Das Versuchsgebiet im Yasuni-Nationalpark ist nur so groß wie 35 Fußballfelder - und trotzdem wachsen hier allein 1100 verschiedene Baumarten dicht an dicht. Seit 1995 wird das Waldstück von Biologen und Ökologen nach allen Regeln der Kunst untersucht. Der Doktorand Nathan Kraft von der University of California in Berkeley ist drei Sommer lang dabei:
"Ich habe dabei vor allem die Blätter der verschiedenen Baumarten gesammelt, ihren Stickstoffgehalt bestimmt oder ihre Dicke gemessen, weil das Aufschluss darüber gibt, wie schnell sie Photosynthese betreiben. Andere im Team haben über viele Jahre hinweg das Holz der Bäume untersucht oder Blüten und Samen gesammelt."
Es ging darum, einen Schritt weiter zu kommen bei der Beantwortung der offenen Frage in der Ökologie: Wie entsteht Artenvielfalt? Solang man das nicht weiß, lassen sich viele Probleme kaum vernünftig bearbeiten. Denn wie will man beispielsweise die Auswirkungen des Klimawandels beurteilen, wenn niemand eine Ahnung hat, wie etwa die tropische Artenvielfalt überhaupt zustande kommt?
"Das ist die grundlegende Frage, die hinter unserer Arbeit steckt. Es gibt zwei Theorien. Die traditionelle ist die von den berühmten Nischen. Die Arten teilen sich sozusagen das Land untereinander auf und jede zieht darin ihr eigenes Ding durch, jede hat andere Ansprüche und sucht sich danach ihren Standort. Das Problem ist, dass es bei tropischen Regenwäldern wie den Yasuni wirklich sehr schwer vorstellbar ist, wie da jede der 1100 Baumarten ihre eigene Nische finden konnte. Deshalb besagt eine neue Theorie, dass die Vielfalt das Ergebnis von Zufällen ist, davon, wer gerade wo lebt oder stirbt."
Dann hätten die unterschiedlichen Fähigkeiten der einzelnen Arten keinen Einfluss auf ihre Überlebens-Chancen, erläutert David Ackerly von der University of California in Berkeley. Stimmt diese "neutrale Theorie", würden die Baumarten hier im Yasunì-Regenwald wahllos zusammengemischt worden sein. Alles hängt vom Zufall ab. Bei der Nische hingegen geht es um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Arten, und die bestimmen, wer wo wächst. Die Ergebnisse ihrer etwa dreijährigen Untersuchung vor Ort sprechen für die Nische. Kraft:
"Bäume, die nebeneinander wachsen, haben leicht andere Überlebensstrategien als ihre Nachbarn."
Die Ökologen fanden Unterschiede bei den Wachstumsraten, der Aufnahme von Nährstoffen oder den Photosyntheseraten. Diese Unterschiede waren manchmal winzig, aber statistisch relevant. Ackerly:
"Seit langem ist bekannt, dass sich die Bäume beispielsweise darin unterscheiden, ob sie zum Keimen Licht brauchen. Dann sind sie darauf angewiesen, dass einer der Baumriesen umstürzt. Das ist eine große Nische. Aber im Regenwald keimen Hunderte von Arten im Schatten. Was unterscheidet die voneinander, wo ist deren Nische? Da haben wir unter anderem Unterschiede in der Größe ihrer Samen gefunden, wie sie sich im Boden verhalten oder wie weit sie verteilt werden."
Eine wesentliche Triebfeder für die Vielfalt der Arten könnte Stress sein, vermutet David Ackerly. Denn nicht nur bei den Untersuchungen im Yasunì-Regenwald sieht es so aus, als ob seltene Arten in tropischen Regenwäldern weniger mit Krankheitserregern und Fressfeinden zu kämpfen hätten als die häufigen. Im Lauf der Zeit könnte so eine Art Schaukel entstehen. Seltene Arten sind im Vorteil, vermehren sich - um selbst zum Ziel der Attacken zu werden, so dass andere ihren Vorteil wahrnehmen… Das sorgt für steten Wandel - und damit für viel mehr Chancen für alle.
