Wissenschaft
Viele Forschende sind Anfeindungen ausgesetzt

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland werden häufig angefeindet. Das hat eine repräsentative Umfrage des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung ergeben.

    Eine Forscherin gibt Flüssigkeit in eine Petrischale, in der künstliches Gewebe gezüchtet wird.
    Eine Forscherin gibt Flüssigkeit in eine Petrischale, in der künstliches Gewebe gezüchtet wird. (picture alliance / AP Photo / Matt Dunham)
    Fast die Hälfte der Forschenden gab laut der Studie an, in irgendeiner Form bereits Belästigungen beziehungsweise Angriffe erlebt zu haben. Die Mehrheit habe zudem berichtet, dass die Anfeindungen zugenommen hätten, sagte der Leiter der Studie, Clemens Blümel.

    Anfeindungen, Herabsetzungen, Morddrohungen

    Die Anfeindungen betreffen demnach nicht nur Professorinnen und Professoren, sondern Menschen in allen Positionen der akademischen Gemeinschaft. Am häufigsten (35 Prozent) wurden herablassende Äußerungen oder verletzende Kritik genannt - mit dem Ziel, die Kompetenz des Forschenden anzuzweifeln. In zwölf Prozent der Fälle wurde von persönlicher Diskriminierung berichtet. Laut Studie seltener waren Hassrede (7 Prozent) und Sachbeschädigung, Vandalismus oder gar Morddrohungen (unter 5 Prozent).
    Die Übergirffe seien dabei häufig ideologisch motiviert. Je aktueller und politisch umstrittener ein Forschungsfeld sei, desto eher würden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angefeindet. Derzeit würden insbesondere wissenschaftliche Äußerungen zu Themen wie Nahost, Ukraine oder dem Klimawandel Anfeindungen auslösen.

    Häufung vor allem während der Corona-Pandemie

    Bereits während der Corona-Pandemie berichteten viele Fachleute nach Medienauftritten von Beleidigungen und Hasskommentaren bis hin zu Morddrohungen. Der Virologe Christian Drosten etwa schilderte als Zeuge vor Gericht, wie ihn auf einem Campingplatz in Mecklenburg-Vorpommern ein Paar beleidigt und beschimpft hatte. Das Paar wurde wegen der verbalen Anfeindungen verwarnt, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Noch Ende 2023 berichteten fast die Hälfte der vom Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung Befragten von Angriffen, meist verbaler Art.

    Studienergebnisse sollen Beratungsstelle helfen

    Seit dem vergangenen Jahr gibt es eine zentrale bundesweite Beratungsstelle für Forschende, die in konkreten Fällen Unterstützung leisten soll. Die Studienergebnisse sollen auch in die Arbeit dieser Beratungsstelle einfließen.
    Diese Nachricht wurde am 16.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.