Es gibt den Internationalen Frauentag, den Tag der Rohrdommel und den Welttheatertag. Wer nicht gleichberechtigt, wer bedroht oder vom Aussterben gefährdet ist, auf den wird mit Gedenk- oder Denktagen hingewiesen. Nun soll das Theater spätestens seit der Einführung des Fernsehens, mehr noch seit dem vielfältigen Aufblühen der modernen Mediengesellschaft dem schleichenden Tode verfallen sein. Doch das alle neuen Fragen und Formen wie ein Vampir aufsaugende Theater lebt, mal munter, mal weniger munter, immer weiter. Inzwischen oftmals als eine am stärksten von ihren bestallten Pflegern, den sich wie Finanzpolitiker gerierenden Kulturpolitikern, bedrohte Spezies. Nachrichten der letzten Tage: CDU-Wirtschaftsrat fordert Schließung des Theaters Lübeck. Gutachten rät zu Theaterfusion von Rostock und Schwerin. Hamburger Senat hat Teile des Deutschen Schauspielhauses verkauft. Das Theater Plauen-Zwickau durch städtische Kürzungspläne in Existenznot, usw.usf.
Die deutsche Stadttheaterlandschaft ist nach der Wende in Ost wie West mächtig rationalisiert und abgebaut worden. Weil das Theater seine gesellschaftliche Bedeutung als alleiniges kritisches Informationsmedium im Osten oder bürgerliches Selbstverständigungsmedium im Westen weitgehend verloren hat. Und da es nicht mehr im Zentrum des kulturellen Interesses steht, hört man von ihm jenseits der Feuilletonzirkel nur, wenn es für den Medienmarkt eventisiert oder skandalisiert werden kann. So wurde jüngst das Empörungslüftchen aus den vollen Backen eines Kritikers, dem während einer ins Publikum ausgreifenden Aufführung kurzzeitig sein Spiralblock entrissen wurde, zum Sturm um ein deutsches Theater-Unwesen aufgeblasen, der einem angeblich vorherrschenden Regie- und Ekeltheater mit nackten Darstellern und grellen Gewaltdarstellungen heftig ins Gesicht blies. Man erlebte eine Scheindiskussion voller Scheinheiligkeiten. Denn dass es auf manchen Großstadtbühnen in der Absicht, Gewalt und Pornographie zu kritisieren, oder auch nur, um Aufmerksamkeit zu erregen, gelegentlich fast so heftig zugeht wie tagtäglich auf den Seiten großer, jetzt das Theater anklagender Boulevardblätter, sei unbestritten. Nur: dies ist lediglich eine Facette einer noch immer stilistisch vielgestaltigen deutschen Stadttheaterlandschaft. Denn wunderbarerweise stieg das Theater aus seinem Schrumpfungsprozess nicht nur existentiell bedrängt, sondern teilweise auch frisch verwandelt empor. Jetzt zieht es sich jenseits der großen Festivals immer mehr vom aufwändigen Beeindruckungstheater zurück, und stellt sich ein auf die ganz unterschiedlichen, von Alter, medialen Gewohnheiten und unterschiedlicher Reflexionsbereitschaft bestimmten Bedürfnisse eines sich in viele kleine Gruppen aufsplitternden Publikums. Nicht mehr die große Bühne, sondern Probe- und Studiobühnen sind wichtig. Das globalisierte Regietheater, das mit dem ICE von Stadt zu Stadt reist, beschäftigt eher die großen Feuilletons. Doch Theater, das ganz bewusst auf die Bedürfnisse seines regionalen Publikums zugeschnitten ist und auf kleinen Bühnen den direkten Dialog sucht, es findet ein neues und vor allem junges Publikum. Ein Publikum, das nach Werten und Gruppenzugehörigkeit sucht, aber keine uniformen Darstellungsformen verlangt. Was dem einen künstlich erscheint, ist dem anderen Kunst. Was der eine als authentisch lobt, wirkt auf den anderen dilettantisch. So existiert sowohl das Als-Ob-Theater nachgemachter Emotionen wie das ironisch-intellektuelle Dekonstruktionstheater. Vor allem aber lebt neben dem Regietheater derzeit wieder das Schauspielertheater des Wortes auf.
Was der mexikanische Dramatiker Victor Hugo Rascón Banda in der Grußbotschaft des Internationalen Theaterinstituts zum Welttheatertag hervorhebt, benennt auch die deutsche Theaterentwicklung:
" Die Technologie hat versucht, das Theater in ein Feuerwerk, in ein Jahrmarktsspektakel zu verwandeln.
