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"Viele hielten mich für den Großvater"

Eigentlich ist die Reproduktionsphase längst abgeschlossen: Die Kinder stecken mitten in der Pubertät - und dann passiert es: Mit 42 Jahren wird die Frau noch einmal schwanger. Aus der "späten Freiheit" wird eine "späte Elternschaft". Mirko Smiljanic hat ein Paar getroffen, dem genau das passiert ist.

Von Mirko Smiljanic |
    Mutter:
    "Ja, in der Schwangerschaft war es natürlich so, dass ich gedacht habe, nein, jetzt hast Du zwei pubertierende Damen und jetzt noch mal so ein keines Wesen, mit allem noch mal von vorne anfangen, mit Windeln wickeln, mit Kindergarten, durch die Schulen ziehen.

    Das Problem war eigentlich unser Bekanntenkreis, wir hatten eine Zweiteilung, wir hatten Freunde gehabt, die hatten gesagt, um Gottes Willen, überhaupt nicht, und ich könnte das gar nicht - die Frauen - und wir hatten Freunde gehabt, die haben gesagt, na ja, wir haben eigentlich diesen Punkt verpasst, noch mal was in die Welt zu setzen, damit unser Haus noch mit Leben erfüllt wird. Und da hat sich der Bekanntenkreis ein bisschen geteilt, und manche haben wir auf der Strecke verloren.

    Also es fing schon im Kindergarten an. Da kommst Du mit den jungen Müttern zusammen und den jungen Eltern, inzwischen gibt es in dem Kindergarten auch schon viele grauhaarige Väter, also ganz so ein Exot war ich nicht, aber die Themen, die da so anstanden, die haben mich nicht mehr so interessiert, weil, das kannte man ja schon alles im Prinzip."

    Vater:
    "Ja, also sehr viele hielten mich dann doch für den Großvater, nicht für den Vater. Nach Richtigstellung - freundlicher Richtigstellung - haben alle gelächelt und ich war stolz!"

    Mutter:
    "Wenn ich mit dem Kinderwagen unterwegs war, haben die Kinder um mich herum schon festgestellt, dass ich ein bisschen zu alt für Mutter sein bin und dachten, ich bin die Oma, das haben die rausbekommen. Also, die Erwachsenen waren immer ein bisschen zurückhaltend, die Mutter ist die Oma, aber die Kinder haben das gesehen."

    Vater:
    "Babys verjüngen! Man hat einen Zeitbonus gewonnen, man tut wieder Dinge, die man sich sonst nicht trauen würde."

    Mutter:
    "Ich bin zum Beispiel für die Pia hergegangen und habe ganz viele Sachen im Secondhandladen gekauft und hatte dann mit meiner zweitältesten Tochter eine Diskussion, ob sie mir das nicht wert wäre. Und da habe ich gesagt, weißt Du, die trägt die Sachen so kurz, die brauche ich nicht so lange, das geht auch, also man kann sich da so ein bisschen durchmogeln, es muss nicht ganz so teuer sein.

    Wir haben sehr viele Freunde, die wesentlich jünger sind wie wir, mit denen wir einen guten Kontakt haben, und das ist auch für mich interessant, weil meine Freunde in meinem Alter schon ganz anders reagieren und schon ganz anders denken, wie die jüngeren Freunde, von daher gesehen ist das für uns geistig ein riesen Zugewinn."