In "The Rhythm of Life" sind die jugendlichen Tänzer ganz bei sich. Alle acht tragen Kopfhörer, bewegen sich locker. Jeder bekommt jetzt sein Solo. Kopfhörer runter, und schon hören wir seine Lieblingsmusik, und er sagt, was er übers Tanzen denkt. So ruft der 19-jährige Lockenkopf Maurus Gauthier aus der Schweiz im Dialekt etwas von "Spaß haben und kreativ sein" in den Raum und faltet seinen flexiblen Körper wie ein Grashalm im Wind. Um sich sodann in ein paar Rap-Bewegungen mit Bodenkontakt zu werfen. Die 20-jährige Natalie Ogonek aus den USA geht zu klassischer Musik in Streckung, Graeme Fuhrman aus Ontario, 20, stampft Rockbeats mit Headbanging in den Boden. Und für den 21-jährigen Daan van den Akker ist die Botschaft ein kesser Blick.
Stacey Denhams sprühende Personality-Choreographie lässt an diesem ersten eigenen Abend des neuen Bundesjugendballetts im ausverkauften Hamburger Ernst-Deutsch-Theater spüren, womit diese junge Company in Zukunft am meisten punkten wird: mit Geschichten und Bewegungen, die aus dem eigenen Erfahrungsschatz der jungen Tänzer kommen. Hier werden sich zweifellos besonders jugendliche Zuschauer gut wiederfinden können. Auftritte in Jugendzentren, unter anderem im angesagten Hamburger Szene-Club "Uebel und gefährlich", sind schon gebucht. Gastspiele vor Kindern und Abiturienten in Schulen hat es schon gegeben. Dabei durften die Jugendlichen auch selbst mitmachen, etwa die 19-jährige Gabriela Finardi aus Brasilien hochheben und so die eigentümliche Nähe des Tanzpartners spüren.
Auch Tänzer erleben im Pas de deux noch magische Momente. Davon erzählt die 19-jährige Japanerin Yukino Takaura in Denhams Tanzstück, wenn sie Daan plötzlich Nase an Nase in die Augen guckt. Kurze Statements, Videobeobachtungen und individuelle Tanzsequenzen machen aus "The rhythm of life" die Visitenkarte der Company, die von dem unkonventionellen Ansatz zeugt.
Das Verhältnis der jungen Leute scheint familiär. Vier Schüler der John-Neumeier-Ballettschule in Hamburg und vier Auswärtige wurden im vergangenen Jahr gecastet, um als erstes Bundesjugendballett an den Start zu gehen. Seit 15. September trainieren sie. 2,8 Millionen Euro hat der Staatsminister für Kultur für die nächsten vier Jahre zur Verfügung gestellt.
Für Hamburgs Ballettintendant John Neumeier, der auch der jungen Compagnie in seinem Ballettzentrum ehrenamtlich vorsteht, war es ein langgehegter Traum, eine so flexible, unabhängige Gruppe zu haben. Sie ist zwischen Ballettschulen und professionellen Compagnien angesiedelt, eine Art fortgesetzter Meisterkurs, durch den die Tänzer fit gemacht werden sollen für möglichst vielfältige Aufgaben auch außerhalb klassischer Großcompagnien. Und im Gegensatz zu anderen Elevenprogrammen steht das eigene Profil im Vordergrund, Einspringen im Hamburg-Ballett ist ausdrücklich nicht vorgesehen.
Stattdessen will man ganz nah an verschiedene Zuschauergruppen herankommen. Ob Altersheim oder Turnhalle, die Compagnie passt sich an. Und die Tänzer tragen auch mal die Scheinwerfer und schminken sich selbst.
Das tänzerische Niveau ist die unstrittige Basis, und dafür steht mit dem künstlerischen Leiter Kevin Haigen ein erfahrener Tänzer und Pädagoge ein. Auch an den Beginn des Debüt-Abends der jungen Compagnie hat er ein klassisches Werk gesetzt, Ausschnitte aus August Bournonvilles "Napoli" von 1842. Den jungen Tänzern gelingen Pirouetten und Sprünge in federnder Heiterkeit. Nur wie man zum letzten Takt noch mal aufstrahlt nach der Drehung, das Lächeln mit dem Angesicht der Partnerin motiviert, dafür wird noch Erfahrung gebraucht.
Überzeugend ist vor allem die Vielseitigkeit der Tänzer, denn zwischen Klassik und "Rhythm of life" steht mit "Pogromnacht/Requiem" ein denkbar ernstes Stück. Es entstand bereits für die "Nacht der Jugend" im Hamburger Rathaus. Drei Tänzer haben es selbst entwickelt. Der 18-jährige Patrick Eberts aus Bamberg lässt Eindrücke nebeneinanderstehen: Ein Mann klopft auf der Gitarre, drei Männer hintereinander bilden eine Windmühle aus Armen im Hakenkreuz, Furcht und Angst kennzeichnet die Frauensoli. Das stimmt, gehört aber zu den erwartbaren Lösungen für eine Bedrohung, die doch wohl monströser war.
