Diese Bilder haben die russischen Fernsehzuschauer nicht zu sehen bekommen. Verstörend genug: Araber, Syrer, stets Freunde und Verbündete noch aus vergangenen sowjetischen Zeiten, rufen rhythmisch antirussische Parolen, zünden dann sogar die russische weiß-blau-rote Staatsflagge an. "Dieser Anblick randalierender Oppositioneller gegen Assad ist unseren Menschen nicht zuzumuten." So in etwa dürfte sich die Programmentscheidung im staatlich überwachten Moskauer Fernsehzentrum Ostankino angehört haben. Stattdessen flimmert die offizielle Stellungnahme des russischen Außenamtsprechers Aleksandr Lukaschewitsch über die Bildschirme. Er begründet Moskaus Weigerung, sich dem jüngsten Vorschlag einer UN-Resolution des Weltsicherheitsrates gegen Syrien anzuschließen. Dort ist Russland ständiges Mitglied mit Veto-Recht:
"Die Situation in diesem Land stellt unserer Ansicht nach keine Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit dar. Sollte das anti-syrische Projekt behandelt werden, könnte eine Konsequenz daraus sein, dass die innere Spannung in Syrien noch weiter eskaliert. Und das hätte negative Auswirkungen auf die dortige Region insgesamt."
Vordergründig argumentiert Moskau schon seit Mitte Mai, es sei enttäuscht und verärgert, dass man seine konstruktive, kooperative Haltung im Fall der erfolgreichen Libyen-Resolution der Vereinten Nationen ausgenutzt habe. Russland, China und Deutschland hatten sich damals der Stimme enthalten und damit den NATO-Luftwaffen-Einsatz über Libyen ermöglicht. Ein zweites Mal - im Fall Syrien - will Russlands Staatspräsident Dmitrij Medvedev sich keine Blöße geben.
Eine Resolution gegen Syrien werde er auf gar keinen Fall unterstützen, kündigt er noch im Mitte Mai auf einer großen internationalen Pressekonferenz nahe Moskau an. Und setzt dann hinzu: "Selbst wenn mich meine Freunde und guten Bekannten darum bitten sollten."
Die Libyen-Resolution gilt vielen "Neo-Imperialen" in Russland als Zeichen der Schwäche, als ärgerlicher Ausrutscher, der sich nicht wiederholen dürfe. Ministerpräsident Putin ist damals einer der ersten gewesen, der den NATO-Einsatz gegen Gaddafis Regime harsch kritisiert hat - im offenen - manche sagen: illoyalen - Gegensatz zu seinem für die Außenpolitik verantwortlich zeichnenden Staatsoberhaupt Medwedew.
Assads Trumpfkarte in den Beziehungen zu Moskau ist ein von der russischen Kriegsmarine genutzter Flottenstützpunkt an der syrischen Küste. Diese Marinebasis ist der einzige Hafen am Mittelmeer, über den Moskau derzeit verfügen kann - mithin ein wichtiges strategisches Faustpfand für die überaus ehrgeizigen Pläne der russischen Admiralität, die weiß-blaue Andreaskreuz-Flagge bald wieder auf möglichst allen Weltmeeren zu zeigen. Assads Syrien - wie übrigens zuvor auch Gaddhafis Libyen - ist traditionell ein guter Kunde für russische Waffen aller Art: ein zuverlässiger Abnehmer, den Moskau keinesfalls verprellen, geschweige denn verlieren möchte.
Und noch eins fürchten die Nah- und Mittelost-Spezialisten in den russischen Think Tanks und im Moskauer Außenministerium: Stürzt das Regime von Assad, lässt sich kaum vorhersagen, welche Position seine Nachfolger in Bezug auf Moskau einnehmen werden. Werden sie pro-westlich sein oder gar islamistisch? Der arabische Flächenbrand brächte dann aus Moskauer Sicht womöglich auch den Iran ins Wanken, Syriens engsten Verbündeten im Mittelmeerraum. Der westliche Einfluss an Russlands Südgrenzen wüchse damit weiter - vom immer deutlicher der NATO zugeneigten Balkan, am Schwarzen Meer entlang, über eine zunehmend erstarkende Türkei weiter Richtung Südost.
Und nicht zuletzt: Wichtige Absatzmärkte für den russischen Rüstungssektor könnten dann ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Neben den Erlösen aus russischen Rohstoffexporten wie Erdgas und Erdöl gilt der Waffenhandel als eine der wichtigsten Devisen-Einnahmequellen Moskaus. Alles Negativ-Optionen, die aus Kreml-Sicht dagegen sprechen, zusammen mit dem Westen das syrische Assad-Regime nachhaltig unter Druck zu setzen.
