Von Regine Rachow
Das Wohlbefinden von zehn Herzinfarkt-Patienten zählt zu den wohl erfreulichsten Befunden. Den Männern wurden im zurückliegenden Jahr an der Rostocker Universität während einer Bypass-Operation Stammzellen aus dem eigenen Knochenmark implantiert. Dazu Gustav Steinhoff, Leiter der Studie:
Alle Patienten haben das ohne Komplikationen vertragen, bei allen hat sich die Herzfunktion auch gebessert und es haben sich auch keine Hinweise auf Nebenwirkungen der Therapie gezeigt, insbesondere keine Herzrhythmusstörungen oder schwere Entzündungsreaktionen.
Im Unterschied zu Kollegen etwa in Düsseldorf verwendeten die Rostocker Forscher als Implantat einen definierten Mix selektierter Stammzellen. Sie erhöhten die Dosis bisher in zwei Stufen, die dritte und letzte Dosisstufe liegt bei fünf Millionen aufgereinigter Zellen, dem Fünffachen der Ausgangsmenge. In den nächsten zwei, drei Wochen wollen sie darüber entscheiden, ob sie nach dem jetzigen Verträglichkeitstest eine zweite Studie beginnen. Die soll dann auch die Wirksamkeit des Verfahrens prüfen.
Wenn nachgewiesen ist, dass eine Effektivität der Zelltherapie vorliegt, ist es auch gerechtfertigt, das als alleinige Therapie auch bei anderen Indikationen zu versuchen, aber dafür ist es unserer Meinung nach noch zu früh.
Nach wie vor ist die Fachwelt bemüht, keinen übertriebenen Optimismus zu verbreiten. Die offenen Fragen sind unübersehbar, meint auch Mathias Freund, Hämatologe an der Rostocker Universität und wie Steinhoff Mitorganisator des Treffens:
Es ist die Frage, wie die Zellen Differenzierung, Ausreifung und Ausbildung von Funktionen steuern. Was ist das endogene Programm in den Zellen, was sind die Hilfsmittel, die sie einsetzen und welche Bedeutung haben Wachstumsfaktoren und Umweltbedingungen für die Zellen in ihren Geweben. Dazu wissen wir im Moment noch nicht so schrecklich viel.
Stammzellen im Labor zu vermehren, das gelingt schon mehr oder weniger gut – gleichviel, ob sie aus Embryonen oder von Patienten gewonnen wurden. Doch was mit Ihnen nach der Implantation im Körper der Patienten geschieht, dies vermag niemand genau zu sagen. Jüngst musste die Fachwelt Ergebnisse aus Denver und Los Angeles zur Kenntnis nehmen, wo man Parkinson-Kranke mit embryonalen Stammzellen behandelt hatte. 15 bis 20 Prozent der Patienten wiesen schwerste Nebenwirkungen auf. Andere Kollegen in USA und Kanada hingegen melden Erfreuliches über Schlaganfall-Patienten, die mit embryonalen Zellen behandelt wurden. Neurologe Arndt Rolfs, Mitorganisator der Baltic Stem Cell:
Erstaunlicherweise, was wirklich eine Sensation war in der Schlaganfall-Forschung, haben sich sechs von den zwölf Patienten dramatisch verbessert, also nicht nur in irgendwelchen Messverfahren, sondern im Wesentlichen hinsichtlich der Organisation von sehr alltäglichen Dingen des Lebens, wie sich selber waschen und versorgen zu können.
So schwankt die Fachwelt zwischen kalter Dusche und dem warmen Regen der Anerkennung. Tatsache ist, dass die Verwendung von embryonalen Stammzellen zunehmend kritisch diskutiert wird. Zeitgleich häufen sich die Erkenntnisse über das hohe Potenzial von Stammzellen, die im Körper erwachsener Menschen vagabundieren und therapeutisch einfach besser als embryonale Zellen verfügbar sind. Vor allem in Europa, wo Arbeiten an embryonalen Zellen in den meisten Ländern stark eingeschränkt sind, mag man froh über die Befunde sein. Das bestätigt Anna Wobus, Forscherin am Gaterslebener Institut für Pflanzengenetik:
Wir können eben aus einer Stammzelle des Knochenmarks nicht nur die blutbildenden Zellen entwickeln, sondern eben auch neurale, Leberzellen, Muskelzellen. Das ist natürlich eine Perspektive, die sehr anwendungsorientiert und von der Klinik außerordentlich begrüßt würde, wenn es uns gelingen würde, diese adulten Stammzellen in genügender Anzahl zu generieren, um sie dann spezifisch in den gewünschten Zelltyp zu differenzieren und dann in den Patienten wieder zu transplantieren.
Wobus selbst hat zwanzig Jahre an embryonalen Stammzellen von Mäusen geforscht. Ihre Erkenntnisse vor allem zu dem Programm, nach welchem die Zellen sich entfalten, sollen nun helfen, entsprechende Entwicklungsmechanismen bei adulten Stammzellen aufzudecken:
Wir nutzen unsere Erkenntnisse, was die Techniken und auch zum Teil die Signalmoleküle betrifft und wir haben Verfahren, Methoden aus dem embryonalen Stammzellgebiet übertragen auf die Arbeiten mit Stammzellen aus dem Dünndarmepithel. Das sind Arbeiten, die uns sehr hoffnungsfroh stimmen, dass uns gelingen wird, eventuell aus diesen Zellen Vorläuferzellen zu gewinnen, um sie dann in die gewünschte Richtung zu dirigieren.
