Mehr Bürokratie werde es aber nicht geben, verspricht Roger Dow:
"Wir arbeiten sehr hart daran, die Bürokratie zu eliminieren. Es werden insgesamt elf Leute im Organisations-Komitee sein. Der Vorstand eines Hotelkonzerns, der Aufsichtsratsvorsitzender einer Fluggesellschaft und nur eine Person aus der Regierung, nämlich der Wirtschaftsminister."
Herrn Dow ist sehr wohl bewusst, dass viele Besucher das als Eintrittspreis in die USA verstehen könnten. Und in der Tat, mit den Erlösen aus dem Travel Promotion Act soll in erster Linie die Werbung für Reisen in die USA bezahlt werden. Der Reisende wird quasi dafür zur Kasse gebeten, dass um ihn geworben wird. Ein Dilemma, das Roger Dow schon bei seinem Besuch auf der Berliner ITB, der größten Reisemesse der Welt, im Frühjahr dieses Jahres aufgefallen war, als er die Vorzüge dieses neuen Gesetzes anpries.
Dow: "Die Gebühr wird nur alle zwei Jahre erhoben und sie kostet nur zehn Dollar. Außerdem habe ich an dem Morgen in Berlin an Trinkgeld für den Taxifahrer und für mein Frühstück deutlich mehr ausgegeben."
Im Übrigen, ergänzt Roger Dow, gäbe es diese Gebühr auch in vielen anderen Ländern, nur sei sie dort in den Kosten für das Flugticket versteckt. Der durchschnittliche Deutsche gebe in den USA 5000 Dollar aus – da würden zehn Dollar keinen großen Unterschied machen. Ihm sei aber sehr wohl bewusst, dass über diese Gebühr in den Medien kontrovers diskutiert würde.
Genauso wie über die Besonderheit der US-Reisegesetzgebung, die von ausländischen Pressevertretern bei der Einreise ein besonderes Journalistenvisum verlangt. Das ist Roger Dow schon lange ein Dorn im Auge.
"Das ist eines unserer größten Probleme, dass die Journalisten ein Visum benötigen ein großer Fehler. Alles begann bereits im Jahr 1956, als einige Spione sich als Journalisten tarnten. Aber jetzt sind 54 Jahre vergangen. McCarthy ist tot und wir wünschen uns, dass das geändert wird. Durch dieses Visum ist es für Journalisten schwierig, in die USA zu reisen, um zum Beispiel über unsere großartigen Golfplätze zu schreiben. Stattdessen schreiben sie dann über die großartigen Golfplätze in Spanien."
Aber jetzt stehen die Journalisten nicht auf einem spanischen Golfplatz, zumindest die 450 Kollegen nicht, die sich zum Pow Wow angemeldet haben. Sie sitzen in einer hangarartigen Halle auf dem Messegelände und essen zu Mittag. Und wie die Amerikaner so sind, verstreicht auch hier keine Minute ungenutzt,
Zur Fanfare kommt Roger Dow im Astronautenanzug auf die Bühne – für den Fall, dass jemand vergessen haben sollte, dass dies Orlando ist. Cape Canaveral ist nicht weit, auch wenn von dort bald keine Raumfähren mehr starten werden. Und so gibt es noch rasch eine Videobotschaft von zwei amerikanischen Astronauten, die zurzeit auf der ISS Dienst tun.
5000 hungrige Delegierte an runden Zehnertischen, das Essen ist eher karg. Hier geht es, wie schon den ganzen Tag, ums Netzwerken und natürlich werden auch beim Mittagessen munter Visitenkarten über den Tisch gereicht. Die Deutsche Marita Ross betreibt mit ihrem Mann ein kalifornisches Unternehmen namens America4you, das sich auf Abenteurerreisen spezialisiert hat und kann genau den Unterschied zwischen den beiden großen Reisemessen ITB und Pow Wow benennen.
Marita: "Beim Pow Wow wird das Geld verdient bei der ITB ist es mehr ein social call. Es sind nicht die vorprogrammierten Appointments wo man genau weiß, jetzt um 2:30 um die Zeit kommt der und der vorbei. Es gibt ja nicht wie hier eine Liste, die werden bei der ITB da sein, ich habe nicht die Möglichkeit neue Kunden anzuwerben, weil ich nicht weiß, wer kommen wird. Wir haben 45 appointments, wenn da fünf neue Kunden bei herauskommen ist das ein guter Pow Wow."
Es ist ein bisschen wie beim speed dating, die Verabredung, die jeder Delegierte möglichst schon vorher vereinbart hat, sind genau getaktet und wenn die 20 Minuten vorüber sind, läutet ein Glöckchen.
Eine freundliche Stimme erklärt, dass Appointment Nummer 26 vorüber ist und alle zum nächsten Termin eilen sollen. Eine Verabredung zu verpassen, ist verpönt und wird streng geahndet. Time is money, Zeit ist Geld – wenn nicht hier, wo dann? Auf der ITB jedenfalls sind die USA ein Land unter vielen und, so hört man von allen Seiten, in Berlin machen die Vereinigten Staaten herzlich wenig von sich, im Unterschied zu anderen, findet Tim Zahner, der die Weinregion Sonoma im Westen der USA vertritt.
Zahner: "”Indien hat ein eigenes Gebäude und die USA haben auf der ITB nur einen kleinen Messestand. Das ist okay, könnte aber viel besser sein. Die Vereinigten Staaten unternehmen keine gemeinsamen Anstrengungen Werbung für sich zu machen, so wie andere Länder das tun. Deutschland hat zum Beispiel einen sehr starken Fremdenverkehrsverband und dort kann man Tourismus sogar studieren.""
Für die USA sei es ungleich schwerer, einen einheitlichen Auftritt zu generieren, weil sie so viele unterschiedliche Regionen unter einen Hut zu bekommen hätten, sagt Tim Zahner. Von den Deutschen wünscht er sich, dass sie die zehn Dollar einfach bezahlen und ihn besuchen kommen.
Und so sind sich alle Anwesenden einig, Reisen in die USA sind kein Selbstläufer, die Vereinigten Staaten können sich trotz des Grand Canyon, des Big Apple und der Golden Gate Bridge nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Das weiß auch William Bent, der Vertreter des US-Außenministerium – ja, auch das hat einen Platz auf dem Pow Wow, wenn auch in der hintersten Ecke. Mister Bent fasst das Dilemma in dürren Worten zusammen
"Zu unseren Prioritäten gehört es, unsere Grenzen zu schützen und sicherzustellen, dass alle die, die Reisevisa beantragen auch für diese Visa qualifiziert sind und keine Gefahr für die USA darstellen. Und wir wollen auch ein gastfreundliches Land sein. Tourismus ist gut für uns und gut für unsere Wirtschaft."