Und so gilt bis auf Weiteres die von Medvedev mehrfach wiederholte russische Position: Assad müsse einfach Zeit gegeben werden, die von ihm angekündigten politischen Reformen umzusetzen. Sich von außen in die inneren Angelegenheiten Syriens einzumischen, komme dabei nicht infrage.
"Die Situation in diesem Land stellt unserer Ansicht nach keine Bedrohung für den internationalen Frieden und die Sicherheit dar. Sollte das anti-syrische Projekt behandelt werden, könnte eine Konsequenz daraus sein, dass die innere Spannung in Syrien noch weiter eskaliert. Und das hätte negative Auswirkungen auf die dortige Region insgesamt."
Vordergründig argumentiert Moskau schon seit Mitte Mai, es sei enttäuscht und verärgert, dass man seine konstruktive, kooperative Haltung im Fall der erfolgreichen Libyen-Resolution der Vereinten Nationen ausgenutzt habe. Russland, China und Deutschland hatten sich damals der Stimme enthalten und damit den NATO-Luftwaffen-Einsatz über Libyen ermöglicht. Ein zweites Mal - im Fall Syrien - will Russlands Staatspräsident Dmitrij Medvedev sich keine Blöße geben.
Eine Resolution gegen Syrien werde er auf gar keinen Fall unterstützen, kündigt er noch im Mitte Mai auf einer großen internationalen Pressekonferenz nahe Moskau an. Und setzt dann hinzu: "Selbst wenn mich meine Freunde und guten Bekannten darum bitten sollten."
Die Libyen-Resolution gilt vielen "Neo-Imperialen" in Russland als Zeichen der Schwäche, als ärgerlicher Ausrutscher, der sich nicht wiederholen dürfe. Ministerpräsident Putin ist damals einer der ersten gewesen, der den NATO-Einsatz gegen Gaddafis Regime harsch kritisiert hat - im offenen - manche sagen: illoyalen - Gegensatz zu seinem für die Außenpolitik verantwortlich zeichnenden Staatsoberhaupt Medwedew.
Assads Trumpfkarte in den Beziehungen zu Moskau ist ein von der russischen Kriegsmarine genutzter Flottenstützpunkt an der syrischen Küste. Diese Marinebasis ist der einzige Hafen am Mittelmeer, über den Moskau derzeit verfügen kann - mithin ein wichtiges strategisches Faustpfand für die überaus ehrgeizigen Pläne der russischen Admiralität, die weiß-blaue Andreaskreuz-Flagge bald wieder auf möglichst allen Weltmeeren zu zeigen. Assads Syrien - wie übrigens zuvor auch Gaddhafis Libyen - ist traditionell ein guter Kunde für russische Waffen aller Art: ein zuverlässiger Abnehmer, den Moskau keinesfalls verprellen, geschweige denn verlieren möchte.
Und noch eins fürchten die Nah- und Mittelost-Spezialisten in den russischen Think Tanks und im Moskauer Außenministerium: Stürzt das Regime von Assad, lässt sich kaum vorhersagen, welche Position seine Nachfolger in Bezug auf Moskau einnehmen werden. Werden sie pro-westlich sein oder gar islamistisch? Der arabische Flächenbrand brächte dann aus Moskauer Sicht womöglich auch den Iran ins Wanken, Syriens engsten Verbündeten im Mittelmeerraum. Der westliche Einfluss an Russlands Südgrenzen wüchse damit weiter - vom immer deutlicher der NATO zugeneigten Balkan, am Schwarzen Meer entlang, über eine zunehmend erstarkende Türkei weiter Richtung Südost.
Und nicht zuletzt: Wichtige Absatzmärkte für den russischen Rüstungssektor könnten dann ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Neben den Erlösen aus russischen Rohstoffexporten wie Erdgas und Erdöl gilt der Waffenhandel als eine der wichtigsten Devisen-Einnahmequellen Moskaus. Alles Negativ-Optionen, die aus Kreml-Sicht dagegen sprechen, zusammen mit dem Westen das syrische Assad-Regime nachhaltig unter Druck zu setzen.
Und so gilt bis auf Weiteres die von Medvedev mehrfach wiederholte russische Position: Assad müsse einfach Zeit gegeben werden, die von ihm angekündigten politischen Reformen umzusetzen. Sich von außen in die inneren Angelegenheiten Syriens einzumischen, komme dabei nicht infrage.