Das Wohlbefinden von zehn Herzinfarkt-Patienten zählt zu den wohl erfreulichsten Befunden. Den Männern wurden im zurückliegenden Jahr an der Rostocker Universität während einer Bypass-Operation Stammzellen aus dem eigenen Knochenmark implantiert. Dazu Gustav Steinhoff, Leiter der Studie:
Alle Patienten haben das ohne Komplikationen vertragen, bei allen hat sich die Herzfunktion auch gebessert und es haben sich auch keine Hinweise auf Nebenwirkungen der Therapie gezeigt, insbesondere keine Herzrhythmusstörungen oder schwere Entzündungsreaktionen.
Im Unterschied zu Kollegen etwa in Düsseldorf verwendeten die Rostocker Forscher als Implantat einen definierten Mix selektierter Stammzellen. Sie erhöhten die Dosis bisher in zwei Stufen, die dritte und letzte Dosisstufe liegt bei fünf Millionen aufgereinigter Zellen, dem Fünffachen der Ausgangsmenge. In den nächsten zwei, drei Wochen wollen sie darüber entscheiden, ob sie nach dem jetzigen Verträglichkeitstest eine zweite Studie beginnen. Die soll dann auch die Wirksamkeit des Verfahrens prüfen.
Wenn nachgewiesen ist, dass eine Effektivität der Zelltherapie vorliegt, ist es auch gerechtfertigt, das als alleinige Therapie auch bei anderen Indikationen zu versuchen, aber dafür ist es unserer Meinung nach noch zu früh.
Nach wie vor ist die Fachwelt bemüht, keinen übertriebenen Optimismus zu verbreiten. Die offenen Fragen sind unübersehbar, meint auch Mathias Freund, Hämatologe an der Rostocker Universität und wie Steinhoff Mitorganisator des Treffens:
Es ist die Frage, wie die Zellen Differenzierung, Ausreifung und Ausbildung von Funktionen steuern. Was ist das endogene Programm in den Zellen, was sind die Hilfsmittel, die sie einsetzen und welche Bedeutung haben Wachstumsfaktoren und Umweltbedingungen für die Zellen in ihren Geweben. Dazu wissen wir im Moment noch nicht so schrecklich viel.
Stammzellen im Labor zu vermehren, das gelingt schon mehr oder weniger gut – gleichviel, ob sie aus Embryonen oder von Patienten gewonnen wurden. Doch was mit Ihnen nach der Implantation im Körper der Patienten geschieht, dies vermag niemand genau zu sagen. Jüngst musste die Fachwelt Ergebnisse aus Denver und Los Angeles zur Kenntnis nehmen, wo man Parkinson-Kranke mit embryonalen Stammzellen behandelt hatte. 15 bis 20 Prozent der Patienten wiesen schwerste Nebenwirkungen auf. Andere Kollegen in USA und Kanada hingegen melden Erfreuliches über Schlaganfall-Patienten, die mit embryonalen Zellen behandelt wurden. Neurologe Arndt Rolfs, Mitorganisator der Baltic Stem Cell:
Erstaunlicherweise, was wirklich eine Sensation war in der Schlaganfall-Forschung, haben sich sechs von den zwölf Patienten dramatisch verbessert, also nicht nur in irgendwelchen Messverfahren, sondern im Wesentlichen hinsichtlich der Organisation von sehr alltäglichen Dingen des Lebens, wie sich selber waschen und versorgen zu können.
So schwankt die Fachwelt zwischen kalter Dusche und dem warmen Regen der Anerkennung. Tatsache ist, dass die Verwendung von embryonalen Stammzellen zunehmend kritisch diskutiert wird. Zeitgleich häufen sich die Erkenntnisse über das hohe Potenzial von Stammzellen, die im Körper erwachsener Menschen vagabundieren und therapeutisch einfach besser als embryonale Zellen verfügbar sind. Vor allem in Europa, wo Arbeiten an embryonalen Zellen in den meisten Ländern stark eingeschränkt sind, mag man froh über die Befunde sein. Das bestätigt Anna Wobus, Forscherin am Gaterslebener Institut für Pflanzengenetik:
Wir können eben aus einer Stammzelle des Knochenmarks nicht nur die blutbildenden Zellen entwickeln, sondern eben auch neurale, Leberzellen, Muskelzellen. Das ist natürlich eine Perspektive, die sehr anwendungsorientiert und von der Klinik außerordentlich begrüßt würde, wenn es uns gelingen würde, diese adulten Stammzellen in genügender Anzahl zu generieren, um sie dann spezifisch in den gewünschten Zelltyp zu differenzieren und dann in den Patienten wieder zu transplantieren.
Wobus selbst hat zwanzig Jahre an embryonalen Stammzellen von Mäusen geforscht. Ihre Erkenntnisse vor allem zu dem Programm, nach welchem die Zellen sich entfalten, sollen nun helfen, entsprechende Entwicklungsmechanismen bei adulten Stammzellen aufzudecken:
Wir nutzen unsere Erkenntnisse, was die Techniken und auch zum Teil die Signalmoleküle betrifft und wir haben Verfahren, Methoden aus dem embryonalen Stammzellgebiet übertragen auf die Arbeiten mit Stammzellen aus dem Dünndarmepithel. Das sind Arbeiten, die uns sehr hoffnungsfroh stimmen, dass uns gelingen wird, eventuell aus diesen Zellen Vorläuferzellen zu gewinnen, um sie dann in die gewünschte Richtung zu dirigieren.