In Natalia Horecnas Schlussstück "Dressed up" ist dann viel Skurrilität und Groteske gefragt. Wenn drei Weißkittel eine Art Coppelia basteln, die nachher zerfleddert wird, akzentuieren Schreie und Piepsen diesen Comic. Dem schließt sich ein wieder natürlich-lockerer Teil an. Dramaturgisch bleibt das unplausibel, aber die Tänzer schaffen auch diesen Stilwechsel, sind bereit zur Deformation. Demnächst werden sie in Heidelberg zu Schuberts "Schöner Müllerin" tanzen und im Gefängnis Rottenburg mit Häftlingen zu deren Liedern rappen. Die Offenheit, Frische, Motiviertheit der acht jungen Leute lässt spannende Ergebnisse erwarten.
Stacey Denhams sprühende Personality-Choreographie lässt an diesem ersten eigenen Abend des neuen Bundesjugendballetts im ausverkauften Hamburger Ernst-Deutsch-Theater spüren, womit diese junge Company in Zukunft am meisten punkten wird: mit Geschichten und Bewegungen, die aus dem eigenen Erfahrungsschatz der jungen Tänzer kommen. Hier werden sich zweifellos besonders jugendliche Zuschauer gut wiederfinden können. Auftritte in Jugendzentren, unter anderem im angesagten Hamburger Szene-Club "Uebel und gefährlich", sind schon gebucht. Gastspiele vor Kindern und Abiturienten in Schulen hat es schon gegeben. Dabei durften die Jugendlichen auch selbst mitmachen, etwa die 19-jährige Gabriela Finardi aus Brasilien hochheben und so die eigentümliche Nähe des Tanzpartners spüren.
Auch Tänzer erleben im Pas de deux noch magische Momente. Davon erzählt die 19-jährige Japanerin Yukino Takaura in Denhams Tanzstück, wenn sie Daan plötzlich Nase an Nase in die Augen guckt. Kurze Statements, Videobeobachtungen und individuelle Tanzsequenzen machen aus "The rhythm of life" die Visitenkarte der Company, die von dem unkonventionellen Ansatz zeugt.
Das Verhältnis der jungen Leute scheint familiär. Vier Schüler der John-Neumeier-Ballettschule in Hamburg und vier Auswärtige wurden im vergangenen Jahr gecastet, um als erstes Bundesjugendballett an den Start zu gehen. Seit 15. September trainieren sie. 2,8 Millionen Euro hat der Staatsminister für Kultur für die nächsten vier Jahre zur Verfügung gestellt.
Für Hamburgs Ballettintendant John Neumeier, der auch der jungen Compagnie in seinem Ballettzentrum ehrenamtlich vorsteht, war es ein langgehegter Traum, eine so flexible, unabhängige Gruppe zu haben. Sie ist zwischen Ballettschulen und professionellen Compagnien angesiedelt, eine Art fortgesetzter Meisterkurs, durch den die Tänzer fit gemacht werden sollen für möglichst vielfältige Aufgaben auch außerhalb klassischer Großcompagnien. Und im Gegensatz zu anderen Elevenprogrammen steht das eigene Profil im Vordergrund, Einspringen im Hamburg-Ballett ist ausdrücklich nicht vorgesehen.
Stattdessen will man ganz nah an verschiedene Zuschauergruppen herankommen. Ob Altersheim oder Turnhalle, die Compagnie passt sich an. Und die Tänzer tragen auch mal die Scheinwerfer und schminken sich selbst.
Das tänzerische Niveau ist die unstrittige Basis, und dafür steht mit dem künstlerischen Leiter Kevin Haigen ein erfahrener Tänzer und Pädagoge ein. Auch an den Beginn des Debüt-Abends der jungen Compagnie hat er ein klassisches Werk gesetzt, Ausschnitte aus August Bournonvilles "Napoli" von 1842. Den jungen Tänzern gelingen Pirouetten und Sprünge in federnder Heiterkeit. Nur wie man zum letzten Takt noch mal aufstrahlt nach der Drehung, das Lächeln mit dem Angesicht der Partnerin motiviert, dafür wird noch Erfahrung gebraucht.
Überzeugend ist vor allem die Vielseitigkeit der Tänzer, denn zwischen Klassik und "Rhythm of life" steht mit "Pogromnacht/Requiem" ein denkbar ernstes Stück. Es entstand bereits für die "Nacht der Jugend" im Hamburger Rathaus. Drei Tänzer haben es selbst entwickelt. Der 18-jährige Patrick Eberts aus Bamberg lässt Eindrücke nebeneinanderstehen: Ein Mann klopft auf der Gitarre, drei Männer hintereinander bilden eine Windmühle aus Armen im Hakenkreuz, Furcht und Angst kennzeichnet die Frauensoli. Das stimmt, gehört aber zu den erwartbaren Lösungen für eine Bedrohung, die doch wohl monströser war.
In Natalia Horecnas Schlussstück "Dressed up" ist dann viel Skurrilität und Groteske gefragt. Wenn drei Weißkittel eine Art Coppelia basteln, die nachher zerfleddert wird, akzentuieren Schreie und Piepsen diesen Comic. Dem schließt sich ein wieder natürlich-lockerer Teil an. Dramaturgisch bleibt das unplausibel, aber die Tänzer schaffen auch diesen Stilwechsel, sind bereit zur Deformation. Demnächst werden sie in Heidelberg zu Schuberts "Schöner Müllerin" tanzen und im Gefängnis Rottenburg mit Häftlingen zu deren Liedern rappen. Die Offenheit, Frische, Motiviertheit der acht jungen Leute lässt spannende Ergebnisse erwarten.