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Viel zu tun, wenig Sicherheit

Sie machen die Buchhaltung, helfen im Betrieb - aber Sicherheit gibt es keine, wenn Frauen im Unternehmen ihres Mannes mitarbeiten. Inzwischen gibt es aber Interessenvertretungen für diese Frauen. Sie empfehlen, sich auf jeden Fall um einen Arbeitsvertrag zu kümmern und sich über mögliche Weiterbildungen zu informieren.

Von Andrea Lueg |
    Chefin, Teilhaberin, Partnerin - Unternehmerfrauen haben keine klare Berufsbezeichnung aber viele Aufgaben.

    " Ich war eigentlich in meinem Beruf ganz glücklich, auch noch sehr jung, da macht man sich vielleicht nicht so schrecklich viele Gedanken über Zukunft und lässt das Leben auf sich zukommen."

    Dreiundzwanzig war die Krankenschwester Ursula Klotz, als ihr der Malermeister Klotz über den Weg lief. Anderthalb Jahre später war sie verheiratet und hatte mit ihrem Mann eine GmbH gegründet.

    " Und das war eine harte Zeit, das muss ich schon sagen, man fing mit nichts oder weniger als nichts an und hat sich dann so über einige Jahre so langsam hochgehangelt."

    Gestartet war Ursula Klotz als Ehefrau ohne Arbeitsvertrag, denn das gab der Betrieb anfangs gar nicht her, heute ist sie Prokuristin in einem Betrieb mit sieben Mitarbeitern und zwei Azubis. Eine erfolgreiche Karriere ohne Zweifel, doch die wird von außen, bei Ehefrauen von Unternehmern nicht immer so gesehen.

    " Früher hieß es häufiger mal: die mithelfenden Ehefrauen - also dagegen verwahren wir uns wirklich, das ist Arbeit, das ist kein "helfen"."

    Karin Peters ist die Vorsitzende des Landesverbands der Unternehmerfrauen im Handwerk Nordrhein Westfalens. Die Mitgliedsfrauen dieses Vereins sind Unternehmerinnen, Teilhaberinnen, Ehefrauen, Partnerinnen oder Angestellte im Betrieb ihres Mannes. Für das, was sie machen, gibt es vielleicht keine eindeutige Berufsbezeichnung, das macht es aber nicht weniger anspruchsvoll.

    " Wir könnten praktisch nacheinander unsere Schilder rausstellen, im Moment bin ich die Ausbildungsabteilung oder ich bin die Personalabteilung oder ich bin das Rechnungswesen, die Buchhaltung, es ist ein sehr weites Feld. "

    Oft übernehmen die Frauen Aufgaben, die ihre Männer lieber vor sich herschieben. Gespräche mit der Bank etwa oder mit dem Steuerberater. Auch strategische Überlegungen, wie es mit dem Betrieb weitergehen soll, übernehmen sie oft, so wie Ursula Klotz.

    " Im Augenblick hab ich dann die ehrenvolle Aufgabe, schon ein bisschen zu planen, wie geben wir am besten unseren Betrieb in vier oder fünf Jahren an unseren Sohn ab."

    Einen anerkannten Ausbildungsabschluss gibt es für Unternehmerfrauen nicht. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel in die Insolvenz geht, dann hat der Mann zumindest noch seinen Meistertitel, die Frau unter Umständen gar nichts in der Hand, ganz gleich, wie viel sie gelernt hat. Unter anderem daran will der Verband etwas ändern.

    " Unser Verband hat sich deshalb gegründet, um den Frauen Unterstützung zu geben bei dieser Vielfalt der Aufgaben, zumal es so ist, dass viele Frauen keine kaufmännische Ausbildung haben. Was uns immer fasziniert hat bei Befragungen war, es kommen sehr viele Frauen aus einem sozialen Beruf, ob Kindergärtnerin, Krankenschwester."

    Alle Frauen, darauf drängt der Verband, sollten einen Arbeitsvertrag mit klar festgelegtem Aufgabenfeld und fester Bezahlung haben. Um eigene Rentenansprüche und Unterstützung bei Arbeitslosigkeit zu sichern ist das von zentraler Bedeutung. Schließlich kann auch eine Handwerkerehe mal in die Brüche gehen, oder, gerade in den letzten Jahren, ein Betrieb in die Insolvenz geraten. In Zusammenarbeit mit den Handwerkskammern bietet er auch Weiterbildungen an zur Bürokauffrau und zur Betriebswirtin. Bei den Kammern wurden die Frauen übrigens nicht von Anfang an mit offenen Armen empfangen.

    " Das wurde sehr kritisch gesehen von der ganzen Handwerksorganisation, denn man dachte, ja was möchten die Frauen denn nun? Die sollen sich wohl zusammensetzen und Erfahrungen austauschen, aber die Frauen wollten mehr Wissen haben."

    Und darum geht aus auch weiterhin und inzwischen mit mehr Unterstützung von den Organisationen. Bei Seminaren zu allen Themen rund um ihr Arbeitsfeld können sich Unternehmerfrauen im Verband auf dem laufenden halten. Nur mit dem Nachwuchs ist es schwierig, erzählt Karin Peters:

    "Heute die jungen Frauen, die haben einen eigenen Beruf und der macht denen Spaß. Und dann sagen die, probier du mal erst ob deine Firma läuft, mein Standbein behalte ich und dann wird dieser Absprung häufig nicht mehr so genommen."

    Ursula Klotz, die Ex-Krankschwester, hat ihren Schritt zur Unternehmerfrau nie bereut. Trotz vieler schwieriger Aspekte, findet sie, lohnt sich doch das gemeinsame Projekt Unternehmen.

    " Ich find's schade, man vergibt auch so ein stückweit Gemeinsamkeit, also so ein bisschen einen Fuß in der Tür des Betriebes meines Mannes oder die Interessen so ein bisschen mit wahrnehmen."