"Ich habe dabei vor allem die Blätter der verschiedenen Baumarten gesammelt, ihren Stickstoffgehalt bestimmt oder ihre Dicke gemessen, weil das Aufschluss darüber gibt, wie schnell sie Photosynthese betreiben. Andere im Team haben über viele Jahre hinweg das Holz der Bäume untersucht oder Blüten und Samen gesammelt."
Es ging darum, einen Schritt weiter zu kommen bei der Beantwortung der offenen Frage in der Ökologie: Wie entsteht Artenvielfalt? Solang man das nicht weiß, lassen sich viele Probleme kaum vernünftig bearbeiten. Denn wie will man beispielsweise die Auswirkungen des Klimawandels beurteilen, wenn niemand eine Ahnung hat, wie etwa die tropische Artenvielfalt überhaupt zustande kommt?
"Das ist die grundlegende Frage, die hinter unserer Arbeit steckt. Es gibt zwei Theorien. Die traditionelle ist die von den berühmten Nischen. Die Arten teilen sich sozusagen das Land untereinander auf und jede zieht darin ihr eigenes Ding durch, jede hat andere Ansprüche und sucht sich danach ihren Standort. Das Problem ist, dass es bei tropischen Regenwäldern wie den Yasuni wirklich sehr schwer vorstellbar ist, wie da jede der 1100 Baumarten ihre eigene Nische finden konnte. Deshalb besagt eine neue Theorie, dass die Vielfalt das Ergebnis von Zufällen ist, davon, wer gerade wo lebt oder stirbt."
Dann hätten die unterschiedlichen Fähigkeiten der einzelnen Arten keinen Einfluss auf ihre Überlebens-Chancen, erläutert David Ackerly von der University of California in Berkeley. Stimmt diese "neutrale Theorie", würden die Baumarten hier im Yasunì-Regenwald wahllos zusammengemischt worden sein. Alles hängt vom Zufall ab. Bei der Nische hingegen geht es um die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Arten, und die bestimmen, wer wo wächst. Die Ergebnisse ihrer etwa dreijährigen Untersuchung vor Ort sprechen für die Nische. Kraft:
"Bäume, die nebeneinander wachsen, haben leicht andere Überlebensstrategien als ihre Nachbarn."
Die Ökologen fanden Unterschiede bei den Wachstumsraten, der Aufnahme von Nährstoffen oder den Photosyntheseraten. Diese Unterschiede waren manchmal winzig, aber statistisch relevant. Ackerly:
"Seit langem ist bekannt, dass sich die Bäume beispielsweise darin unterscheiden, ob sie zum Keimen Licht brauchen. Dann sind sie darauf angewiesen, dass einer der Baumriesen umstürzt. Das ist eine große Nische. Aber im Regenwald keimen Hunderte von Arten im Schatten. Was unterscheidet die voneinander, wo ist deren Nische? Da haben wir unter anderem Unterschiede in der Größe ihrer Samen gefunden, wie sie sich im Boden verhalten oder wie weit sie verteilt werden."
Eine wesentliche Triebfeder für die Vielfalt der Arten könnte Stress sein, vermutet David Ackerly. Denn nicht nur bei den Untersuchungen im Yasunì-Regenwald sieht es so aus, als ob seltene Arten in tropischen Regenwäldern weniger mit Krankheitserregern und Fressfeinden zu kämpfen hätten als die häufigen. Im Lauf der Zeit könnte so eine Art Schaukel entstehen. Seltene Arten sind im Vorteil, vermehren sich - um selbst zum Ziel der Attacken zu werden, so dass andere ihren Vorteil wahrnehmen… Das sorgt für steten Wandel - und damit für viel mehr Chancen für alle.