Heute erleben wir, wie wieder der Schauspieler vor das Publikum tritt. Heute sind wir Zeugen der Rückkehr des Wortes auf die Bühne. Theater ist ein Akt des Glaubens an den Wert eines vernünftigen Wortes in einer verrückten Welt. "
So ist das Theater mit seinen unterschiedlichen, auf einzelne Publikumssegmente zugeschnittenen Angeboten, die Diskussionen, Filme, Konzerte, Lounges zum Abhängen, gesellschaftspolitische Tagungen undundund umfassen können, nicht nur in Kleinstädten, sondern auch in Großstädten mittlerweile oft wieder zu einem Mittelpunkt kultureller Kommunikation geworden. Sicher, die Zeit der großen Theatertanker als alleiniger städtischer Kulturtempel mag in Deutschland vorbei gehen. Doch noch immer scheint das Theater gebraucht als ein Ort, an dem die Probleme der gesellschaftlichen Individuen öffentlich verhandelt werden können.
Die deutsche Stadttheaterlandschaft ist nach der Wende in Ost wie West mächtig rationalisiert und abgebaut worden. Weil das Theater seine gesellschaftliche Bedeutung als alleiniges kritisches Informationsmedium im Osten oder bürgerliches Selbstverständigungsmedium im Westen weitgehend verloren hat. Und da es nicht mehr im Zentrum des kulturellen Interesses steht, hört man von ihm jenseits der Feuilletonzirkel nur, wenn es für den Medienmarkt eventisiert oder skandalisiert werden kann. So wurde jüngst das Empörungslüftchen aus den vollen Backen eines Kritikers, dem während einer ins Publikum ausgreifenden Aufführung kurzzeitig sein Spiralblock entrissen wurde, zum Sturm um ein deutsches Theater-Unwesen aufgeblasen, der einem angeblich vorherrschenden Regie- und Ekeltheater mit nackten Darstellern und grellen Gewaltdarstellungen heftig ins Gesicht blies. Man erlebte eine Scheindiskussion voller Scheinheiligkeiten. Denn dass es auf manchen Großstadtbühnen in der Absicht, Gewalt und Pornographie zu kritisieren, oder auch nur, um Aufmerksamkeit zu erregen, gelegentlich fast so heftig zugeht wie tagtäglich auf den Seiten großer, jetzt das Theater anklagender Boulevardblätter, sei unbestritten. Nur: dies ist lediglich eine Facette einer noch immer stilistisch vielgestaltigen deutschen Stadttheaterlandschaft. Denn wunderbarerweise stieg das Theater aus seinem Schrumpfungsprozess nicht nur existentiell bedrängt, sondern teilweise auch frisch verwandelt empor. Jetzt zieht es sich jenseits der großen Festivals immer mehr vom aufwändigen Beeindruckungstheater zurück, und stellt sich ein auf die ganz unterschiedlichen, von Alter, medialen Gewohnheiten und unterschiedlicher Reflexionsbereitschaft bestimmten Bedürfnisse eines sich in viele kleine Gruppen aufsplitternden Publikums. Nicht mehr die große Bühne, sondern Probe- und Studiobühnen sind wichtig. Das globalisierte Regietheater, das mit dem ICE von Stadt zu Stadt reist, beschäftigt eher die großen Feuilletons. Doch Theater, das ganz bewusst auf die Bedürfnisse seines regionalen Publikums zugeschnitten ist und auf kleinen Bühnen den direkten Dialog sucht, es findet ein neues und vor allem junges Publikum. Ein Publikum, das nach Werten und Gruppenzugehörigkeit sucht, aber keine uniformen Darstellungsformen verlangt. Was dem einen künstlich erscheint, ist dem anderen Kunst. Was der eine als authentisch lobt, wirkt auf den anderen dilettantisch. So existiert sowohl das Als-Ob-Theater nachgemachter Emotionen wie das ironisch-intellektuelle Dekonstruktionstheater. Vor allem aber lebt neben dem Regietheater derzeit wieder das Schauspielertheater des Wortes auf.
Was der mexikanische Dramatiker Victor Hugo Rascón Banda in der Grußbotschaft des Internationalen Theaterinstituts zum Welttheatertag hervorhebt, benennt auch die deutsche Theaterentwicklung:
" Die Technologie hat versucht, das Theater in ein Feuerwerk, in ein Jahrmarktsspektakel zu verwandeln.
Heute erleben wir, wie wieder der Schauspieler vor das Publikum tritt. Heute sind wir Zeugen der Rückkehr des Wortes auf die Bühne. Theater ist ein Akt des Glaubens an den Wert eines vernünftigen Wortes in einer verrückten Welt. "
So ist das Theater mit seinen unterschiedlichen, auf einzelne Publikumssegmente zugeschnittenen Angeboten, die Diskussionen, Filme, Konzerte, Lounges zum Abhängen, gesellschaftspolitische Tagungen undundund umfassen können, nicht nur in Kleinstädten, sondern auch in Großstädten mittlerweile oft wieder zu einem Mittelpunkt kultureller Kommunikation geworden. Sicher, die Zeit der großen Theatertanker als alleiniger städtischer Kulturtempel mag in Deutschland vorbei gehen. Doch noch immer scheint das Theater gebraucht als ein Ort, an dem die Probleme der gesellschaftlichen Individuen öffentlich verhandelt werden können.