Problematisch sei, dass sich die Familie oftmals von den Älteren abwende und das gerade in der Zeit, in der sie am meisten gebraucht würde, sagte Böhm im Deutschlandfunk. Einsamkeit sei aber kein Phänomen der alten Menschen - auch viele Junge seien betroffen: Sie flüchteten sich oftmals in Computerspiele oder TikTok, dies sei aber nur Ablenkung. Den meisten sei gar nicht bewusst, dass sie einsam seien.
Mit Blick auf das Bundeskabinett und seinen Beschluss einer Einsamkeitsstrategie meinte Böhm, man sei noch nicht ausreichend gut aufgestellt in Deutschland. Auch die Psychologin Maike Luhmann hatte die vor Weihnachten verabschiedete Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit als unzureichend kritisiert. Sie bestehe aus über hundert, größtenteils sinnvoll klingenden Maßnahmen, sagte sie der "Süddeutschen Zeitung". Problematisch sei aber, dass kein Euro mehr investiert werde. In anderen Ländern gebe es indes schon Einsamkeitsministerien. Die Professorin, die die Bundesregierung berät, erklärte, der Fokus in der Einsamkeitsforschung liege auf jüngeren oder älteren Menschen. Doch auch Menschen mittleren Alters seien gefährdet - etwa wenn ihnen für Freundschaften wenig Zeit bleibe, da sie Kinder, Haus und Karriere meistern müssten.
Müntefering dringt auf Strategien gegen Einsamkeit im Alter
Der frühere SPD-Vorsitzende Müntefering dringt auf Strategien gegen Einsamkeit im Alter. Jeden Tag stürben in Deutschland Menschen ganz alleine, sagte er der "Augsburger Allgemeinen". Mit Recht habe das in der Pandemiezeit Empörung ausgelöst. Deshalb müsse sich die Gesellschaft überlegen, was man da tun könne. Als Beispiel nannte Müntefering, dass Kommunen Sozialarbeiter beschäftigten, die sich um einsame Menschen kümmerten und die mal anriefen oder vorbeikämen.
Im vergangenen Jahr hatten sich erneut mehr als eine Million Menschen an die Telefonseelsorge gewandt. Nach Angaben eines Sprechers waren die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine häufig Anlass für die Anrufe. Aber auch Einsamkeit und depressive Stimmungen spielten eine große Rolle, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Diese Nachricht wurde am 14.02.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.