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Viel Schärfe für die digitale Fotografie

Die Anhängerschaft digitaler Fotografie wächst zwar stetig, doch noch immer schrecken die happigen Preise der High-Tech-Spielzeuge viele Interessenten ab. Ein neuer Chip könnte die Einstiegsschwelle deutlich senken und dem Sektor zu einem neuen Boom verhelfen: ADV-JP2000 vom Hersteller Analog Devices komprimiert Bilder nach dem aktuellen JPEG-2000-Standard mit exzellenten Resultaten und hilft so, teueren Speicher einzusparen.

Heinz Schmitz |
    Hauptschuld an den hohen Preise digitaler Kameras tragen vor allem die teuren Bild-Speicher. Denn: Ansehnlich aufgelöste Bilder mit zwei oder drei Millionen Pixel verschlingen, trotz Komprimierung, einige hundert Kilobyte. Damit erweisen sich die nötigen Speichermedien als Kostentreiber. Einen Ausweg bietet dagegen die Datenkompression. Ein Bild mit zwei Millionen Bildpunkten bringt es unkomprimiert auf stolze sechs Megabyte Speicher. Durch mathematische Tricks kann der Speicherbedarf ein Zehntel gedrückt werden, wenn auch zum Preis eines Datenverlustes. Der heute vorherrschende JPEG-Standard, senkt zwar den Platzbedarf der Urlaubs-Schnappschüsse drastisch, doch je mehr die Aufnahmen geschrumpft werden, desto stärker leidet darunter auch die Qualität und hässliche Artefakte schleichen sich ein.

    Der Grund für die bevorzugt an Kontrastkanten auftretenden Fehler liegt in dem mathematischen Algorithmus, der die Bilder in kleine 8 mal 8 Pixel große Blöcke zerlegt. Anschließend sucht das aufwändige Verfahren, die so genannte "Diskrete Cosinus Transformation", nach ähnlichen Blöcken, die dann als quasi ein einziger Durchschnitts-Block auf dem Speichermedium abgelegt werden. Je größer die Toleranz für diese "Ähnlichkeit" ist, desto weniger Speicher benötigt ein Bild. Allerdings werden diese Blöcke auch bei der Dekomprimierung des Bildes gleich dargestellt und rufen so die künstlichen Störungen hervor. Daher suchen Kamerahersteller nach einem Kompromiss zwischen Speicherbedarf und Bildqualität. Im Mutterland der Unterhaltungselektronik, Japan, stellte der amerikanische Chiphersteller Analog Devices jetzt eine integrierte Schaltung vor, die Bilder nach dem neuen JPEG-2000-Standard komprimiert. Die neue Technologie sei für die Hersteller von digitalen Kameras so attraktiv, so spekulieren Kenner der Szene, dass schon im nächsten Jahr mit ersten Produkte zu rechnen sei. Der Kompressionsalgorithmus des Chips arbeitet mit sehr viel größeren Bildteilen sowie einer so genannten Wavelet-Kompression, bei der die Bilder mit steigender Komprimierung an Schärfe verlieren. Das Bild wird quasi in "Schichten" zerlegt - je mehr Schichten schließlich abgespeichert werden, desto schärfer erscheint das Resultat. Erstaunlicher Effekt der Methode: Auch bei einer wesentlich höheren Kompressionsrate wirken die Aufnahmen für das menschliche Auge sogar noch angenehmer.

    Der neue ADV-JP2000-Chip versetzt die Kamerahersteller in die Lage, preisgünstige Einsteigerkameras mit weniger Speicher auszustatten, die trotzdem gegenüber bisherigen Modellen eine Steigerung in der Qualität aufweisen. So können etwa Fotos in wesentlich besserer Qualität bei gleichem Platzbedarf archiviert werden. Auch die Nachbearbeitung dürfte kein Problem darstellen, da für gängige Programme schon heute Zusatzmodule existieren, um JPEG-2000-Dateien zu bearbeiten.