
In der Stadt Charwik, im Osten der Ukraine, gibt es so gut wie keinen Präsenzunterricht mehr. Nur eine Schule hat noch geöffnet - ihre 76 Klassenräume liegen in einer Metrostation. Das berichtete der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, im Deutschlandfunk.
Er war in Charkiw und hat die "Schule in der U-Bahn-Station" besucht. In den umgebauten Klassenräumen würden Kinder von der ersten bis zur 11. Klasse unterrichtet. "Darunter fährt die Bahn der Metro, darüber ist Luftalarm", sagte Schneider. Allein am Mittwoch habe er zehnmal einen Luftalarm in Charkiw erlebt. Für die Kinder und Jugendlichen seien der Präsenzunterricht und das Zusammensein mit Altersgenossen enorm wichtig. "Nach mehr als 600 Tagen und Nächten voller Angst ist das entscheidend für die mentale Gesundheit dieser Kinder."
Einige Kinder müssen seit Wochen in Luftschutzräumen bleiben
Schneider sorgt sich auch wegen des kommenden Winters um die Kinder in der Ukraine. UNICEF leistet auch Winterhilfe in Ortschaften, die noch näher an der Front sind als Charkiw. Die Organisation verteilt laut Schneider warme Kleidung und versorgt Krankenhäuser mit Heizgeräten. Dort hörte Schneider bei seinem Besuch von Eltern, die wegen der russischen Angriffe ihre Kinder seit Wochen nicht mehr nach draußen lassen. Die Kinder dürfen sich nur noch in den Luftschutzräumen aufhalten.
Vor allem die Dauer des russischen Angriffskrieges, der im Februar 2022 begann, belaste Kinder und Jugendliche. "Für jüngere Kinder ist das schon ein großer Teil ihrer Kindheit", sagte Schneider. Jugendliche seien aber noch stärker belastet. UNICEF mache deswegen gerade Jugendlichen in der Ukraine Angebote, um mit Gleichaltrigen zusammen zu sein.